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Im fünften Himmel

Im fünften Himmel

Titel: Im fünften Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan McCafferty
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blöd an?«
    Â»Siehst du gar nicht die Ironie an der Sache?«
    Â»Ironie? Was ist daran ironisch?«
    Â»Dass du nicht gerade die naheliegendste Wahl als Geistliche für eine Trauung bist, liegt nicht nur an deinem fehlenden Glauben an eine höhere Macht. Sondern vielmehr am fehlenden Glauben an d–«
    Â»Mein Redetalent?«
    Â»Ã„h, genau. Ganz genau das meinte ich mit Ironie.«
    Â»Weißt du, was wirklich die Ironie an der Sache ist? Nachdem Bridget und Percy diese abgelegene und nicht ganz billige Location für die Hochzeit gebucht hatten, habe ich ihnen gesagt, sie könnten die Zusagen als Gradmesser nehmen, wer von ihren Freunden zählt und wer nicht. Sie könnten herausfinden, welchen Freunden und Verwandten sie wirklich am Herzen liegen, weil nur die bereit wären, sich freizunehmen, das Geld für den Flug zu investieren und tatsächlich zu kommen .«
    Â»Das ist wirklich ironisch . Aber ich bin sicher, dass sie wissen, du bist eigentlich bei ihnen, Jessica, wenn schon nicht körperlich, dann doch im Geiste.«
    Â»Ja, ich weiß. Habe ich schon gehört. Aber ich bin trotzdem sauer auf mich, dass ich den Flug verpasst habe. Und wenn ich in der Maschine nachher keinen Platz mehr kriege, dann komme ich erst morgen Vormittag hier weg, und das heißt, dass ich die Trauung ganz verpasse, was ich richtig scheiße finde, weil ich natürlich dabei sein will, wenn meine beiden besten Freunde heiraten.«
    Â»Und als wäre das noch nicht schlimm genug, geht es dir auch noch schlecht.«
    Â»Genau. [Husten. Husten. Schniefen.] Diese Krämpfe sind echt, ähm, die Hölle . Au.«
    Â»Ja, das merkt man.«
    Â»Die Hochzeit ist jedenfalls keine Riesenveranstaltung, bloß die Familien und ein paar ausgewählte Freunde. Höchstens fünfundzwanzig Gäste. Also wird meine Abwesenheit nicht unbemerkt bleiben.«
    Â»Ich bin sicher, deine Abwesenheit würde auch nicht unbemerkt bleiben, wenn sie fünfhundert Gäste eingeladen hätten.«
    Â»Soll ich mich deswegen jetzt besser fühlen?«
    Â»Ich meinte bloß, dass du nicht zu übersehen bist.«
    Â»Ã„h – vielen Dank. Was soll das bedeuten – dass ich allen so auf die Nerven gehe, dass jeder merkt, wenn ich nicht da bin?«
    Â»Nein! Das meinte ich ganz und gar nicht! Ich meinte, du fehlst. Man merkt gleich, wenn du nicht da bist, weil du dann fehlst.«
    Â»Ah, okay.«
    [Pause.]
    Â»Ich bin ziemlich sicher, dass mein Schweigejahr meine Fähigkeit, wie ein normaler Mensch zu reden, dauerhaft beeinträchtigt hat. Ich verwende Worte fast wie ein Zweitsprachler.«
    Â»Für einen Anhänger Lacan’scher Theorien wärst du ein gefundenes Fressen.«
    Â»Für einen was?«
    Â»Vergiss es. Sprich weiter.«
    Â»Na ja, ich habe ständig das Gefühl, dass ich Englisch als Zweitsprache spreche. Oder als Dritt- oder Viertsprache: LOLspeak, mit Babelfisch aus dem phonetischen Chinesisch übertragen.«
    Â»Du klingst also wie … wie ein schlechtes Tattoo?«
    Â»Autsch. Jetzt bin ich verletzt.«
    Â»Oh Gott. Wieso habe ich das gesagt?«
    Â»Ist schon gut. Die Schmerzen sind einigermaßen erträglich.«
    Â»Tut mir echt leid!«
    Â»Ich mache Witze, Jessica. Du musst dich nicht entschuldigen.«
    Â»Ich habe echt keine Ahnung, was mich geritten hat, das zu sagen.«
    Â»Darf ich etwas tun?«
    Â»Das hängt wohl davon ab, was.«
    Â»Ich möchte es aussprechen: Dieses Gespräch ist keine leichte Sache.«
    Â»Echt? Ich dachte, bloß mir fällt es so schwer.«
    Â»Was? Machst du Witze? Wir reden gerade mal ein paar Minuten, und schon schwitze ich mir den Arsch ab.«
    Â»Vielleicht solltest du mal deinen tollen Pullover ausziehen.«
    [Pause.]
    Â»Und, besser?«
    Â»Mein Hemd klebt mir immer noch am Leib, aber – ja.«
    Â»Wirklich, ich weiß deine Ehrlichkeit zu schätzen, Marcus. Ich bin auch nervös.«
    Â»Du siehst aber gar nicht nervös aus. Du kaust zum Beispiel nicht auf der Lippe rum.«
    Â»Was?«
    Â»Du kicherst nicht, und du kaust dir nicht auf der Unterlippe herum. Das ist sonst ein todsicherer Hinweis, dass du nervös bist.«
    Â»War ein todsicherer Hinweis. Ich habe es mir abgewöhnt. So was tue ich nicht mehr.«
    Â»Oh.«
    Â»Ich kaue also vielleicht nicht auf meiner Lippe herum, aber das heißt nicht, dass mir diese

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