Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im fünften Himmel

Im fünften Himmel

Titel: Im fünften Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan McCafferty
Vom Netzwerk:
stimmt«, entgegnet Marcus, der auf der anderen Seite des anderen Bettes steht.
    Â»Besonders gefällt mir die beruhigende Farbpalette aus erdigen Tönen«, bemerkt Jessica. »Echt nett.«
    Â»Ich bin ganz angetan von der geräumigen Duschkabine«, antwortet Marcus, »und den hochwertigen unentgeltlichen Toilettenartikeln.«
    Â»Sehr nett.«
    Â»Ein nettes Zimmer zu einem netten Preis.«
    Â»Für zwei nette Menschen.«
    Â»Die nettesten.«
    Jessica lacht unbehaglich und fragt sich, wie lange sie so weitermachen können. Marcus fährt fort.
    Â»Dieses Bett«, sagt er und legt beide Hände flach auf das Bett, das er gewählt hat. Er drückt sie mehrmals in rascher Folge nach unten, als wollte er die Matratze wiederbeleben.
    Â»Was ist mit diesem Bett ?«, fragt Jessica wie auswendig gelernt und kommt sich vor wie die Stichwortgeberin eines Starkomikers, die ihm den Weg zur Pointe ebnen muss.
    Â»Das ist wie mit der Pistole im ersten Akt«, sagt er.
    Jessica starrt ihn verständnislos an.
    Â»Wenn im ersten Akt des Stücks eine Pistole auftaucht, dann wird sie mit Sicherheit im zweiten Akt eine tragende Rolle übernehmen.«
    Als Jessica den Kopf schüttelt, löst sich ihr Pferdeschwanz und wischt mit leisem Geräusch über den Bettbezug. »Ich kann dir versichern, wenn dieses Bett eine tragende Rolle übernimmt, wie du sagst, dann nur zum Zweck des Schlafens.«
    Marcus grinst. »Wenn du meinst.«
    Â»Das meine ich.«
    Hier könnte die Anspielung enden. Sollte sie auch. Doch Jessica kann ihre Zunge nicht im Zaum halten, so wenig wie Marcus seine Gedanken.
    Â»Ãœbrigens«, sagt sie, befreit ihr Haar aus der elastischen Fessel und schüttelt es übers Kissen, »ist das Bett nicht der einzige Ort, an dem du keinen Sex mit mir haben wirst.«
    Marcus zieht eine Augenbraue hoch.
    Â»Du wirst außerdem auf dem Fußboden keinen Sex mit mir haben, genauso wenig in dem Schreibtischstuhl da drüben oder in der Dusche oder im Fahrstuhl am Ende des Ganges. Die Zahl der Orte, an denen du keinen Sex mit mir haben wirst, ist unbegrenzt.«
    Marcus schluckt hörbar, einmal, zweimal, noch einmal. Jedes Mal hüpft sein Adamsapfel auf und ab wie eine Gummiente auf See.
DREI
    Sie testet mich , denkt Marcus. Und ich bestehe.
    Marcus versucht sich zu beweisen, dass er noch imstande ist, sie im Streitgespräch zu fordern und zu reizen. Noch ist er nicht k.o. gegangen, aber ihre mündlichen und schriftlichen Prüfungen haben ihn an Körper und Geist geschlaucht. Und nach Jessicas schläfriger Haltung auf dem Bett zu urteilen, muss auch sie erst wieder Kräfte sammeln, ehe sie die Unterhaltung fortsetzen kann.
    Nein, kein Test , überlegt es sich Marcus kopfschüttelnd anders. Das ist zu einseitig. Das hier ist ein komplexes Zusammenspiel. Ein rhetorischer Pas de deux. Das habe ich vermisst , denkt Marcus. Ich habe dich vermisst.
    Â»Was?«, fragt Jessica.
    Â»Was was ?«
    Â»Du hast gerade den Kopf über mich geschüttelt.«
    Â»Habe ich wirklich?« Marcus hat es nicht bemerkt.
    Â»Hast du.«
    Â»Oh.«
    Jessica ist zu müde oder zu uninteressiert, um weiterzufragen.
    Marcus muss unter die Dusche. Er hat sich seit einer Woche nicht mehr richtig gewaschen. In New Orleans hat er mit den anderen Freiwilligen aus Princeton in einer Zeltstadt gewohnt, die man wohlwollend als spartanisch und boshaft als verwahrlost beschreiben könnte. Genauer gesagt war es ein sehr einfaches Basislager, wo fließendes Wasser und Strom zwar gelegentlich verfügbar waren, aber selten genutzt wurden. Erst jetzt, in diesem hypermodernen und sterilen Hotelzimmer, wird Marcus sich seines durchdringend animalischen Aromas bewusst. Er hebt den Arm zur Decke und steckt die Nase in seine Achsel. Die stinkt erstaunlich, wenn man bedenkt, dass der Geruch durch mehrere Schichten Kleidung dringen muss – T-Shirt, Hemd, Pullover. Er bezweifelt, dass seine sehr natürliche Duftnote an Jessica unbemerkt vorübergeweht ist. Den ganzen Nachmittag hat sie jede Berührung mit ihm vermieden – abgesehen vom elektrisierenden Händeschütteln vorhin. Vielleicht hat eher sein New-Orleans-Parfüm sie ferngehalten als irgendwelche emotionalen Turbulenzen. Diese Theorie ist für ihn eher ermutigend als peinlich. Schließlich kann das Geruchsproblem sofort durch kräftiges Schrubben mit einer ganzen Batterie

Weitere Kostenlose Bücher