Im galaktischen Reich
nicht, daß er die innere Gezwungenheit ihres Blicks spürte. Die Sekunden dehnten sich, und plötzlich erkannte er, daß sie fixiert war. Sie war unfähig, die tranceartige Fessel dieses Augenblicks zu durchschneiden. Er würde diesen Zustand beenden müssen.
Er wandte sich von ihr ab, gerade rechtzeitig, um die glatzköpfige Gestalt eines Starkianers auftauchen zu sehen. Jim erstarrte und musterte den Mann aus zusammengekniffenen Augen.
»Wer sind Sie?«
»Ich heiße Adok I«, erwiderte der Neuankömmling. »Aber ich bin Sie.«
6.
Jim runzelte die Stirn und musterte den Mann finster, der darauf aber in keiner Weise reagierte.
»Sie sind ich? Ich verstehe nicht…«
»Er ist natürlich Ihr Ersatzmann, Jim«, mischte Ro sich ein. »Sie können nicht selbst ein Starkianer sein. Sehen Sie ihn an. Und dann blicken Sie in den Spiegel.«
»Die Hochgeborene hat recht«, sagte Adok I mit seltsam ausdrucksloser Stimme. »Es können für gewöhnlich nur Männer Offiziere werden, die nicht von Geburt und Ausbildung her Starkianer sind. Für solche Fälle wurden die Ersatzmänner herangezogen.«
»Sie sind also ein Ersatzmann?« Jim starrte ihn ungläubig an. »Als was werden Sie denn offiziell in den Akten bezeichnet?«
»Offiziell bin ich, wie gesagt, Sie«, erwiderte Adok I. »Mein offizieller Name lautet James Keil. Ich bin ein Wolfling und stamme von einer Welt, die sich …« Die Zunge des Starkianers stolperte ein wenig über das fremde Wort. »… Erde nennt.«
»Aber Sie haben mir doch erzählt, daß Sie Adok I sind«, sagte Jim.
»Inoffiziell, für Sie, Jim, bin ich Adok I. Ihre Freunde, wie die hochgeborene Dame hier, können mich Adok I nennen oder Jim Keil – das ist mir egal.«
»Ich werde dich Adok I nennen«, sagte Ro. »Und du kannst Ro zu mir sagen.«
»Das werde ich tun, Ro«, sagte Adok I in einem Tonfall, als würde er einen Befehl wiederholen, der ihm soeben erteilt worden war.
Jim schüttelte amüsiert den Kopf. Der Starkianer wies eine Reihe widersprechender Charakterzüge auf. Einerseits schien er humorlos, ja geradezu hölzern zu sein, gehorsam bis zur Unterwürfigkeit, und andererseits hielt er es für angebracht, Jim mit der vertrauten Kurzform seines Namens anzusprechen. Außerdem schien Adok I Jim gegenüber eine merkwürdige Haltung einzunehmen, die sich sowohl aus Überlegenheit als auch Untertänigkeit zusammensetzte. Es war klar, daß der Starkianer keinen Augenblick lang überlegte, ob Jim seine Pflichten nicht auch ohne seine Hilfe erledigen könne. Auf der anderen Seite betrachtete er sich als ein völlig von Jims Willen abhängiges Wesen. Aber die Erforschung von Adoks Charakter konnte warten. Es gab ein viel dringlicheres Problem.
»Gut«, sagte er. »Sie sind also mein Ersatzmann. Und was soll ich jetzt mit Ihnen anfangen?«
»Wir sollten mit den Dingen beginnen, die ich mit Ihnen mache, Jim«, sagte Adok I und blickte Ro an. »Wenn Ro uns entschuldigen will, so möchte ich sofort damit anfangen, Sie in die Pflichten eines Offiziers einzuweisen – außer in die, bei denen ich Sie vertreten werde.«
»Ich werde wieder zu meinen Haustieren gehen. Bis später, Jim.« Sie berührte leicht seinen Arm und verschwand.
»Also gut, Adok«, sagte Jim und wandte sich dem Starkianer zu. »Womit wollen wir beginnen?«
»Wir werden zuerst das Quartier Ihrer Einheit besuchen. Wenn Sie erlauben, werde ich Ihnen den Weg zeigen, Jim …«
»Gehen wir«, sagte Jim und augenblicklich wurde er mit Adok in einen riesigen, fensterlosen Raum mit hoher Decke versetzt. Trotz der Weitläufigkeit des Raumes fühlte Jim einen Druck, eine Einengung, als ob er in einem Gefängnis wäre.
»Wo sind wir?« fragte er Adok und bückte in weite Ferne, wo sich am äußersten Ende des Raumes ein paar verschwommene Gestalten bewegten.
»Das ist der Paradesaal.« Adok wandte den Kopf, und zum erstenmal sah Jim eine Gefühlsregung im bisher ausdruckslosen Gesicht des Starkianers. Nach einer Weile erkannte Jim, daß sich in Adoks Zügen Überraschung malte. »Wir befinden uns unter der Oberfläche der Thronwelt«, erklärte Adok und gab die Tiefe im Maßstab der Hochgeborenen an. Sie befanden sich demnach eine halbe Meile unter der Oberfläche des Planeten.
»Stört Sie das nicht?« fragte Adok. »Die Hochgeborenen stört es alle, aber nur wenige Diener fühlen sich dadurch beunruhigt.«
»Mich stört es nicht«, sagte Jim. »Aber ich hatte ein merkwürdiges Gefühl.«
»Wenn es Sie stört, dann
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