Im Geisterschiff
schreibe ich mal einen Aufsatz darüber.«
»Ach, mir brauchst du keine Geschichte aufzutischen. In den Ferien könnt ihr machen, was ihr wollt. Hauptsache, es ist nichts Gefährliches.«
Justus’ Plan mit der Schule schien nicht zu funktionieren. Wenn er Tante Mathilda von dem Amphibienfahrzeug erzählen würde, dann bekäme er nie die Erlaubnis, noch einmal mitzufahren.
In diesem Moment klingelte das Telefon im Flur. »Hallo, hier ist Justus Jonas?«
»Hi, Just. Hier ist Peter. Ich hab meinen Eltern eben von der Tauchfahrt erzählt und die sind aus allen Wolken gefallen. Ich darf nur mit, wenn einer von den Großen dabei ist. Meine Eltern haben morgen keine Zeit und bei Bob sieht es genauso aus. Mit dem habe ich eben gesprochen.« Justus war genervt. »Na, toll. Dann können wir die Sache abhaken. Onkel Titus kann auch nicht dabei sein.«
»Dann bleibt nur noch deine Tante übrig, Just. Wenn du die überzeugen kannst, dann bekommst du von mir einen Orden. Bob und ich sind auf jeden Fall morgen um acht beim Hafen. Vielleicht geschieht ja noch ein Wunder.«
»Ja, ja, ein Wunder«, brummte Justus vor sich hin und legte den Hörer auf. Inzwischen war Onkel Titus mit der Arbeit an der Veranda fertig und setzte sich erschöpft in die Küche. »Was für ein Tag. Ich bin immer noch nicht dazu gekommen, die Post zu öffnen.« Mit einem langen Küchenmesser begann er einen kleinen Stapel Briefe aufzuschlitzen. »Toll! Rechnungen, Rechnungen und nochmals Rechnungen. So schnell kann ich gar nicht arbeiten, wie einem das Geld aus der Tasche gezogen wird.« Als er den letzten Brief öffnete, wurde er plötzlich blass. »Titus? Was ist das für ein Brief?«, fragte Tante Mathilda besorgt.
»Das gibt es doch gar nicht«, stöhnte Onkel Titus. »Das Finanzamt will eine Nachzahlung von über viertausend Dollar. Zahlbar sofort. Das können wir zurzeitniemals aufbringen.«
Tante Mathilda setzte sich zu ihm. »Viertausend Dollar? Wir haben gerade mal vierhundert gespart. Und die habe ich für eine neue Waschmaschine eingeplant. Die alte Maschine macht seit Wochen so komische Geräusche.« Justus war der Appetit vergangen. »Und was bedeutet das jetzt, Onkel Titus?«
»Das bedeutet nichts Gutes. Finanzämter machen meistens kurzen Prozess. Ich hoffe, wir können das Haus behalten.« Justus wollte nicht glauben, was er da hörte. »Was? Die können uns das Haus wegnehmen?«
»Tja, so ist das. Ich hätte mich eben mehr um die Steuergeschichten kümmern müssen. Immerhin ist es meine Pflicht, die Steuer rechtzeitig zu zahlen. Jetzt kann ich nur noch auf ein Wunder hoffen.«
Die nächste Zeit saßen alle schweigend da. Plötzlich schoss Justus ein Gedanke in den Kopf und er nahm sich vor, seiner Tante die ganze abenteuerliche Geschichte mit der Tauchfahrt zu erzählen. »Sagt mal, wenn man auf dem Meeresgrund einen Schatz entdeckt, dann darf man den doch behalten, oder?« Onkel Titus sah ihn verwundert an. »Verstehe, du denkst an das alte Wrack in der Bucht. Das Schiff mag für die Forscher außerordentlich interessant sein, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass man dort irgendetwas Wertvolles findet. Solche Schiffe transportierten damals höchstens Kaffeebohnen, Gewürze oder Teppiche. Nach über hundert Jahren im Wasser wird da nicht mehr viel von übrig sein.« Nun mischte sich Tante Mathilda ein. »Justus, da ist doch heute noch mehr passiert, als ihr mir bisher erzählt habt, oder? Raus mit der Sprache!«
Da vertraute Justus ihr die ganze Geschichte an. Onkel Titus blickte dabei schuldbewusst auf den Boden. »Mathilda, das Tauchboot sah sehr vertrauenserweckend aus. Es hat zwar ein bisschen gequietschtund gewackelt, aber es ist immerhin wieder aufgetaucht.« Tante Mathilda band ihre Schürze ab. »Soso, Justus. Und du glaubst allen Ernstes, ich lasse dich alleine los, damit du in einem Unterwasser-Boot nach Schätzen suchen kannst?« Justus blickte jetzt ebenfalls auf den Boden. »Na ja, hätte ja sein können.«
»Und glaubst du, ich sehe zu, wie zwei unbekannte Leute ein Wrack untersuchen, das ihr zuerst entdeckt habt? Am Ende finden die noch einen Schatz und ihr bekommt nur einen feuchten Händedruck? Nein, nein. So geht das nicht. Ich komme morgen selbstverständlich mit!«
Justus sah seine Tante mit offenem Mund an. Das Wunder war geschehen – auch wenn Justus es sich etwas anders vorgestellt hatte.
Schatzsuche
Am nächsten Morgen wachte Justus von allein auf. Es war gerade mal sieben Uhr und alle im Haus
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