Im Glanz der roten Sonne Roman
boshaft wird.«
Tief gedemütigt senkte Lexie den Kopf und ging davon.
»Mutter hat Recht«, meinte Celia. »Jordan ist stets ein tadelloser Gentleman gewesen.« Sie überlegte, als habe sie noch mehr zu sagen, und Eve wappnete sich innerlich.
»Seit du wieder in Geraldton bist, Eve, waren Lexie und ich sehr unfreundlich dir gegenüber. Ich kann nicht für Lexie sprechen, aber mir tut es sehr Leid, dass wir dich so behandelt haben. Ich hoffe, du kannst mir verzeihen, und ich wünsche mir von Herzen, dass wir eines Tages Freundinnen werden.«
»Ich möchte nicht deine Freundin werden«, gab Eve zurück, und Celia ließ enttäuscht den Kopf sinken. »Ich möchte, dass wir richtige Schwestern sind«, fuhr Eve fort. »Könntest du dir das vorstellen?«
Ein strahlendes Lächeln legte sich auf Celias Lippen, und ihre Augen füllten sich mit Tränen. »Das wäre wunderschön.« Sie wandte sich um und blickte Lexie nach, wie diese zur Kutsche und zum geduldig wartenden Warren lief.
Eve schaute ihre Mutter an. »Danke, dass du mir die Wahrheit über Jordan gesagt hast«, meinte sie. »Ich wusste nicht, was ich davon halten sollte ...«
Letitia nahm die Hand ihrer Tochter. »Das verstehe ich, Eve. Ich sehe dir an, wie verwirrt du bist – wegen vieler Dinge. Ich habe dir ja schon erzählt, dass Max in Catheline Hale verliebt war. Und ich glaube, er wäre imstande gewesen, Patrick aus Wut oder Eifersucht zu belügen, genau wie Alexandra es bei dir getan hat.«
Eve wusste, dass es so war.
»Wäre Jordan kein Ehrenmann, hätte er auf den Gedankenkommen können, Lexie oder Celia oder sogar mir den Hof zu machen, nur um sich an Max zu rächen.«
Eve konnte kaum glauben, wie hellsichtig ihre Mutter war.
»Er ist ein sehr gut aussehender Mann, dem nur wenige Frauen widerstehen könnten. Er hätte sein Aussehen als gefährliche Waffe einsetzen können, aber das hat er nicht getan.«
Eves schlug das Herz bis zum Hals.
»Stattdessen bot er uns seine Freundschaft an, und mir hat er meine Selbstachtung zurückgegeben. Dafür werde ich ihm ewig dankbar sein.«
Eve verstand ihre Mutter nur allzu gut. Ihr selbst hatte Jordan das Gefühl gegeben, eine begehrenswerte Frau zu sein.
»Und mich hat er so behandelt, als wäre ich etwas Besonderes. Ich kam mir sogar hübsch vor«, meinte Celia. »Das hat bis jetzt noch keiner geschafft.«
»Er hat Charakter«, fuhr Letitia fort. »Die Frau, die einmal sein Herz gewinnt, kann sich glücklich schätzen.«
»Das stimmt«, bekräftigte Celia. »Wenn du auch nur den Hauch einer Chance hast, dein Leben mit ihm zu verbringen, dann kämpf darum, Eve!«
Eve dachte traurig daran, dass sie ihre Chancen wohl verspielt hatte. Sie musste Jordan unbedingt um Verzeihung bitten – doch würde er ihre Entschuldigung annehmen?
Celia schaute ihre Mutter an. »Wir sehen uns drüben bei der Kutsche. Warren ist sicher schon wütend, weil ich ihn mit Lexie allein lasse. Sie schafft es jedes Mal, irgendetwas von sich zu geben, das für Unruhe sorgt.« Sie wandte sich an Eve und fügte lächelnd hinzu: »Ich hoffe, wir sehen uns bald wieder.« Celia war froh, in Eve nun eine richtige Schwester zu finden, und hatte das Gefühl, ihr irgendwann näher zu kommen als Lexie, die so ganz anders war als sie.
»Bis dann, Celia«, sagte Eve.
»Es freut mich so, dass ihr beide euch miteinander anfreundet«, meinte Letitia, während sie Celia nachblickten.
»Celia und Warren wollen immer noch heiraten, nicht wahr?«
»Ja, aber Celia will sich nicht drängen lassen. Übrigens, Eve ... du wirst es nicht glauben, aber Alexandra hat mir gesagt, dass sie nach Melbourne an ein Theater geht.«
Das überraschte Eve nicht. »Sie würde eine sehr gute Schauspielerin abgeben«, meinte sie mit einem Funkeln in den Augen.
Letitia lächelte. »Da hast du Recht. Sie hat genug Übung darin, weiß Gott.«
Eves Miene wurde wieder ernst. »Das bedeutet, dass du nach Celias Heirat allein wärst.«
»Ja. Ich würde gern auf der Plantage bleiben, aber um ehrlich zu sein ... der Gedanke, Willoughby ganz allein zu führen, macht mir Angst. Ich hätte mich zu Max’ Lebzeiten besser informieren müssen. Dann wüsste ich wenigstens, was ich jetzt als Erstes tun müsste.«
»Milo Jefferson ist doch noch da.« Es fiel Eve schwer, sich ihre Abneigung gegen Milo nicht allzu deutlich anmerken zu lassen.
»Nicht mehr.«
»Willst du damit sagen, er hat dich im Stich gelassen?«
»Nein. Ich habe ihn heute Morgen hinausgeworfen.«
Eve
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