Im Glanz der roten Sonne Roman
in die Stadt zurückziehen sollte, wären die Malloys die idealen Verwalter für die Plantage.«
Nebo erschrak. »Sie denken doch nicht ernsthaft daran, in die Stadt zurückzugehen, Master Jordan? Ich dachte, Sie wären hier glücklich.«
Jordan seufzte tief. »Das war ich bisher auch, Nebo, aber im Moment bin ich mir nicht mehr sicher, was die Zukunft betrifft ...«
Nebo hatte Jordan still beobachtet, seit Eve fort war, und es hatte ihm beinahe das Herz gebrochen, ihn so leiden zu sehen. Der junge Mann hatte seinen Schmerz mit Arbeit betäubt und kaum etwas gegessen. Nebo hatte darauf gewartet, dass Jordan sich ihm anvertraute, um seinen Kummer mit jemandem zu teilen, bisher jedoch vergebens. »Sie wissen, dass Sie mir alles sagen können, Master Jordan ...«
Eine Zeit lang blieb Jordan stumm, und Nebo drängte ihn nicht.
»Hast du Eve gesehen?«, brach es dann plötzlich aus Jordan hervor. Die Frage hatte ihm schon lange auf der Seele gelegen.
»Ja, Master Jordan. Sie hilft Mary Foggarty dabei, ein paarvon den Tiere zu suchen, die beim Wirbelsturm weggelaufen sind.«
Eve war in schrecklicher Verfassung gewesen, als Nebo sie am Tag zuvor besucht hatte, doch zum ersten Mal, seit sie sich kannten, hatte sie ihm nicht anvertrauen wollen, was sie bedrückte. »Ich glaube, sie ist ziemlich durcheinander wegen Max Courtland ... und der Beerdigung. Obwohl sie sich nicht nahe standen, brauchte sie doch eine Vaterfigur.«
»Schade, dass Luther Amos tot ist«, murmelte Jordan.
In diesem Moment hob Elias den Kopf, nicht sicher, ob er richtig gehört hatte. »Haben Sie gesagt, Luther Amos ist tot?«
Eine Stunde später sah Gaby Jordan auf der Veranda sitzen und blicklos ins Leere starren. Sie ahnte nicht, dass er über etwas nachdachte, das Elias ihm erzählt hatte. Es war das erste Mal seit Tagen, dass Gaby ihn so still dasitzen sah. Bis jetzt hatte er unermüdlich geschuftet; sogar nachts hatte sie seine unruhigen Schritte auf der Veranda gehört.
Eve hatte für ihren plötzlichen Aufbruch keinerlei Erklärung gegeben, doch Gaby war sicher, dass sie ebenso litt wie Jordan. Es machte sie ratlos, zwei Menschen, die füreinander bestimmt schienen, so trauern zu sehen.
»Haben Sie die Titelseite der Zeitung schon gesehen?«, fragte sie Jordan.
»Nein«, erwiderte er, ohne den Blick von den Hügeln in der Ferne zu nehmen. Er hatte seit Tagen keine Zeitung mehr angerührt.
»Sie sollten sie lesen«, meinte Gaby und reichte ihm die Gazette . »Eve hat den Leitartikel geschrieben.«
Gaby sah, dass Jordans Hand zitterte, als er die Zeitung nahm. Sie ging ans andere Ende der Veranda, um ihn nicht zu stören, während er las.
Die Titelzeile sprang Jordan ins Auge:
Ein Mann macht Sklaverei ein Ende!
Jordan schlug das Herz bis zum Hals, als er weiterlas:
Die Stadt Geraldton war von niedrigen Zuckerpreisen und der Gier einzelner Plantagenbesitzer wirtschaftlich fast in die Knie gezwungen worden. Doch der neue Besitzer der Mühle in Babinda hat Pflanzern, die in Schwierigkeiten waren, einen Rettungsanker zugeworfen: Großzügig hat Jordan Hale diesen Leuten eine Vorabzahlung auf die Ernte des nächsten Jahres angeboten. Diese Investition in ihre Zukunft bedeutet für die Pflanzer, dass sie sich und ihre Familie erhalten können, während das Zuckerrohr wächst. Als Gegenleistung haben die Pflanzer Verträge unterzeichnet, in denen sie sich verpflichten, alle ihre Arbeitskräfte angemessen zu bezahlen. Das bedeutet nicht nur, dass die Pflanzer einen höheren Preis für ihre Ernten und einen garantierten Gewinn bekommen, sondern – was noch wichtiger ist – dass kanakas nicht länger wie Sklaven behandelt werden. Mit seiner mutigen Tat hat Jordan Hale das erreicht, was die Regierung von Queensland nicht geschafft hat. Als Zeichen ihrer Zustimmung erklärten sich die Vertreter die Zuckerindustrie bereit, die gesamte Produktion der Mühle in Babinda aufzukaufen.
Jordan Hale hat überdies eine Ärztin in die Stadt geholt. Demnächst nimmt Rachel Bennett, Tochter von Dr. George Bennett, ihre Arbeit als Geraldtons niedergelassene Ärztin auf. Außerdem sorgte Jordan Hale für eine professionelle Ausbildung von Feuerwehrmännern, sodass die Stadt kürzlich ihren ersten Löschwagen erwerben konnte.
Wer ist dieser Jordan Hale?
Als Sohn eines der Pioniere des Zuckerrohranbaus verbrachte er seine Jugend in Eden, auf der Plantage, die sein Vater gegründet hatte. Er verließ unsere Gegend vor zehn Jahren nach dem tragischen
Weitere Kostenlose Bücher