Im Glanz der roten Sonne Roman
Hungerlohn auf den australischen Plantagen schufteten. All diese unterschiedlichen Charakterzüge und Ansichten hatten eine tiefe Abneigung zwischen beiden Männern entstehen lassen, eine unüberwindliche Kluft. Max Courtland führte ein grausames, oft gewalttätiges Regiment über seine Arbeiter, während Patrick Hale ein rücksichtsvoller Boss war, der keinen Unterschied in der Behandlung europäischer und polynesischer Plantagenarbeiter machte – eine Einstellung, die Courtland als Schwäche auslegte.
Endlich hob Patrick den Blick. Jordan erschrak, als er den brennenden Zorn in den Augen des Vaters sah. »Fahr zur Hölle! Spar dir deine verlogenen Beileidswünsche!«, rief Patrick mit schwerer Zunge. »Raus aus meinem Haus!«
Jordan hielt den Atem an, denn er rechnete mit einerähnlich heftigen Reaktion Courtlands, der für seine Wutausbrüche berüchtigt war. Der Junge konnte den stechenden Blick der eisblauen Augen und die abschätzig herabgezogenen Mundwinkel vor sich sehen.
»Weißt du, Patrick«, hörte er dann Max Courtlands scheinbar gelassene Stimme, »eigentlich wollte ich es dir nicht sagen, aber vielleicht ist es an der Zeit, dass du die Wahrheit über Catheline erfährst.«
»Welche Wahrheit?«, fragte Patrick. »Was weißt du denn schon über meine Frau?«
Trotz seiner Jugend spürte Jordan die Genugtuung Courtlands, als dieser nun den wahren Grund für sein Kommen enthüllte.
»Oh, viel mehr, als du denkst ...«
Sogar in Jordans Ohren klang diese in plump vertraulichem Tonfall gemachte Andeutung erschreckend.
»Wovon redest du eigentlich?«, stieß Patrick wütend hervor.
»Dass du für eine Frau wie Catheline nicht Manns genug gewesen bist.«
Wutentbrannt wollte Patrick aufspringen, um sich auf den anderen zu stürzen, doch er war zu betrunken. Jordan sah, wie sein Vater von Courtland zurück in den Sessel gestoßen wurde, als wäre er ein Leichtgewicht. Jordan bewegte sich ein Stück vor, wollte dem Vater zu Hilfe kommen, verharrte dann aber. Fast alle hatten Angst vor Maximillian Courtland, diesem großen, einschüchternden, reizbaren Mann. Courtland wusste, was er wollte, und bekam es auch, egal zu welchem Preis. Für einen Sechzehnjährigen – mochte er noch so kräftig und hoch gewachsen sein – war allein schon der Gedanke erschreckend, einen solchen Mann herauszufordern. Jordan hasste sich für seine Feigheit, doch Courtlands nächste Worte ließen all diese Gedanken zur Bedeutungslosigkeit verblassen.
»Catheline ist mir jahrelang hinterhergelaufen. Ich habe ihr nur gegeben, was sie wollte ...«
Jordan verschlug es den Atem. Nur im Unterbewusstsein hörte er den grausamen Triumph in Courtlands Stimme.
Patrick hob wieder den Kopf. In seinem Blick mischten sich Fassungslosigkeit und unsägliche Qual.
»Hör auf, von meiner Catheline wie von einer Hure zu sprechen! Du warst immer schon hinter ihr her, aber sie wollte von einem Bastard wie dir nichts wissen.«
»Hat sie dir das gesagt? Ich glaube eher, sie hat einen richtigen Mann wie mich einem aufgeblasenen Angeber aus Derry vorgezogen!«
Jordan dachte an seine Mutter, an ihre makellose, weiche Haut und ihr tiefschwarzes Haar. Er vermeinte, noch immer den feinen Veilchenduft ihres Parfüms wahrzunehmen. Was Maximillian Courtland auch behauptete – in Jordans Erinnerung würde seine Mutter stets die wunderschöne und gütige Frau bleiben, als die er sie gekannt hatte – voller Sanftmut, und doch von einer inneren Kraft erfüllt, die ihre Familie durch manche schwere Zeit geführt hatte.
Jordan wusste nicht, dass seine Großeltern derselben Ansicht gewesen waren wie Maximillian Courtland: dass Catheline, die in Galway geboren war, keinen Protestanten aus Londonderry hätte heiraten sollen. Die Feindseligkeit ihrer Eltern hatte die Jungverheirateten aus Irland fortgetrieben.
»Catheline ist aus freien Stücken in mein Bett gestiegen. Als ich ihr sagte, dass ich genug von ihr hätte, ist sie nicht damit fertig geworden und hat sich das Leben genommen. Ist es denn meine Schuld, dass sie eine solche Dummheit begangen hat?«
Seine Mutter ... Selbstmord? Jordan erstarrte vor Schreck. In seinem Kopf drehte sich alles. Er konnte nicht fassen, was er da hörte.
»Du überheblicher, selbstherrlicher Schweinehund!«, stießPatrick hervor. »Catheline ist an einem Schlangenbiss gestorben!«
»Das willst du die Leute glauben machen! Aber wir wissen beide, dass es nicht wahr ist!«
Jordan wartete darauf, dass sein Vater diese
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