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Im Glanz der roten Sonne Roman

Titel: Im Glanz der roten Sonne Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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beinahe schon vergessen, wie drückend schwül es in Nordqueensland sein konnte. Jordan fuhrnach Westen, der sinkenden Sonne entgegen, auf einer staubigen Straße zwischen endlosen Zuckerrohrfeldern hindurch. Der Zeitpunkt seiner Ankunft in Queensland war mit Bedacht gewählt: Sobald er Arbeiter eingestellt hatte und die Felder zu beiden Seiten des Weges gerodet waren, konnte er mit der Aussaat beginnen.
    Über den fernen Hügeln grollte leiser Donner, und Jordan blickte zu den sich auftürmenden Wolken hinauf, Vorboten der Regenzeit, die in ein paar Wochen begann. Dann würde sich die Straße, auf der er nun fuhr, in einen schlammigen Fluss verwandeln.
    An einer Weggabelung nahm Jordan seinen breitkrempigen Hut ab und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Nach kurzer Überlegung, welche Richtung er einschlagen sollte, wandte er sich nach Nordosten, wo mehr als sechs Meter hohes Zuckerrohr seinen Schatten auf die Straße warf. Die Gegend wirkte fremd auf ihn, was unter anderem daran lag, dass es während der zehn Jahre, die Jordan von zu Hause fort gewesen war, in der Zuckerrohrindustrie einige Veränderungen gegeben hatte. Er hatte gelesen, dass in Nordqueensland elf neue Fabriken in Betrieb genommen worden waren, einige hoch im Norden, im Gebiet um den Mulgrave-Fluss, wo man die großen Plantagen in Parzellen von dreißig Hektar aufgeteilt hatte. Zurzeit wurde im nahen Babinda ein Verarbeitungsbetrieb für die Zuckerrohrernte aus dem Bezirk Geraldton gebaut, um den Produktionszuwachs aufzufangen, der durch neue, meist italienische Einwanderer entstanden war, die Plantagen gegründet hatten.
    Jordan dachte an den Tag, als er Eden verlassen hatte – eine Woche, nachdem sein Vater neben seiner Mutter zur ewigen Ruhe gebettet worden war; sein Onkel hatte ihn mit zu sich nach Brisbane genommen, wo Jordan ein neues Leben beginnen sollte. Das Haus war verriegelt worden, die Fenster mit Brettern vernagelt; das Zuckerrohr und den Viehbestand derPlantage hatten sie in der Obhut der treuen Arbeiter gelassen, die das Zuckerrohr selbstständig ernteten und verkauften.
    Jordan fiel der Schwur wieder ein, den er am Grab seiner Eltern unter dem Affenbrotbaum am Johnstone River geflüstert hatte: »Ich komme nach Eden zurück und werde euch rächen!« Natürlich hatte er schon damals gewusst, dass er den Schwur, einen Feind wie Maximillian Courtland zu vernichten, nur dann einlösen konnte, wenn er ein mächtiger Mann wurde, doch der Schwur hatte ihm Kraft gegeben und ihn immer wieder vorangetrieben.
    Seitdem waren zehn Jahre vergangen. Jordan hatte ein riesiges Vermögen erworben, das seine kühnsten Erwartungen – und die seines Onkels – bei weitem übertraf. Er stand in dem Ruf, ein eiskalter Geschäftsmann zu sein und hohe Risiken einzugehen, doch er vergaß darüber niemals sein Ziel. Anhand von Zeitungsartikeln und Reportagen in Illustrierten hatte Jordan das Leben Maximillian Courtlands, seiner Frau und seiner beiden ältesten Töchter genau verfolgt; an die dritte und jüngste Tochter, Evangeline, erinnerte er sich kaum. Sie war schon als kleines Mädchen zu Verwandten in den Süden geschickt worden und im Unterschied zu ihren Schwestern völlig unbeachtet geblieben. Über Celia, Alexandra und ihre Mutter Letitia war in den Klatschspalten immer wieder berichtet worden – wie auch über Maximillian, den Jordan in all den Jahren am genausten im Auge behalten hatte.
    Den Zeitungsberichten zufolge war »Max«, wie Courtland meist genannt wurde, noch immer der arrogante und brutale Plantagenbesitzer, der er schon zehn Jahre zuvor gewesen war. Kurz bevor Jordan damals fortgegangen war, hatte es im »schwarzen Norden« Unruhen gegeben, da die europäischen Arbeiter fürchteten, von den Bewohnern der polynesischen Inseln, den kanakas , verdrängt zu werden. Maximillian hatte damals eine Gruppe von Plantagenbesitzern angeführt, die gegen ein Gesetz Sturm liefen, in dem untersagt wurde, nochmehr billige Arbeitskräfte aus Polynesien heranzuschaffen, denn die kanakas wurden von den so genannten »Black Birders«, den gefürchteten Slavernjägern und -händlern, buchstäblich von ihren Heimatinseln entführt. Jordan wusste, dass Maximillian solche Fahrten finanzierte, da er nicht bereit war, die höheren Löhne für die europäischen Einwanderer zu zahlen. Mit den Arbeitern von den Südseeinseln, die nichts anderes waren als Sklaven, machte seine Plantage viel mehr Gewinn.
    Eine Schlange glitt vor dem Wagen über den Weg, und

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