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Im Glanz Der Sonne Zaurak

Im Glanz Der Sonne Zaurak

Titel: Im Glanz Der Sonne Zaurak Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Szameit
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aber zu schwach magnetisiert, sagt er häufig, der Informationsverlust sei erschreckend hoch.
    David teilt alles in zwei Kategorien: Gut und schlecht. Er nennt das binäre Logik. Stundenlang mußte sie Axiome speichern.
    Nach und nach gelang es ihr, sich Davids Effektivität anz u nähern. Der Roboter war die optimale Variante, die sie anzustreben hatte.
    Mit fünf Jahren verließ sie zum erstenmal den Raumkreuzer. David befahl es ihr. Sie müsse neue Informationen speichern. Der Skaphander war mehr als doppelt so groß wie sie. Arme und Beine schleiften über den Boden, und der große Helm wackelte von einer Seite zur anderen. Erstaunt stellte sie fest, daß es die Welt, die in den Sternkarten aufgezeichnet ist, wirklich gibt und daß sie viel, viel größer ist als in den Sternkarten. Sie speicherte sehr viele Informationen. Vorerst waren es überwiegend objektive: Eine bizarre Gebirgswelt unter dunkelblau leuc h tendem Himmel, ein Raumschiff, das viel größer ist als die vier Kabinen und der eine Korridor, in denen sie lebte, eine strahlende Sonne, zwei menschliche Skelette, flammende Farbbänder in den oberen Schichten der dünnen Atmosphäre, Wind, glitzernde Ammoniakkristalle, mit gefrorenem Kohle n dioxid gefüllte Mulden und Senken, rauchende Berggipfel, von denen glutflüssige Lava herabrinnt.
    David war mit ihr zufrieden. Nur einmal sagte er: „Schlecht“, als sie glitzernde Ammoniakkristalle mit beiden Händen emporwarf und sich darüber freute, wie sie im Licht der Sonne funkelnd auf sie herabfielen.
    Als sie fünfzehn war, reichte ihr David nur noch bis zur Brust. Bestürzt fragte sie ihn, warum sie immer größer werde und ob sich dieser gefährliche Vorgang nicht irgendwie stoppen lasse. Anfangs schlug David ihr vor, die Nahrungsau f nahme zu reduzieren. Daß sie wachse, sei ein Zeichen für überschüssige Energie. Das ging nicht gut, und David tröstete sie damit, daß dieser Prozeß nach seiner Erfahrung in einigen Jahren von selbst aufhören werde.
    Dann gelang es ihnen eines Tages, die kleine Landefähre der Pantra instand zu setzen. Damit begann für Astranda ein neuer Lebensabschnitt. Als sie das erstemal flog, überlagerten merkwürdige Interferenzen ihr Koordinationsprogramm.
    Es klang wie das bösartige Zischen einer Kobra, als sich die Panzerschotten der Katapultkammer auseinanderschoben und ein geringfügiger Unterdruck die Luft durch den sich auftue n den Spalt sog. Dort stand er! Ein Zwerg mit dem Namen und den Kräften eines Goliaths. Wie zwei Stielaugen ragten die beiden Werferläufe aus dem plattgedrückten Leib des Goliath , dessen durchsichtiger Dyolitpanzer den Blick auf die Pilote n kanzel mit ihren zwei Konturensesseln und dem riesigen Raumbildschirm freigab. Wie durch ein Wunder waren die Katapultkammer und die Fähre nur geringfügig beschädigt worden, als die Pantra auf die Planetenoberfläche prallte.
    Das Licht der Halogenlampen schuf eine unwirkliche Atm o sphäre, und es schien, als könnte das gewaltige Insekt jeden Moment zum Leben erwachen. Astranda stülpte sich den runden Helm über den Kopf und kletterte in die Fähre. Ohne Hast schob sie die Programmkassette in den Schlitz des Astrogoniums und wandte sich dem Pult des Koordinators zu. Hinter ihr zwängte sich der kleine Roboter ungeschickt durch die Luke.
    Als sie das Poltern und Schurren hörte, wurde sie von einem merkwürdig angenehmen Gefühl erfaßt: Es gibt auch Dinge, in denen ich, Astranda, David überlegen bin. Ich kann meine Bewegungen besser koordinieren als er!
    David hockte sich in eine dafür vorgesehene Nische, und sie hörte, wie die Kontaktklinken einrasteten. Jetzt war er eins mit Goliath , der Landefähre. Goliath war jetzt sein Körper. Aber da gab es noch einen einfachen unscheinbaren Schalter, den Astranda betätigen mußte, um David das Kommando über die Landefähre zu übertragen. Sie dachte nicht daran, das zu tun. Astranda wollte endlich einmal allein fliegen.
    Ihr erster Tastendruck ließ die Bildschirme aufflammen. Sie zeigten die Katapultanlage, das Interieur der Kammer und die fest verschlossenen Schotten – das letzte Hindernis, das zwischen ihr und dem berauschenden Gefühl lag, das sie bei jedem Flug verspürte. Ängstlich war sie darauf bedacht, diese Übersteuerung vor David geheimzuhalten.
    Der zweite Tastendruck nahm der Urgewalt der Tachyonen die Fesseln, ein tief einsetzendes Heulen, das in ein schrilles, in den Zahnwurzeln bohrendes Pfeifen überging, um sich dicht

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