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Im Glanz Der Sonne Zaurak

Im Glanz Der Sonne Zaurak

Titel: Im Glanz Der Sonne Zaurak Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Szameit
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weist dem zögernden Feuersohn die Richtung.
    Ak setzt sich unentschlossen in Bewegung. Mehrmals ve r harrt er, seine Gliederfüße trippeln erregt und ängstlich auf der Stelle.
    „Mut, Ak! Ich werde den Schillerden Bösen töten!“ spornt Goran ihn an. Zweifellos handelt es sich um das gefährlichste, mächtigste Wesen, das dieser Planet hervorgebracht hat, überlegt er. Ein Planet feuerspeiender Ungeheuer! Mit dem Daumen drückt er den Schieber seiner Waffe bis an den Anschlag. Volle Intensität – dagegen ist kein Kraut gewachsen. Aber er muß vorsichtig sein, der Schillernde Böse ist ein ebenbürtiger Gegner!
    Undeutlich sieht er, wie das schillernde, blitzende Pünktchen im Gebüsch verschwindet. Hat er die Verfolger bemerkt, sucht er Deckung, um aus dem Hinterhalt anzugreifen? Nein! Ein flaches dunkelviolett glänzendes Ding hebt vom Boden ab und verschwindet jaulend in den Wolken. Ein Flugkörper!
    Der Schillernde Böse ist kein Tier, sondern ein Angehöriger einer technisch hochentwickelten Intelligenz! Auf dem Dritten gibt es eine Zivilisation, von der sie während der Erkundung nicht ein Zeichen entdeckt hatten! Goran ist fassungslos. Langsam begreift er, was das für ihn bedeutet.
    Es kostet Goran Mühe, seine sich überschlagenden, wie in einem Trudelbecher durcheinandergeschüttelten Gedanken vor Ak zu verbergen und sie zu ordnen. Warum haben sie kein Anzeichen einer hochentwickelten Technik wahrgenommen, als die Automaten den Dritten inspizierten? Warum keine Städte, Straßen, Felder? Leben diese Fremden wie die Feue r söhne im Inneren des Planeten? Wenn ja, warum? Weshalb sind ihnen keine Raumstationen und Satelliten begegnet? Warum war keine Funkaktivität feststellbar?
    Sofort fällt Goran die Begegnung im Gravitationsbereich des schwarzen Loches ein. Der Fremde ist vor ihnen geflohen, hat sie im Stich gelassen. So handelt kein Mensch! Sind sie wirklich bösartig, wie konnten sie dann aber einen derart hohen Entwicklungsstand ihrer Zivilisation erreichen? Warum verstecken sie sich vor den Menschen? Sie hätten den Absturz der Agamemnon doch unter allen Umständen bemerken müssen! Und schließlich – warum töten sie die Schweigenden Engel?
    Ganz gleich – er muß sie finden! Freudige Erregung hat von ihm Besitz ergriffen. Die Rettung ist in greifbare Nähe gerückt.
     
    Die große zentrale Höhle der Feuersöhne ist mit Leibern vollgestopft wie die Ränge eines Fußballstadions. Tausende von dunkelglänzenden Augenpaaren sind wie große Objektive auf Goran gerichtet. Ak hat Bericht erstattet. Zustimmendes, befriedigtes Gemurmel dringt in Gorans Bewußtsein. Erst war es ein Aufschrei der Wut, als Ak den Überfall des Schillernden Bösen auf die Schweigenden Engel schilderte, dann klang Genugtuung aus den Gedanken der Feuersöhne, gemischt mit leichtem Bedauern darüber, daß Goran den Schillernden Bösen entkommen ließ.
    Mit aller Gewalt muß Goran sich zwingen, das, was in seinem Kopf vorgeht, vor den Feuersöhnen zu verbergen. Sie würden ihn nicht verstehen, ihr primitives Denken erfaßt nicht die Bedeutung, die die Begegnung für ihn hat. Er ist gezwu n gen, die Feuersöhne zu verraten, sie zu täuschen.
    „Ich werde ausziehen, um den Schillernden Bösen zu ric h ten!“ verkündet Goran fest.
    „Anoufs Weisheit kennt keine Grenzen“, antworten sie im Chor.
    Goran stutzt. Dann erkennt er, daß sie das Wort „richten“ nicht begreifen. Bei den Feuersöhnen gibt es kein Gericht. Diese Institution ist ihnen unbekannt. Das mag seine Ursache darin haben, daß Vergehen gegen die Gemeinschaft durch die primitive Form des Zusammenlebens, aber auch durch die dazu im krassen Gegensatz stehende Fähigkeit der Gedankenübe r tragung unmöglich sind. Die Feuersöhne kennen keinen Individualismus.
    Er bemerkt, wie die Feuersöhne von einer merkwürdigen Unruhe ergriffen werden. Sie rücken dichter zusammen, und ihre Körper zucken auf und nieder. Ihr ehrfürchtiges Murmeln tröpfelt dickflüssig in seine Gedanken: „…Anouf…, Anouf wird sprechen…, der Herr des Großen Feuers…, er ruft uns zusammen…“
    Allmählich erstarrt das auf und nieder wogende Meer der Leiber wie zu Eis. Die schwarzen Augen der Feuersöhne werden matt und stumpf. Kaltes unheimliches Schweigen hüllt Goran ein.
    „Sohn Anoufs!“ Hell und klar dringt eine mächtige Stimme in Gorans Sinne. Er spürt, wie ihm kalter Schweiß über den Rücken rinnt. Anouf ruft ihn! Es ist kein Aberglaube, es gibt diesen Gott!

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