Im Glanz Der Sonne Zaurak
Deutlich hört er dessen Stimme, deren Klang ganz anders, viel mächtiger und herrischer ist als die des Obersten Sohnes des Feuers und seiner Artgenossen. „Sohn Anoufs!“ Goran kann keinen klaren Gedanken fassen. „Deine Gedanken sind nicht gut! Du willst anders tun, als du den Söhnen des Feuers sagst! Weshalb?“ Ein eisiger Schreck durchfährt Goran. Anouf läßt sich nicht täuschen! Sein Blick irrt ziellos über die in heiliger Ekstase erstarrten Feuersöhne. Was soll er antwo r ten? Wie kann er dieses allwissende göttliche Wesen hinterg e hen?
Quatsch, das ist Unsinn! Es gibt keine Götter! Vielleicht sitzt irgendwo hinter diesen Wänden, in einer geheimen Höhle, ein noch höherer Oberster Sohn des Feuers als Ak, ein Wesen, dessen Intelligenz – wodurch auch immer – weiter entwickelt ist.
„Deine Gedanken sind schlecht, Sohn Anoufs! Anouf ist kein Oberster Sohn des Feuers; er ist der Herr des Feuers, das den Tag erhellt!“
„Wo bist du, Anouf? Zeige dich, und ich werde dir alles erklären!“ Goran versucht ein Ablenkungsmanöver.
„Anouf ist hier, bei seinen Dienern! Niemand hat ihn je gesehen, und niemand wird ihn jemals sehen.“ Da kommt Goran ein verrückter Gedanke.
„Warum tötest du den Schillernden Bösen nicht selbst?“ fragt Goran respektlos.
Für einen Gott antwortet Anouf zu bereitwillig. „Anouf tötet nicht. Anouf ist die Weisheit und der Gedanke. Anouf ist der Wille, und seine Dienste sind die Tat.“
Goran hat eine weitere Frage parat. „Wer trägt das Große Feuer hinter die Berge?“
„Anouf.“
„Aha, also ist Anouf nicht nur Wille und Gedanke, er ist auch Tat!“
Eine Weile kommt keine Antwort. Dann klingt es feierlich und herrisch: „Anoufs Weisheit ist grenzenlos!“
Goran hat schon begriffen, aber zur Sicherheit holt er zum letzten Schlag aus. „Wer ist dein Sohn, weiser und allwissender Anouf?“
Es hat den Anschein, als atme der allwissende Gott auf bei dieser für ihn einfach zu beantwortenden Frage. „Du bist es, Sohn Anoufs!“
Goran kichert erlöst in sich hinein. Wenn er eins genau weiß, dann dies: Er mag alles mögliche sein, aber sicher nicht Anoufs Sohn! Anfangs kam ihm die Idee, die Fremden könnten ihre Hand im Spiel haben. Aber es ist viel einfacher. Es gibt keinen Herrn des Großen Feuers, das den Tag erhellt. Er existiert wortwörtlich nur in den Gedanken der Feuersöhne, besser, er entspringt unmittelbar ihren Gedanken! Der Schlüssel zum Geheimnis sind die telepathischen Fähigkeiten. Sie koppeln ihre Gehirne schlicht und einfach telepathisch! Es ist wie bei einem Automaten, dessen Intelligenz durch Zuschaltung von Log i kelementen und Speicherblöcken aufgestockt werden kann.
Offenbar vermögen sie diesen Vorgang nicht unmittelbar zu steuern und sind sich seiner Wirkung auch nicht bewußt. Daraus mußte einfach der Glaube an ein mystisches Wesen entstehen! Die primitiven Intelligenzen der Feuersöhne ergeben zusa m mengeschaltet ein Gehirn von weitaus höherer Kapazität, aber dieses Gehirn entwickelt sich nicht, wenn es nur spor a disch entsteht und dann wieder auseinanderfällt. Es kann nur den Erfahrungsschatz der einzelnen Individuen verarbeiten und ist in seinen Möglichkeiten stark eingeschränkt.
Jetzt versteht Goran auch, warum die Feuersöhne den Wei ß rücken nur in größeren Gruppen die Stirn bieten können. Ihre Intelligenz vervielfacht sich mit steigender Zahl der Einzelw e sen, damit sind sie in der Lage, taktische Manöver auszuführen, zu denen jedes Gehirn für sich nicht in der Lage ist!
Das also ist Anouf! Dieser „Gott“ ist kein Gegner. Sicher kann die phänomenale kollektive Intelligenz der Feuersöhne besser logische Schlüsse ziehen und Analysen vornehmen, aber die Erfahrung wird nie größer sein als die Summe der Einzele r fahrungen. Dieses denkende Wesen stellt keine neue Qualität, nur eine höhere Quantität dar. Seine Begriffswelt ist und bleibt die der Söhne des Feuers… Alles, was Goran bisher in Erstaunen versetzt hat, erhält so seinen Sinn. Er wird Anouf überlisten, auch wenn dieser in der Lage ist, in die tiefsten Winkel seines Denkens vorzudringen. Wie aber kann er die Feuersöhne davon überzeugen, daß er den Schillernden Bösen sucht, um ihn zu bestrafen?
Es muß doch einen Grund geben, warum die Fremden die Schweigenden Engel vernichten. Sind diese putzigen Flugw e sen vielleicht Überträger gefährlicher Krankheiten? Nährboden für tödliche Bakterien oder Viren?
„Sprich,
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