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Im Glanz Der Sonne Zaurak

Im Glanz Der Sonne Zaurak

Titel: Im Glanz Der Sonne Zaurak Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Szameit
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Vernunft läßt sich nicht leicht bezwi n gen.
    Kaum hörbar, aber doch verständlich, erreicht die Botschaft die Männer auf der Brücke der Leviathan . „An alle…, an alle…, an alle… Warnung an Raumkreuzer, die das System Zaurak anfliegen oder tangieren…“
    Die Kadetten wechseln überraschte Blicke, sogar Osmar Sargon gibt seine zur Schau gestellte monumentale Lässigkeit auf. Algert bemerkt, wie sich Askarts Finger in die Lederpol s ter des Sessels krallen, vor dem er wie versteinert steht; er sieht, daß ein frostiges Weiß die Knöchel der schmalgliedrigen, gepflegten Hände des Chefnavigators überzieht wie die Hände eines Erfrorenen. Die Stimme nennt Koordinaten, die einen Ort in unmittelbarer Nähe des Zielgebietes beschreiben. Dann wird sie immer schwächer und verstummt.
    Ein Ruck geht durch Askart. Wie im Schlaf murmelt er einige Worte, von denen Algert nur versteht: „Er lebt…“
    „Funkwache!“ brüllt Askart plötzlich los. „Anruf sofort bestätigen und dann augenblicklich wieder auf Empfang gehen!“
    „Zu Befehl, Chefnavigator!“ antwortet der Diensthabende ruhig. Dann hören die Männer auf der Brücke seine Stimme: „Achtung! Hier spricht die Leviathan . Haben Ihre Warnung verstanden. Befinden uns auf Kurs Zaurak . Bitte senden Sie die Kennung. Gehören Sie zur Besatzung der Agamemnon ? Wir konnten Ihre Kennung nicht empfangen. Ende.“
    Der andere schweigt.
    „Antworte doch, Goran…! Warum antwortest du nicht…?“ preßt Askart mühsam hervor.
    „Chefnavigator“, meldet sich Osmar, „ich hatte den Ei n druck, daß die Energie des Senders funktional abnahm. Sehen Sie, ich habe den Vorgang aufgezeichnet.“ Ein Tastendruck läßt eine Kurve auf dem Bildschirm erscheinen, die ein Stückchen parallel der Zeitachse folgt, dann in sanftem Bogen abfällt und sich der Zeitachse asymptotisch nähert. „Eine typische Ausschwingfunktion, Chefnavigator. So sieht es aus, wenn ein Akkumulator kurzgeschlossen wird. Ein Fading ist das auf keinen Fall!“ Er sieht Askart abwartend an.
    Askart verzieht enttäuscht das Gesicht.
    „Das würde bedeuten, daß uns derjenige, der die Warnung gesendet hat, aller Wahrscheinlichkeit nicht mehr hören kann, weil er die gesamte Energie für die Sendung verbraucht hat!“ stößt Algert hastig hervor.
    „Halt die Klappe!“ fährt Osmar ihn heftig an, als er bemerkt, wie ein Zittern über die schmalen Lippen des Chefnavigators hinweghuscht. Er begreift nicht, weshalb die Nachricht Askart so erschüttert, doch der schlanke, dunkelhaarige Mann mit dem gütigen und ausgeglichenen Wesen tut ihm plötzlich leid.
    Auch ohne Ponapes vorlauten Kommentar hat der Chefnav i gator begriffen, was Osmar ihm sagen wollte, daran kann man nicht zweifeln.
    Osmar hat schon längst bemerkt, daß irgend etwas nicht stimmt mit seinem direkten Vorgesetzten. Die meisten unterschätzen den hageren, unerschütterliche Gelassenheit ausstrahlenden Kadetten, hinter dessen scheinbarer Gleichgü l tigkeit sich ein hellwacher Verstand damit beschäftigt, ohne Unterbrechung seine Umwelt zu analysieren und ihr, wie er es selbst nennt, „Schildchen anzuheften“. Sargons Manie ist es, alles und jeden förmlich zu katalogisieren, für Askart alle r dings hat er die richtige Schublade noch nicht gefunden. Nur eins glaubt er mit Bestimmtheit zu wissen: Dieser Mann trägt ein Problem mit sich herum, das er ängstlich vor seinen Mitme n schen geheimhält.
    Wie aus dem Boden gewachsen, steht Kapitän Arnold plöt z lich in der Kommandozentrale. Askart nimmt Haltung an und will Meldung erstatten, aber Ahab winkt ungeduldig ab. „Weiß schon Bescheid. Schlimme Sache, daß der Schlund so dicht bei Zaurak liegt. Genau auf der Einflugsroute. Mist, elender! Wir müssen das Ausweichmanöver programmieren, Askart, kommen Sie!“
    „Kapitän!“ Askarts Blick ist ein einziges Flehen.
    „Jaja, selbstverständlich!“ Ahab muß erraten haben, was Askart will.
    „Pyron, geben Sie alles, was wir an Energie haben, den Funkern!“
    Askarts Augen leuchten auf.
    „Funkwache!“ Ahabs befehlsgewohnte Stimme erstickt alle anderen Geräusche. „Bis auf weiteres ununterbrochen die Agamemnon rufen! Wenn innerhalb von zwölf Stunden keine Antwort kommt, senden wir mit den Triebwerken!“ Er weicht Askarts dankbarem Blick unsicher aus und brabbelt etwas von elender Gefühlsduselei vor sich hin. Dann flieht er vor dem warmherzigen Lächeln des Chefnavigators aus der Zentrale.
    „Was bedeutet das,

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