Im Glanz Der Sonne Zaurak
Chefnavigator: mit den Triebwerken senden?“ fragt Pyron neugierig.
Askart antwortet leise, vor sich hin sinnend: „Das ist ein selten angewandter, aber wirkungsvoller Trick. Das Rau m schiff wird um hundertachtzig Grad gedreht, so daß die Triebwerke in Flugrichtung zeigen. Dann läßt man sie einfach stottern. So kann man mit den Tachyonenimpulsen des Antriebsaggregates regelrecht morsen. Ist allerdings nicht ganz ungefährlich. Man muß einen guten Kompromiß zwischen Impulsdifferenz und mechanischer Belastbarkeit der A n triebskonstruktion finden…“
„Ah, ich verstehe!“ verkündet Algert Ponape stolz. „Tachy o nenimpulse von Raumschiffen sind wesentlich energiereicher als die der Sendeanlagen! Aber damit bremsen wir doch gleichzeitig ab?“
„Eben“, antwortet Askart bereitwillig. „Deshalb tut das keiner ohne zwingenden Grund.“
„Also hat Ahab einen zwingenden Grund…“, spricht Osmar mehr für sich als für die anderen, nachdenklich Askart musternd, in dessen Augen ein seltsamer Glanz ist.
„Ist es kein zwingender Grund, Raumfliegern, die uns vor einer Gefahr warnen, den Empfang ihrer Botschaft zu bestät i gen?“ fragt der Chefnavigator leise. Sein Blick wandert über den Großen Bildschirm. Irgendwo, dort, inmitten der wie hing e streute Perlen glänzenden Sterne, befindet sich die Sonne Zaurak . Dort ist auch Goran. Er lebt…
Nach zwei Wochen läßt Ahab die Versuche, Kontakt zur Agamemnon aufzunehmen, abbrechen. Askart protestiert energisch, verweist auf alle möglichen Gründe, die einen Empfang ihrer Signale bisher verhindert haben könnten – Rotation des Planeten, auf dem die Besatzung der Agamemnon vielleicht gelandet sei, die Umlaufbahn des Raumkreuzers um die Sonne Zaurak , wenn er nicht gelandet sei, den möglichen Durchzug von Wolken kosmischer Materie –, doch Ahab bleibt hart.
„Sie wissen so gut wie ich, wie wir alle, Askart: Die haben keine Energie mehr. Wir haben alles getan, was man überhaupt tun kann. Jede weitere Verzögerung des Fluges durch Exper i mente mit den Triebwerken kann die beiden Männer in der Agamemnon das Leben kosten!“
„Sie haben recht, Kapitän! Das habe ich nicht bedacht“, gibt Askart zu.
Entgegen seiner Gewohnheit winkt Ahab großzügig ab und murmelt: „Schon gut. Ich kann Sie ja verstehen…“ Dann nimmt er Askart beiseite und weist ihn unwillig zurecht: „Es ehrt Sie, Askart, daß Sie in der Lage sind, einen Fehler zuzugeben. Aber in Zukunft verkneifen Sie sich das, wenn uns Untergebene zuhören, das untergräbt Ihre ohnehin nicht hohe Autorität. Kapiert?“
Askarts Gesicht verschließt sich, und er antwortet knapp: „Zu Befehl, Kapitän!“
Als er den trotzigen Ton vernimmt, zieht Ahab drohend die Augenbrauen zusammen, aber er bleibt friedlich und mustert seinen Chefnavigator nur abschätzend, bevor er die Brücke verläßt.
Die Absolventen sitzen gemeinsam in der Mannschaftsmesse über ihren Tellern. Osmar Sargon hat bei dem als Koch fungierenden Viktor Sandies, dem kleinen, etwas dicklichen Offiziersschüler mit dem spärlichen Haarwuchs, wieder einmal eine Zusatzration ergattern können und verfolgt eifrig kauend die Gespräche seiner Gefährten.
Ponape berichtet weitschweifig und umständlich vom Z u sammenstoß zwischen Ahab und Askart. „Askart ist einfach zu weichlich, finde ich. Er nimmt sich die Havarie der Agame m non zu sehr zu Herzen.“
„Ich mag den Chefnavigator, er ist nicht so grob wie Ahab“, wirft Gilbert Ekalla, der spitznasige, picklige Jüngling, aus dem einmal ein Biologe werden soll, schüchtern ein.
„Ha, du machst dir ja auch bei jedem Rülpser Ahabs gleich in die Hosen!“ spöttelt Leander.
Viktor Sandies verteidigt den schwächlichen Blondschopf. „Gilbert kann nichts dafür, daß sein Fell nicht so dick wie deins ist, Leander. Er ist eben sensibler. Dafür spielt er wunderbar Klavier.“
Leander rümpft die Nase. „Wenn ich Musik hören will, muß ich mich doch nicht selbst an das Klavier setzen. Reicht völlig aus, eine einzige Taste zu drücken, und dabei ist sogar egal, ob sie schwarz oder weiß oder schweinchenrosa ist!“
Der dicke Jablock lacht scheppernd auf, doch sogleich besinnt er sich auf seine Abneigung gegen Malden und läßt das Gelächter in einem nervösen Glucksen verebben. Osmar Sargon lächelt nur geringschätzig.
„Das begreifst du nicht!“ ereifert sich Gilbert, und seine abstehenden durchsichtigen Ohrmuscheln erstrahlen in tiefem Rot. „Du weißt
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