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Im Glanz Der Sonne Zaurak

Im Glanz Der Sonne Zaurak

Titel: Im Glanz Der Sonne Zaurak Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Szameit
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gesagt, was er denkt, entscheidet Algert. So ist Osmar eben. Kein Grund, sich ihn zum Feind zu machen.
    Als Chefnavigator Askart die Brücke betritt, läßt Sargon das Kirschenglas blitzschnell unter seinem Konturensessel verschwinden. Lebensmittel mit in die Kommandozentrale zu nehmen ist strengstens verboten.
    Unwillig mustert der Chefnavigator Ponape und fragt: „Was geht hier vor, Jungs? Weshalb haben Sie Leander abgelöst, Algert? Wieso benachrichtigt mich keiner davon?“
    Im Dienst braucht bei der Meldung nicht salutiert zu werden, also bleibt Algert sitzen. Trotzdem strafft sich sein Rücken, als er – ohne Askart anzusehen – antwortet: „Befehl des Kapitäns, Chefnavigator. Malden ist in die Fahrzeughalle abkomma n diert!“
    „Was hat er denn nun schon wieder angestellt?“ erkundigt sich Marius Askart enttäuscht.
    Algert berichtet knapp und betont sachlich. Selbstverstän d lich streicht er sein Zutun aus dem Rapport.
    Bekümmert schüttelt Askart den Kopf und murmelt: „Was ist nur mit diesem Jungen los… Dieser unverständliche Hang zur Gewalttätigkeit… Vielleicht ist er krank…, ich muß mal mit dem alten Pinn darüber reden, der kennt sich aus in der Psyche solcher Burschen.“
    „Gestatten Sie, Chefnavigator!“ meldet sich Ponape. „Dem kann keiner helfen, der Malden ist ein Rudiment aus der Urzeit, ein Anachronist. Malden beugt sich nur der brutalen Gewalt, nur dem Stärkeren…“
    Askart unterbricht ihn ungehalten: „Nett von Ihnen, daß Sie mich belehren wollen, Ponape. Sie sind ein sehr hilfsbereiter Mensch, will mir scheinen. Aber daß ausgerechnet Sie das Rätsel Malden gelöst haben wollen – Sie erlauben, daß mich das etwas erheitert.“
    Die Ironie durchfährt Algert wie ein Strahl kochenden Wa s sers. Seine Schlitzaugen werden starr, und sein Gesicht versteinert förmlich.
    „Achtung, Brücke! Funkwache an Brücke!“ Die Stimme des diensthabenden Funkers zerreißt die merkwürdige, unte r schwellige Spannung.
    „Brücke hört“, antwortet Algert kurz und atmet auf.
    „Wir brauchen Energie für die Tachyonenrestverstärker. Wir empfangen seit rund zehn Sekunden Signale aus dem Zielg e biet, aber sie sind so schwach, daß sie sich kaum aus dem kosmischen Rauschen herausfiltern lassen. Habt ihr noch ein paar Kilo übrig?“
    Algert blickt zu Pyron hinüber, der die Tachyonengenerat o ren überwacht. Mit einem zustimmenden Nicken und sieben erhobenen Fingern beantwortet Pyron die Frage.
    „Ihr könnt sieben Kilo zusätzlich bekommen, reicht das?“ sagt Algert, dann beobachtet er aus den Augenwinkeln den Chefn a vigator, dessen Haltung sich plötzlich verändert hat. Es hat den Anschein, als unterdrücke er mühsam eine aufsteigende Erregung, deren Ursache Algert unbekannt ist.
    „In Ordnung, damit müßten wir auskommen. Ende.“ Als die Funkwache abschalten will, greift Askart ein. „Chefnavigator an Funkwache. Geben Sie zehn Kilo auf die Restverstärker, und schalten Sie die Signale auf die Brücke!“ Als Pyron und Algert ihn erstaunt ansehen, befiehlt er: „Geben Sie Generator vier mehr Dampf, Pyron! Die Signale können nur aus dem System Zaurak kommen…“
    „Aber der Kapitän hat befohlen…“, wendet Ponape ein. Askart fällt ihm ins Wort, und das erstemal, seit die Kadetten ihn kennen, klingt seine Stimme schneidend und herrisch: „Disk u tieren Sie nicht, wenn Ihnen ein Befehl erteilt wird! Befolgen Sie unverzüglich meine Anweisungen!“
    Osmar Sargon, den sonst nichts aus der Ruhe bringen kann, hört verblüfft auf zu kauen und reißt die Augen auf.
    Pyron ist so verdattert, daß er Schwierigkeiten hat, die richt i gen Tasten zu treffen.
    „Befehl ausgeführt!“ meldet er Sekunden später mit sich überschlagender Stimme.
    Aber Askart beachtet ihn bereits nicht mehr. Vornüberg e neigt lauscht er auf das hundertfach verstärkte Rauschen und Knistern, die Stimmen ferner Sonnen und Galaxien, deren Heulen und Jaulen in die Zentrale schwappt. Durch diesen Dschungel kosmischer Schreie, stellaren Stöhnens, durch Rülpser wild rotierender Neutronensterne und das entnervende Jammern ferner Quasare hindurch kämpft sich eine schwache, kaum vernehmbare menschliche Stimme. Mit aller Macht sucht das Universum sie mit seinem apokalyptischen Konzert zu ersticken, häuft Kaskaden von Disharmonien über diesen fast ersterbenden Ruf, überschwemmt ihn mit machtvollen Wogen kosmischen Getöses, will ihn hinwegspülen – aber die Hartn ä ckigkeit menschlicher

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