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Im Glanz Der Sonne Zaurak

Im Glanz Der Sonne Zaurak

Titel: Im Glanz Der Sonne Zaurak Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Szameit
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gar nicht, was das ist – Musik! Ob du auf eine…“
    „Halt die Klappe, Kleiner!“ fährt Leander ihn barsch an. „Soweit kommt es noch, daß mich ein unreifer Spätpuberti e render belehrt, der am Tag fünfmal aufs Klo verschwindet!“
    Brüllendes Gelächter ist die Antwort auf diese Bemerkung. Ekallas Gesicht glüht vor Scham und Wut wie eine Herdplatte.
    Nur Viktor Sandies sagt bekümmert: „Warum bist du nur so bösartig, Leander? Laß Gilbert doch in Ruhe, kann er etwa dafür, daß Ahab dich im Visier hat?“
    „Was willst du damit sagen?“ zischt Leander ihn beleidigt an. „Soll das heißen, daß ich vor Ahab kneife und mich dafür an Ekalla austobe?“
    Sandies hält dem drohenden Blick tapfer stand und antwo r tet: „Wenn es nicht so ist, kannst du dich ganz schön verste l len!“
    Leander schweigt irritiert, dann faucht er Jablock an: „Grinse nicht so blöd, Dicker!“
    Viktor Sandies legt seine Hand auf Jablocks Arm, als dieser mit verkniffenem Gesicht die Fäuste ballt.
    Algert hat die ganze Zeit geschwiegen und zurückhaltend die Entwicklung des Streites verfolgt. Die plötzlich eintretende Ruhe enttäuscht ihn. Malden war fast soweit, daß er sich wieder vergessen hätte, schade. „Unser großer Friedensstifter Viktor hat es wieder mal geschafft!“ spöttelt er vorsichtig.
    „Stört dich das?“ fragt Viktor erstaunt und einfältig.
    Osmar grinst belustigt. Er hat die Rivalität an Bord im G e gensatz zu Viktor längst durchschaut. Für ihn gibt es keinen Grund, sich daran zu beteiligen. Er ist wieder einmal dabei, „Schildchen anzuheften“.
    „Aber um Gottes willen, lieber Viktor“, heuchelt Algert, „nichts geht mir über Eintracht und Frieden. Wenn wir dich nicht hätten, unseren Friedensengel!“
    „Du brauchst das nicht ins Lächerliche zu ziehen“, entgegnet Viktor ruhig. „Ich bin nicht so wie du und wie…“, er zögert eine Sekunde, „wie Leander.“ Malden schießt einen warnenden Blick ab, aber Sandies läßt sich nicht beirren. „Das war das erste, was meine Mutter mir beigebracht hat: Verständnis suchen statt Konfrontation. Stärke liegt nicht im Beharren, sondern im Verstehen.“
    Algert grinst zynisch, doch noch verkneift er sich die Beme r kung, die ihm auf der Zunge liegt, und läßt Viktor weite r reden.
    „Ich hätte es wohl nie so richtig begriffen, wenn meine Mutter mir ein Leben nach diesen Grundsätzen nicht vorgelebt hätte. Sie hat meinem Vater, der uns im Stich gelassen hat, nie Vorwürfe gemacht, sondern immer versucht, sein Verhalten vor mir, ihrem Sohn, zu rechtfertigen. So wollte sie verhindern, daß ich ihn hasse. Weil es nicht gut ist, zu hassen, hat diese wunderbare Frau immer gesagt…“ Viktors Augen leuchten verklärt. Mit zunehmendem Interesse hat Leander ihm zugehört.
    Da kann Ponape nicht länger an sich halten und wiehert schrill auf. „Hahaha, das beste wäre gewesen…, hahaha…, du hättest…, hahaha…, deine liebe Mami gleich mitgebracht…, hahaha…, du mußt ja richtig unglücklich ohne den Schürze n zipfel dieser wunderbaren Frau sein…, hahaha!“ Er verschluckt sich an seiner eigenen Bosheit und keucht, mit Tränen in den Augen nach Atem ringend. Niemand bemerkt die Bitterkeit in seinem groben Gelächter.
    Leander ist bleich geworden. Langsam erhebt er sich, und seine Schultern zucken krampfhaft. Plötzlich ist es totenstill in der Messe.
    Algert schaut verwirrt und ahnungslos in den harten Glanz der auf ihn gerichteten blauen Augen. „Was…, was ist denn?“ fragt er verdattert.
    Leanders Faust krallt sich in das Leder seiner Kombination, dicht unter dem Kragen, und reißt ihn vom Stuhl hoch. Zitternd hebt Algert die Hände, um sein Gesicht zu schützen. Doch Leander schlägt nicht. Er stößt Algert durch die Tür und schreit ihm hinterher: „Mach einen Bogen um mich, Ponape, du stinkst! Geh mir aus dem Weg, wenn dir was an deiner Gesundheit liegt!“ Dann setzt er sich wortlos.
    Die anderen mustern ihn überrascht. Sogar in Osmars tei l nahmslosem Blick blitzt flüchtig Verwunderung auf, und die Hand mit der Gabel bleibt einige Sekunden in der Luft hängen. Dann widmet sich Osmar wieder gleichmütig seiner Mahlzeit. Das scheint das Zeichen zu sein; die Spannung löst sich in Gemurmel auf. Jeder versucht, ein anderes Thema anzuspr e chen. Das ist am sichersten. Nur Viktor seufzt bekümmert: „Das hättest du nicht tun sollen, Leander…“
    Dem rutscht vor Verblüffung der Unterkiefer auf die Brust, und er

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