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Im Glanz Der Sonne Zaurak

Im Glanz Der Sonne Zaurak

Titel: Im Glanz Der Sonne Zaurak Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Szameit
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angeblich zwei Minuten zu spät ausgegeben wurde.“
    „Weißt du genau, daß es Askart war?“ fragt Leander ve r blüfft.
    „Klar. Viktor hat mir gerade die Puddingsoße in den Tank gefüllt…“
    Leander schweigt verwirrt.
    „Das war nicht das erstemal. Askart schikaniert ihn schon seit einer ganzen Weile. Manchmal kommt mir das Verhältnis zwischen den beiden so vor wie das zwischen dir und Ahab.“
    Leander arbeitet schweigend weiter. Wenn das stimmt, was Sargon sagt, warum tut Askart das dann? Ihm selber begegnet er mit einer Herzlichkeit, die fast schon peinlich ist, und Viktor soll er schikanieren? Sollte dieser Mann zwei so verschiedene Gesichter haben? Er beschließt, der Sache nachzugehen.
     
    Viktor schüttelt bekümmert den Kopf. „Ach so schlimm, wie Osmar sagt, ist es gar nicht. Vielleicht ist der Chefnavigator einfach überarbeitet, nervös…“ Er verpackt die Abendration für die dritte Navigatorschicht in Plastbeutel und verschweißt sie mit einer Mikrowellenklammer.
    Leander sitzt am entgegengesetzten Ende der Kombüse auf einem kleinen Klapptisch. „Soll ich dir helfen?“ fragt er den Koch.
    Viktor wehrt ab. „Laß mal, das mache ich lieber selbst.“ Er steckt die fertigen Portionen in eine runde Öffnung in der Kabinenwand, über der in grünen Buchstaben das Wort „Brücke“ leuchtet. Ein Fauchen, ein leiser Luftzug – und die Mahlzeiten gehen auf Reisen.
    Leander muß an die Geschichte aus „Gullivers Reisen“ denken, in welcher der Held im Land Liliput ankommt, wie er ganze Schweine und Rinder verschlingt, Hunderte Laibe Brot, wie er fässerweise den Wein in sich hineingießt. Ein echter Gulliver, diese Rohrpost, denkt er belustigt und erzählt es Viktor. Der schmunzelt. Plötzlich schlägt sich Leander auf die Schenkel und brüllt vor Vergnügen auf. „Nein, nein! Nicht Gulliver! Osmar! Das ist ein richtiger Osmar Sargon!“
    Ein mißbilligender Blick Viktors läßt ihn verstummen, aber es dauert eine Weile, bis er sich beruhigt hat. Immer wieder steigt das glucksende Lachen in ihm auf, wenn er sich anstelle des runden Lochs Osmars hageres Gesicht vorstellt, mit weit aufgerissenem Mund.
    Auf einmal steht Askart mitten in der Kombüse, mit dem Rücken zu Leander, den er nicht bemerkt. In der rechten Hand hält er einen Plastteller mit noch verschlossener Folie. Der Zeigefinger der linken tippt dagegen, und er faucht Viktor an: „Was bilden Sie sich eigentlich ein, wer wir hier sind, Sandies? Die Männer auf der Brücke leisten harte Arbeit. Und Sie? Was für ein schlampig zubereitetes Essen schicken Sie auf die Brücke? Hier, sehen Sie sich das an!“ Er hält die Verpackung dem erschrocken dreinschauenden Koch unter die Nase.
    Leanders Gesicht hat alle Farbe verloren.
    „Es ist jetzt bereits das zweitemal, daß das beiliegende Besteck unvollständig ist, Sandies! Hier, sehen Sie sich das an, das Messer fehlt! Wenn Sie nicht jede Sekunde nutzen würden, um mit Leander Malden zu quasseln – was anderes haben Sie anscheinend nicht mehr in Ihrem Schädel –, wäre es vielleicht möglich, daß Sie Ihre Arbeit besser vorbereiten. Ich warne Sie zum letztenmal, Sandies, wenn das so weitergeht…“
    „Marius!“ Leanders Stimme donnert wie ein Vulkanau s bruch.
    Askart fährt herum. Verwirrt und hilflos starrt er Leander an.
    „Marius! Was soll das? Was ist in Sie gefahren?“
    Askart öffnet den Mund, als wolle er etwas sagen, dann schließt er ihn wieder. Er ist verwirrt. Fleckige Röte zeichnet ein brennendes Muster auf seine Wangen. „Sie… hier? Ich habe nicht gewußt…“, stößt er hervor. „Glauben Sie mir, Leander, ich wollte nicht…“
    „Sie sind ein hundsverdammter Heuchler, Askart!“ zischt Leander ihn an. „Ich warne Sie! Lassen Sie die Finger von Viktor, was immer Sie auch gegen ihn haben, sonst bekommen Sie es mit mir zu tun!“
    „Leander!“ Viktor greift nach Maldens Oberarm und schü t telt ihn. „Reiß dich zusammen, Mann, was tust du!“
    Doch Leander ist nicht mehr zu halten. Er baut sich drohend vor dem Chefnavigator auf und sagt gefährlich leise, so wie es sein Vater immer getan hat, wenn er seinen Worten besonderes Gewicht verleihen wollte: „Ich lasse es nicht zu, daß jemand – ganz gleich, wer es ist – einen meiner Freunde beleidigt oder tyrannisiert! Merken Sie sich das, Marius! Ich habe auch Sie bisher zu meinen Freunden gezählt, obwohl ich nicht weiß, womit ich mir Ihre Aufmerksamkeit verdient habe. Doch ich muß mich wohl

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