Im Glanz Der Sonne Zaurak
Sandies stecken doch seit einiger Zeit laufend zusammen, ist es so?“
„Jawohl, Kapitän. Wenn ich mir noch eine Bemerkung erlauben darf: Maldens Vorwurf ist nicht ganz unberechtigt. Überhaupt verhält sich der Chefnavigator manchmal recht merkwürdig. Ich habe fast den Eindruck…“
„Sprechen Sie gefälligst nur zu den Dingen, nach denen Sie gefragt werden, Ponape!“ brüllt Ahab ihn urplötzlich an. „Was unterstehen Sie sich, die Verhaltensweisen Ihrer Vorgesetzten zu beurteilen? Mann, kümmern Sie sich gefälligst um ihre eigene Nase, und stecken Sie sie gefälligst nicht in Dinge, die Sie nichts angehen! Ab!“
Algert ist kreidebleich geworden. Übers Ziel hinausgescho s sen, was bin ich doch nur für ein Esel! durchfährt es ihn. Mit Mühe gelingt ihm eine halbwegs exakte Kehrtwendung, und er stakst auf unsicheren Beinen aus der Kabine.
Sofort ruft Ahab die Brücke. „Chefnavigator Askart zu mir. Augenblicklich!“ Dann versinkt er in dumpfe Grübelei. Mit Askart habe ich mir auch etwas aufgeladen. Warum muß ausgerechnet dieser zu den Spitzenkräften zählende Mann Elloraner sein? Wenn er sich doch nur etwas zügeln könnte!
Ahab weiß alles über seinen Chefnavigator. Das gehört zu den Pflichten eines Raumschiffkommandanten. Ihm ist auch bekannt, daß man über bestimmte Punkte in Askarts Leben besser nicht spricht. Zum Beispiel darüber, daß er auf dem Vierten des Systems Ellora geboren wurde, eines der von den Menschen erschlossenen Sonnensysteme, die in den weiten Regionen der Milchstraße liegen. Die meisten Menschen kennen Ellora nur als Urlaubsparadies mit seiner exotischen Tierwelt auf dem Zweiten und Dritten. Über die relativ kleine Ansiedlung auf dem Vierten weiß kaum einer Genaueres.
Eigentlich kennt man im allgemeinen nur den Interstellarh a fen, über den der Raumkreuzerverkehr zu den beiden inneren Planeten fließt. Daß die Entwicklung auf dem Vierten, durch bestimmte Faktoren beeinflußt, völlig andere, seltsame Wege einschlug, ist kaum jemandem bekannt. Wem ist schon einmal aufgefallen, daß es unter den Elloranern keine Frauen gibt? Aber es ist so: Der Vierte im System Ellora ist Heimat einer zurückgezogen und unauffällig lebenden Männergesellschaft. Von da kommt Marius Askart. Seine Probleme sind andere, seine Interessen sind andere, seine Gefühle, sein Denken – alles unterscheidet sich von den anderen Besatzungsmitgli e dern.
Ausgerechnet Ponape muß dieses Anderssein aufspüren! flucht Ahab in sich hinein. Dieser Intrigant und Schnüffler! O ja, er kennt seine Schäfchen! Ponape kann ihm nichts vorm a chen. Er hat ihn längst durchschaut. Was wäre er sonst für ein Kapitän?
Ponape ist eine der Schachfiguren auf seinem Brett, ohne es zu ahnen. Ein Werkzeug, mit dessen Hilfe er seine Macht aufrechterhält. Daß gerade dieser Jüngling etwas zu ahnen beginnt, paßt ihm überhaupt nicht. Ihm ist nicht daran gelegen, Askarts Identität preiszugeben. Der Chefnavigator ist sein Stellvertreter, ein hoher Vorgesetzter. Da darf es nicht das geringste Stäubchen auf dem spiegelblanken Image geben. Es ist zwar weder eine Schande, geschweige denn ein Vergehen, Elloraner zu sein, aber es ist außergewöhnlich, mit dem Geruch des Fremden, des Außenseiters behaftet. Das kann sich ein Vorgesetzter nach Ahabs Ansicht nicht leisten.
„Kommen Sie rein und setzen Sie sich!“ ruft er Marius Askart zu. „Was war vorhin los, Chefnavigator?“
„Was meinen Sie, Kapitän?“ fragt Askart scheinheilig.
„Sie hatten eine Auseinandersetzung mit Malden, der Sie beschimpft und sogar bedroht hat.“
Marius Askart macht ein betroffenes Gesicht. Dann vers i chert er eilig: „So schlimm war es nicht, Kapitän! Es war meine Schuld, ich habe mich gehenlassen…“
„Hören Sie endlich auf, seinen Schutzengel zu spielen, Askart!“ brummt Ahab unwillig. „Was ist nur mit Ihnen los?“
Askart schweigt schuldbewußt. Dann blickt er Ahab offen an und sagt: „Ich mag ihn eben, diesen vitalen Burschen, mit allen seinen Fehlern.“
„Askart!“ fährt Ahab auf. „Das werde ich nicht dulden! Wir haben eine Vereinbarung, denken Sie daran! Sie haben mir versprochen…“
Der Chefnavigator winkt lächelnd ab. Seine großen blanken Augen hinter den geschwungenen Wimpern funkeln ironisch, und ein belustigter Zug tritt in sein dunkelgetöntes Römerg e sicht.
„Sie haben mich mißverstanden, Kapitän. Ich mag ihn, er ist mir sympathisch, mehr nicht, absolut nicht.“
„Sind Sie sich da
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