Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Glanz Der Sonne Zaurak

Im Glanz Der Sonne Zaurak

Titel: Im Glanz Der Sonne Zaurak Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Szameit
Vom Netzwerk:
sie vorgehen. Was Malden vorgeschlagen oder auch befohlen hat, ist nicht unvernünftig. Warum also soll er dagegen opponieren?
    Fauchend öffnen sich die Außenschotten. Es ist, als ob sich der Vorhang in einem grandiosen Theater hebt. Auf dem Spielplan steht das Spektakel von der leuchtenden Unendlic h keit des Universums. Osmar schwingt sich hinaus und ve r schwindet.
    Plötzlich steht Leander allein vor dem gräßlichen Schlund, in dem die blinkenden Sterne wie Zähne blitzen, und ein noch nie erlebtes Grauen, eine alles verdorrende Angst steigen in ihm empor. Er fühlt sich dem All, dem sich in seiner Unfaßbarkeit präsentierenden Universum, gegenüber tief einsam und verlassen.
    Sicher, es ist nicht das erstemal, daß er im Skaphander aus der schützenden Geborgenheit eines Raumfahrzeugs den Schritt in den leeren Raum, in die Schwerelosigkeit, wagt. Sonst war das jedoch ein Schritt vor die Haustür, ein Spazie r gang durch das heimatliche Sonnensystem, dort war sein Zuhause. Jetzt aber soll er in einen fremden, unheimlichen Ozean springen, wo weit und breit kein Fünkchen Leben in den Wogen der Zeit glüht, wo er rettungslos verloren ist, wenn er hinabstürzt in die unendliche Leere…
    Diese Furcht lähmt ihn. Die Fremdheit, Feindseligkeit der Schwärze, die ihn erwartet. Und plötzlich wird Leander sich bewußt, daß diese Angst ihn schon seit seiner frühesten Kindheit beherrscht, daß sie die Kraft war, die den Widerstand gegen die Pläne des Vaters nährte, aus dem Sohn einen ebenbürtigen Nachfolger zu erschaffen.
    „Was ist?“ Osmars Kopf erscheint vor dem Hintergrund der drohend funkelnden Sterne. Seine gleichmütige Frage bricht den Bann.
    „Nichts, nichts“, antwortet Leander eilig und klettert aus der Luke. Die Magnetstiefel schlagen mit einem trockenen Klacken auf die Bordwand. Wie durch ein Wunder ist die Angst in einem naiven Staunen verebbt.
    Osmar stapft voraus. Die Katapultanlage befindet sich am Ansatz des langen Schwanenhalses, auf dem die Knolle der Kommandozentrale ruht. Sie haben zwar die nächstgelegene Luftschleuse gewählt, doch der Weg ist trotzdem weit. Durch die Schächte der Abschußeinrichtung auszusteigen, wie es jeder halbwegs normale Raumfahrer tut, hat Ahab strengstens untersagt. An diese Kleinlichkeit sind sie bereits gewöhnt.
    Schließlich erreichen sie den ersten Abschußkanal und klettern hinunter. Schweigend machen sie sich an die Arbeit. Leander überprüft mit einem handlichen Detektor die Isolation der Magnetspulen unter den stumpfen Schienen, während Osmar unter den Schlitten kriecht.
    „Die Gelenke der Halteklauen sind ganz schön ausgeschl a gen“, hört Leander ihn sagen.
    „Wär ja auch ein Wunder, wenn auf diesem Scheißkasten mal was in Ordnung ist“, brummt er als Antwort.
    „Na, du mußt es ja am besten wissen. Du hast ja schon die halbe Leviathan repariert.“
    Leander horcht mißtrauisch auf, doch es ist kein Spott in Osmars Worten, eher Anteilnahme. Aber auch das kommt ihm nicht geheuer vor. Er hört ein schmatzendes Geräusch und muß grinsen. „Prost!“ sagt er zu Osmar, der zweifellos dabei ist, seinen mit Schokoladensoße gefüllten Getränketank zu leeren. Als Antwort hört er den gefräßigen und doch spindeldürren Kadetten zum erstenmal fluchen. „Mist! Das Zeug ist zu dick, geht nicht durch das Röhrchen durch!“
    Leander lacht amüsiert auf und sagt: „Ich werde mal bei Askart ein gutes Wort für dich einlegen. Vielleicht darfst du dir das Versorgungsmodul aus einem Kryonpanzer ausbauen, die haben dickere Trinkröhrchen.“
    „Leg lieber ein gutes Wort für Viktor ein. Der kann’s bra u chen!“ entgegnet Osmar gelassen.
    Leander stutzt. Wie hat Osmar das gemeint? Wieso für Viktor? „Viktor ist nicht so verfressen wie du, der braucht kein Kryonmodul“, antwortet er.
    „Das nicht.“ Osmars Stimme klingt seltsam.
    „Was dann?“ fragt Leander ratlos.
    „Hast du wirklich noch nichts bemerkt?“ In Osmars Worten schwingt ehrliches Erstaunen mit. „Ihr steckt doch laufend die Köpfe zusammen. Er muß dir doch was erzählt haben!“
    „Nein, hat er nicht. Los, schieß los, was ist?“ fragt Leander beunruhigt.
    „Ich will kein Gerücht in die Welt setzen“, beginnt Osmar bedächtig. „Doch es will mir scheinen, daß der liebenswürdige Chefnavigator etwas gegen Viktor hat und es ihn fühlen läßt. Gerade vorhin habe ich wieder gehört, wie er ihn angeschnauzt hat, weil die Verpflegung für die zweite Energetikerschicht

Weitere Kostenlose Bücher