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Im Glanz Der Sonne Zaurak

Im Glanz Der Sonne Zaurak

Titel: Im Glanz Der Sonne Zaurak Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Szameit
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haarfeinen Häkchen übersät und rauh wie eine Katzenzunge, aber nur auf einer Seite. Ein erstaunliches Kletterorgan, denkt Leander. Dann wendet er sich dem abgestürzten Gleiter zu.
    „Au verdammt!“ entfährt es ihm. „Der ist hin!“
    „Von wem sprichst du?“ fragt Algert verängstigt.
    „Von Echnaton “, antwortet Leander. „Der Gleiter ist futsch. Da ist wohl kaum noch etwas zu machen. Ihr werdet von Ahab an den Marterpfahl gebunden, du und Pyron, verlaßt euch darauf! Der wird toben, wie wir das noch nie erlebt haben.“
    „O nein, mein Gott!“ jammert Algert. „Wenn es wenigstens einen Sinn gehabt hätte. Wenn wir die Agamemnon gefunden hätten…“
    „Ich hole jetzt Pyron raus“, unterbricht ihn Leander schroff.
    Die Luke des demolierten Gleiters läßt sich erstaunlich leicht öffnen. Pyron befindet sich in einer üblen Lage. Bei dem Aufprall ist der Versorgungsblock aus den Halterungen gerissen worden und von hinten gegen den Pilotensessel gerutscht. Der wurde dadurch nach vorn gekippt, und Pyron klemmt zwischen Sessel und Armaturenbrett, auf dem er mit dem Oberkörper liegt.
    „Wie geht’s? Ein bißchen unbequem, könnte ich mir de n ken“, frotzelt Leander. Pyron antwortet nicht.
    „Jaja, ist ja gut. Nun laß mich auch mal zu Wort kommen“, sagt Leander und kriecht in die Kanzel. Pyron schweigt.
    „Kannst wenigstens guten Tag sagen, Alter. Glaub nicht, daß mir die Kletterei Spaß gemacht hat. He! Spiel nicht noch die beleidigte Leberwurst, sei lieber froh, daß ich es so schnell geschafft habe.“
    Da hört er ein schwaches, ganz leises Zischen. Sofort eri n nert er sich an das, was der Gefährte vorhin gesagt hat: Die Sauerstofftanks! Er kriecht zu Pyron und dreht ihn auf die Seite. Durch das Helmvisier sieht er das bleiche Gesicht und die halbgeschlossenen verdrehten Augen. „Mach keinen Quatsch, Alter! Komm zu dir, Mann!“ Er schüttelt den anderen.
    Die Reservetanks liegen nur einen knappen Meter vom Pilotensitz entfernt, unerreichbar für den eingeklemmten Pyron. Leander handelt blitzschnell. Nur gut, daß sie mit neuen Deltaanzügen ausgerüstet wurden, die zwei Anschlußstutzen besitzen. Im freien Raum braucht man diesen Luxus nicht. Da gibt man einfach Überdruck in den Skaphander, klemmt den Schlauch ab und wechselt den Tank. Anfänger fürchten sich davor, aber nur Anfänger. Auf einem Planeten mit einer Atmosphäre, in der sich alle möglichen Krankheitserreger und Giftstoffe befinden können, ist diese Methode allerdings gefährlich, weil winzige Mengen der fremden Luft irgendwie in den Skaphander gelangen können.
    Leander schließt den Reservetank an den zweiten Stutzen an und öffnet das Entlüftungsventil. Dann regelt er den Druck. Ein fauchender Sauerstoffstrom drängt die Luft des fremden Planeten aus dem Schlauch. Jetzt öffnet Leander das Skaphanderventil.
    Nach wenigen Sekunden erholt sich Pyron und schlägt die Augen auf. „Na, ausgeschlafen?“ fragt Leander mit gutmüt i gem Spott.
    „Was ist los, was ist mit mir?“ Pyrons Gesicht glänzt vor Unruhe.
    „Du hast Bruch gemacht.“ Leander erzählt ihm kurz, was geschehen ist.
    „Um Himmels willen!“ stöhnt Pyron auf. „Ahab erschlägt mich! Der zerfetzt mich…“
    So wie er den Kameraden vor sich liegen sieht – eing e klemmt in dem zu Schrott gewordenen Raumgleiter, mit glitzernder Angst in den Augen –, spürt Leander auf einmal einen faden Geschmack im Mund bei dem Gedanken an den eigenen Vorteil, der sich aus dem Vorfall ergibt. „Laß das Jammern, wir werden das schon irgendwie regeln“, sagt er kurz. Dann beginnt er, Pyron aus seiner Lage zu befreien.
    Während er sich mit dem Versorgungsblock abmüht, übe r legt er angestrengt. Der Gleiter hat Totalschaden. Was, wenn technisches Versagen die Ursache dafür wäre? Gesetzt den Fall, in der Steuereinheit wäre etwas nicht in Ordnung gewesen – ließe sich das nachprüfen? Wohl kaum. Noch besser wäre es, den Fehler in das Stabilisatormodul des Antriebsaggregates zu verlegen. Aber die Sache hat einen Haken: Er selbst hat Echnaton überholen müssen. Zwar ging es um andere Mängel, aber immerhin. Es ist nicht ungefährlich.
    Leander kämpft mit sich. Schließlich faßt er einen Entschluß und ruft „Malden an Ponape.“ Er ist sehr ruhig: „Die Sache ist so: Pyron hat dir vorhin ein Absinken des Ladedrucks geme l det. Alle Anzeichen deuteten auf Havarie. Daraufhin hast du die Notlandung befohlen…“
    „Nie! Nie mache ich das mit!“

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