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Im Glanz Der Sonne Zaurak

Im Glanz Der Sonne Zaurak

Titel: Im Glanz Der Sonne Zaurak Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Szameit
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unterbricht ihn Ponape heftig.
    „Du bist ein Esel, Algert!“ mischt sich Osmar ein. „Kapierst du nicht, was Malden dir da anbietet?“
    „Bei der Notlandung geschah das, was wir gesehen haben“, fährt Leander unbeirrt fort. „Ich habe mir das Stabilisatormodul angesehen und festgestellt, daß sich zwei Schutzwiderstände durch Überhitzung ausgelötet haben. Ich bin dein Zeuge.“
    „Geht das denn?“ fragt Pyron treuherzig. Leander klopft gegen seinen Handwerfer und sagt: „Es geht. So was ist sogar schon einmal vorgekommen. Beim Allgemeinzustand unserer Technik ist das durchaus möglich.“
    Als er Pyron breit angrinst, streckt der ihm unbeholfen die Hand entgegen und sagt: „Danke, Leander, das hätte ich dir nie im Leben zugetraut…“
    Diese Worte geben Leander einen Stich. Eigentlich müßte er stolz sein, doch Pyrons Dank bewirkt das Gegenteil. Das hätte ich dir nie im Leben zugetraut, wiederholt Leander in Geda n ken. „Was ist, Ponape? Machst du mit?“ fragt er dann rauh und wendet sich von Pyrons dankbarem Blick ab.
    Algert zögert mit der Antwort. Osmar sagt schnell. „Ich bin dabei Malden. Aber hast du auch daran gedacht, daß du den Gleiter klargemeldet hast? Das kann schlimm für dich werden, schlimmer als für Pyron und Algert.“
    „Ich weiß“, knurrt Leander. „Mach dir darüber keine Sorgen. Ich komme da schon irgendwie raus.“
    „Gut, Malden. Ich mache mit.“ Algert kostet es hörbar Überwindung. Wie soll Leander auch wissen, daß ein Algert Ponape ein ebenso stolzer und leicht verletzlicher Mensch ist wie ein Leander Malden? Wie kann er ahnen, daß es eine Demütigung für ihn ist, sich ausgerechnet von dem Mann helfen zu lassen, den er als seinen schärfsten Rivalen betrac h tet?
    „Nicht meinetwegen, Malden! Weil wir Pyron helfen, de s halb!“ Algert betont ausdrücklich den Grund für seine Zusti m mung.
    „Brich dir nur keinen Zacken aus der Krone!“ Das erstemal während ihres Zusammenseins läßt sich Osmar hinreißen. Leander hört es mit Verwunderung.
    „Malden soll nicht so angeben!“ begehrt Algert auf. „Er hat immer noch Askart im Rücken. Zu Hause seinen Vater, hier Askart – dem kann ja nichts passieren!“
    Noch ehe Leander dem aufsteigenden Zorn Ausdruck geben kann, sagt Osmar gelassen: „Halt jetzt die Klappe, Algert!“
    „Hört doch endlich auf damit!“ bittet Pyron leise.
    „Pyron hat recht“, entscheidet Leander. „Machen wir we i ter!“ Er nimmt seinen Handwerfer und kriecht ins Heck des Gleiters. Dort zieht er die Kassette des Stabilisatormoduls aus dem Triebwerksblock und öffnet sie. Zwei kurze Blitze – und die verkohlten Widerstände lösen sich von den Kontakten.
    Sie verlassen den Gleiter und beginnen, nach oben zu kle t tern. Pyron klagt über Schmerzen im Brustkorb. Er hat sich Pre l lungen zugezogen. Erstaunlich, daß er den Absturz relativ unbeschadet überstanden hat. Beim Klettern muß Leander dem Kameraden helfen. Pyron beißt zwar die Zähne zusammen, doch es hat den Anschein, daß die Verletzungen ihn stark behindern. Sie haben zehn Meter Höhe erreicht, als Pyron aufgeregt nach unten zeigt. „Da! Leander, sieh!“
    Ein zylindrischer Schatten schleppt sich durch das von den beiden Helmscheinwerfern schwach erleuchtete Dickicht. Dort, wo der Kopf sein müßte, tut sich plötzlich ein gähnender Rachen auf, in dem ein säbelartiger, blutrot schimmernder Reißzahn funkelt, und ein durchdringender Schrei – das erste lebendige Geräusch, das sie auf dem Planeten vernehmen – hallt durch den Dschungel zu ihren Füßen und über ihren Köpfen. Leander wird sich bewußt, wie sorglos er sich in diesem seltsamen Wald bewegt hat, der sie mit Tausenden von unsichtbaren Augen beobachtet und belauert, bereit, im geeigneten Augenblick zuzuschnappen…
    Das Tier bewegt sich auf sechs kurzen, dicken Pfoten vo r wärts, die beiden hinteren Gliedmaßen schleifen leblos über den Boden.
    „Es ist verletzt…“, flüstert Pyron atemlos, als das Wesen einen zweiten gräßlichen Schrei ausstößt.
    „Siehst du die kleinen Augen?“ fragte Leander leise. „Ich glaube nicht, daß wir da einen Bewohner dieses düsteren Dschungels vor uns haben. Das Biest braucht Tageslicht, um richtig sehen zu können, man merkt das an seinen unsicheren Bewegungen. Wahrscheinlich ist es herabgestürzt…“
    Unwillkürlich schaut Pyron nach oben. Dutzende von Metern über ihnen schimmert grünlich das Loch in der festen Decke aus Pflanzenarmen.

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