Im Glanz Der Sonne Zaurak
Handwerfer in solch einer Situation wertlos ist. So etwas hatte er sich bisher noch nicht vorstellen können. Aber Ahab verfügt über etwas, was ein unfehlbares Mittel gegen Unvorhersehb a res ist: über die Erfahrung eines altgedienten Raumfliegers. Das hat Leander endlich erkannt.
Kapitän Arnold hat lange nachgedacht. Ihm ist der Schaden im Stabilisatormodul völlig unverständlich, der zum Absturz des Gleiters Echnaton führte. Dem ersten Impuls, Malden in einer Sturzflut von Beschimpfungen zu ertränken, konnte er widerstehen, denn er hatte sich rechtzeitig daran erinnert, daß er Malden die Durchsicht des Triebwerkes aufgetragen hatte, das Stabilisatormodul jedoch gehört zur Steuereinheit des Aggr e gats. Malden trifft keine Schuld. Wen dann aber? Ihn selbst? Hat er seine Kontrollpflichten vernachlässigt?
Der Gleiter war startklar gemeldet worden. Das bedeutet, die technische Überprüfung hatte keinen Defekt signalisiert. Also muß dieser erst während des Fluges aufgetreten sein. Materia l ermüdung infolge zu starken Verschleißes – hat Malden behauptet. Das klingt plausibel.
Der Kapitän hinkt unruhig auf und ab. In der Zentrale herrscht Totenstille. Leander und Algert stehen stramm, die Hände an der Hosennaht, und erwarten fiebernd die Antwort des Kapitäns. Pyron wurde von Dr. Pinn sofort ins Bordlazarett gesteckt. Vielleicht ganz gut, so ist er vorläufig außerhalb der Schußlinie, überlegt Leander, wer weiß, wie Ahab reagieren würde, hätte er den Pechvogel vor sich…
Doch Arnold denkt überhaupt nicht mehr daran, ein Do n nerwetter losbrechen zu lassen. Der Gleiter muß aus der Inventarliste gestrichen werden, daran ist nichts zu ändern. Immerhin war es nicht umsonst. Sie wissen nun um die tückische Beschaffenheit der Planetenoberfläche. Der Preis für diese Erkenntnis ist unter Umständen gar nicht mal zu hoch. Zwar wäre der Kapitän nie ohne gründliche Erkundung des Terrains mit der Leviathan gelandet, aber was hätte ihn daran hindern sollen, mit den schweren Landern auf dem Planeten niederzugehen? Eigentlich muß er dem Zufall dankbar sein, der ihm für die Preisgabe eines der wohl gefährlichsten Gehei m nisse dieses Planeten „nur“ einen Pharaogleiter abknöpfte…
Arnold bleibt stehen und dreht sich schwerfällig zu den beiden Absolventen um, die ihm mit unterschiedlichen Gefühlen entgegensehen – der eine mit unverhohlener Angst, der andere trotzig und selbstbewußt, wenn auch nicht mehr so hochmütig, wie Kapitän Arnold erstaunt feststellt. Maldens kurze sachliche Darstellung des Vorfalls hat ihm gefallen. Auch Ponape hat knapp und exakt berichtet. So muß es sein. Befriedigt konstatiert Arnold, daß aus den Küken junge Hähne werden.
„Mir bleibt nichts weiter, als Ihnen beiden meine Anerke n nung auszusprechen. Sie, Ponape, haben kühlen Kopf bewahrt und sich wie ein Kommandant verhalten…“ Leander muß mit aller Macht ein spöttisches Grinsen unterdrücken. „Und Sie, Malden, haben Mut und Kameradschaft bewiesen, Eigenscha f ten, die ich ganz besonders schätze. Sie haben damit Punkte gutgemacht, Malden, aber besonders freut es mich, daß sich ausgerechnet Sie beide in einer kritischen Situation zu umsic h tigem Handeln zusammengefunden haben!“
Leander spürt, wie Algert ihm einen heimlichen Blick z u wirft. Keine Angst, Ponape, ich halte die Klappe! denkt er belustigt. Und er vermißt den Ärger über das für Ponape unverdiente Lob. Fast freut er sich darüber, weil er beobachten kann, wie es hinter Algerts glühender Stirn arbeitet. Nein, Ponape, keine Angst! wiederholt er in Gedanken und merkt, daß es auch wohltuende Befriedigung bereiten kann, hilfsbereit und großmütig zu sein.
„Da sich Ihre Zusammenarbeit als fruchtbar erwiesen hat, werde ich sehen, ob ich Ihnen auch in Zukunft gemeinsam zu bewältigende Aufgaben übertragen kann.“
Leander bemerkt, wie Ponapes Nasenspitze blaß wird. Mein Gott, hoffentlich meint Ahab das nicht ernst! denkt er bestürzt. Algert scheint Ähnliches durch den Kopf zu gehen.
Bei Ahabs nächsten Worten ist Leander sich nicht sicher, ob es Spott ist, was unterschwellig mitschwingt. „Ich bin davon überzeugt, daß Sie – gelingt es Ihnen, Ihre unterschiedlichen Stärken und Fähigkeiten sinnvoll zu vereinen oder zu koord i nieren – eins der besten Gespanne werden können, die ich jemals in meiner Mannschaft hatte. Das ist nicht nur ein Lob, meine Herren, sondern auch eine Verpflichtung. Beherzigen Sie
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