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Im Haus der Weisheit: Die arabischen Wissenschaften als Fundament unserer Kultur (German Edition)

Im Haus der Weisheit: Die arabischen Wissenschaften als Fundament unserer Kultur (German Edition)

Titel: Im Haus der Weisheit: Die arabischen Wissenschaften als Fundament unserer Kultur (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim al-Khalili
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der Herrschaft der Abassiden standen: Ihre Amtssprache war Arabisch, oder zumindest fühlten sie sich verpflichtet, ihre wissenschaftlichen Texte auf Arabisch zu verfassen, der Lingua franca der Wissenschaft im Mittelalter. Zu einem großen Teil fanden die wissenschaftlichen Arbeiten anfangs (im 9. und 10. Jahrhundert) im heutigen Irak statt, genauer gesagt in den Städten Basra, Kufa und – am wichtigsten – Bagdad.
    Viele Wissenschaftlerpersönlichkeiten, die uns auf unserem Weg begegnen werden, beispielsweise Al-Biruni und Ibn Sina, waren Perser und empfanden oftmals eine Abneigung gegen die Araber. In unserem Zusammenhang ist aber von Bedeutung, dass auch sie den größten Teil ihrer Werke nicht auf Persisch, sondern auf Arabisch verfassten. Wir können noch nicht einmal feststellen, dass sämtliche wissenschaftlichen Arbeiten von Muslimen ausgeführt wurden, und das trotz der unbezweifelbaren Tatsache, dass eine solche rasante Zunahme der Kreativität ohne die Ausbreitung des Islam nicht möglich gewesen wäre – warum, werde ich später genauer erläutern. Viele wichtige Beiträge stammten insbesondere in der Anfangszeit der Abassidenherrschaft, als viele griechische Texte übersetzt wurden, auch von Christen und Juden. Aber auch sie teilten mit ihren muslimischen Herrschern eine gemeinsame Kultur, zu der Sitten, Denkweisen, Erziehung und Sprache gehörten.
    Wenn ich von »arabischen« Wissenschaftlern spreche, meine ich damit also nicht, dass sie unbedingt in den heutigen arabischen oder arabischsprachigen Ländern geboren und aufgewachsen waren und sich selbst als Araber betrachtet hätten. Was sie einte, war vielmehr die arabische Sprache. Deshalb beziehe ich auch die großen persischen Wissenschaftler in meine weitgefasste Definition mit ein.
    Ein schönes Beispiel, an dem dieser Punkt deutlich wird, ist der Astronom Ptolemäus aus Alexandria, der um 150 u.Z. das Almagest verfasste, einen der wichtigsten astronomischen Texte aller Zeiten. Wer bezweifelt, dass die Arbeit von Persern wie Al-Biruni und Ibn Sina zu Recht als Teil der arabischen Wissenschaft betrachtet wird, kann die Arbeiten eines Ägypters wie Ptolemäus nicht der griechischen Wissenschaft zurechnen. In Wirklichkeit ist aber allgemein anerkannt, dass Ptolemäus’ Arbeiten nicht weniger zur Wissenschaft des antiken Griechenland gehören als die eines Euklid, Archimedes oder Aristoteles.
    Natürlich kann man die Frage stellen, ob es eher angemessen wäre, nicht von arabischer, sondern von islamischer Wissenschaft zu sprechen. Das habe ich aus drei Gründen nicht getan. Den ersten habe ich bereits genannt: Nicht alle wichtigen wissenschaftlichen Fortschritte wurden von Muslimen erzielt. Bevor der Islam sich im 7. Jahrhundert ausbreitete, war der Mittlere Osten vorwiegend christlich. Die beiden wichtigsten Glaubensgemeinschaften waren dabei die Nestorianer (vorwiegend in den Städten Hira im Süden des Irak sowie Edessa und Antiochia im Norden Syriens) und die Monophysiten (die über ganz Syrien, Anatolien und Ägypten verbreitet waren). Darüber hinaus praktizierte man in großen Teilen der Region vor dem Islam die alten Religionen des Mazdaismus und Zoroastrismus oder sogar den Buddhismus. Deshalb waren viele führende Gestalten im Goldenen Zeitalter der arabischen Wissenschaft keine Muslime. Hunayn ibn Ishaq, der größte aller Übersetzer in Bagdad, war Nestorianer und konvertierte nie zum Islam. Weitere christliche Wissenschaftler, die im 9. Jahrhundert in Bagdad lebten, waren der Astronom Yahya ibn abi Mansur sowie die Ärzte Jibril ibn Bukhtishu und Yuhanna ibn Masawayh. Auch viele jüdische Philosophen und Wissenschaftler, unter ihnen der Übersetzer Sahl al-Tabari, der Mediziner Ishaq ibn Amran und der Astronom Masha’allah, leisteten wichtige Beiträge zum Geistesleben von Bagdad. Ebenso wenig können wir außer Acht lassen, wie viele Beiträge jüdische Gelehrte aus Andalusien vom 8. bis 11. Jahrhundert und in späterer Zeit leisteten, beispielsweise der große mittelalterliche jüdische Philosoph und Arzt Maimonides, der in Córdoba geboren wurde, den größten Teil seines Lebens aber in Ägypten verbrachte.
    Der zweite Grund ist die Tatsache, dass der Islam heute von mehr als einer Milliarde Menschen auf der ganzen Welt praktiziert wird. Die Thematik dieses Buches erstreckt sich aber nicht auf das wissenschaftliche Erbe muslimischer Staaten wie Pakistan oder Malaysia, die auch von der indischen und chinesischen Wissenschaft

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