Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Haus des Wurms

Im Haus des Wurms

Titel: Im Haus des Wurms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R. R. Martin
Vom Netzwerk:
Natürlich, ein Überlichtschiff wäre nicht schlecht. Aber was soll’s, wir können mehr haben. Wir können wie er sein, wie Adams, und die Sterne gehören uns.«
    Melissa hatte genickt. »Warum ein Flugzeug fliegen, wenn man ein Vogel sein kann, nicht wahr?«
    Fünf Jahre lang hatten sie gemeinsam von den Sternen geträumt. In der Zwischenzeit war Changling Jungle zu einer großen Station angewachsen, und die Unzertrennlichen segelten durch das All.

    Robi kam zurück auf die Kommandobrücke, als Brand gerade den Hauptsichtschirm aktivierte. Überrascht sah sie ihn an und lächelte. Auf dem Schirm über ihnen waren Millionen tanzender, winziger Lichtpunkte zu sehen, in funkelndem Grün, Rot, Blau, Gelb und Dutzenden anderer Farben. Sterne? Nein. Wie an- und ausgehende Glühwürmchen schwirrten diese Punkte in einem chaotischen Gewimmel umher, und jedesmal, wenn einer das Schiff berührte, knisterten die Radargeräte.
    Robi glitt auf ihren Sessel zu und gurtete sich fest. »Du hast also doch meinen Kurs beibehalten«, sagte sie und schien geschmeichelt zu sein. »Es tut mir leid, daß ich eben so wütend geworden bin.« Sie legte eine Hand auf seinen Arm.
    Brand schüttelte sie ab. »Spar dir den Dank. Wir sind auf meinem Kurs. Die Blinker haben sich angehängt.«
    »Oh«, sagte sie. »Das hätte ich mir denken können.«
    »Sie schwirren um uns herum«, sagte er. »Ein riesiger Schwärm. Mehrere Kubikmeilen groß.«
    Robi blickte auf. Der Sichtschirm war voller hin und her flitzender Blinker. Die Sterne, die weißen, stillstehenden Lichter, waren kaum zu erkennen. »Wir steuern genau durch die Mitte«, sagte sie.
    Brand zuckte mit den Schultern. »Das ist unser Kurs.«
    Robi beugte sich vor und tippte ein paar knappe Order in den Computer. Sekunden später rollten rotleuchtende Zeichen über ihren Monitor. Empört blickte sie zu Brand hinüber. »Du hast nicht mal nachgesehen«, sagte sie.
    »Finsterlinge, drei an der Zahl.«
    »Wir sind nicht auf einem Beutezug«, antwortete er gelassen.
    »Sie kommen auf uns zu, wollen quasi gefangen werden, und du schickst sie wieder weg? Außerdem, wenn wir nichts unternehmen, könnten sie sich durch das Schiff fressen.«
    »Kaum. Der Schutzschirm steht.«
    Robi schüttelte kommentarlos den Kopf. Die Finsterlinge mieden Schiffe mit aktiviertem Schutzschirm. So konnte man sie also nicht fangen. Aber das hatte Brand auch nicht vor.
    »Sieh dir das an«, sagte Brand.
    Der Sichtschirm war plötzlich wieder leer. Nur eine Handvoll Sterne und zwei oder drei verirrte Blinker morsten eine traurige Botschaft in Blau und Rot. Der Schwärm hatte sich verzogen. Aber dann kam er wieder in Sicht. Weit entfernt, mit konstanter Geschwindigkeit kleiner werdend, ein schnell flüchtender Nebel aus Licht.
    Brand peilte den Schwärm mit dem Sichtgerät an. Robi schaltete auf maximale Vergrößerung. Der Nebel breitete sich aus, bis er den gesamten Bildschirm ausfüllte.
    Die Blinker flohen vor ihren Feinden, sausten mit einem für den Triumphwagen oder andere Raumschiffe unerreichbaren Tempo davon. Ihre Geschwindigkeit war annähernd die von Licht. Sie selber bestanden schließlich zum größten Teil aus Licht, aus einer einzigen Zelle und einer mikroskopisch kleinen Energiehülle, die intensive, sichtbare Strahlungen abgab.
    Trotz der großen Reichweite des Sichtgerätes waren die Blinker nach knapp einer Sekunde vom Bildschirm verschwunden. Zu schnell hatten sie unüberschaubare Weiten erreicht.
    Robi wollte etwas sagen, hielt es aber zurück. Statt dessen streckte sie den Arm aus und krallte die Finger in Brands Ellenbogen. Im Sichtfenster verfinsterten sich plötzlich die Sterne.
    Man kann Finsterlinge nicht wirklich sehen, aber Brand glaubte sie genau zu kennen. Oft genug waren sie in seinen Träumen und Phantasien aufgetaucht. Sie erreichten fast die Größe eines Menschen und bestanden aus pulsierender, schwarzer Energie, die nur selten im sichtbaren Spektrum abstrahlte und nur dann geortet werden konnte, wenn Materieteilchen in ihrer Sphäre verschwanden.
    Sternenlicht, das die Finsterlinge durchstrahlte, wurde gebrochen und abgeschwächt.
    Genau das war nun auf dem Sichtschirm zu beobachten. Brand sah aufmerksam hin. Für einen kurzen Augenblick glaubte er gesehen zu haben, wie ein winziger Splitter in der Finsterlingmasse das trübe Sonnenlicht reflektierte und silbern aufblitzte. Die alte Furcht erwachte, und Brand spürte, wie sich ihm die Kehle zuschnürte. Doch der Finsterling blieb

Weitere Kostenlose Bücher