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Im Haus des Wurms

Im Haus des Wurms

Titel: Im Haus des Wurms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R. R. Martin
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wir sowieso zum Changling Jungle fliegen, können wir auch gleich einen oder zwei Finsterlinge mitnehmen, falls es gelingt, sie zu schnappen. Der Blinkerschwarm ist direkt über uns. Ein paar Finsterlinge müssen also in der Nähe sein. Was ist daran so schlimm?«
    »Nein«, sagte Brand und löschte das Programm, das sie in den Computer gegeben hatte. »Wir sind zu nahe am Ziel, um uns jetzt noch von irgend etwas anderem ablenken zu lassen.« Er gab dem Computer neue Daten zur Kursänderung ein. Vor zwei Wochen hatte das auf Triumphwagen getaufte Raumschiff die Docks auf Triton verlassen, wo es überholt worden war. Ein paar Stunden vor ihnen kreiste Changling Jungle – eine künstliche Raumstation, ein Sprungbrett zum Pluto – um die ferne Sonne.
    »Du bist stur und unvernünftig«, protestierte Robi.
    »Was hast du eigentlich gegen Geld?«
    Brand wich ihrem Blick aus. »Nichts. Mit meinem Plan können wir soviel Geld scheffeln, wie wir nur wollen.

    Warum gehst du nicht in deine Kabine und träumst von all dem Geld, in dem du bald schwimmen wirst?«
    Schnaubend schleuderte sie auf dem Sessel herum, schnallte den Gurt ab und verließ wütend die Brücke.
    Wäre es möglich gewesen, eine Schiebetür zuzuschlagen, so hätte sie es getan.
    Ohne aufzublicken erledigte Brand den Rest der Programmierarbeit. Er verschwendete kaum einen zweiten Gedanken an die Auseinandersetzung mit Robi.
    Seit dem Aufbruch von Triton hatten sie sich in den Haaren gelegen – wegen möglicher Prämien, wegen dem Engel und wegen ihm. Es kümmerte ihn nicht. Bis auf seinen Plan, Changling Jungle und die Sterne war ihm alles egal.
    Nur noch ein paar Stunden. In der Nähe vom Jungle würden sie den Unzertrennlichen begegnen. Dort hielten sie sich oft auf.
    Und irgendwie spürte Brand, daß er auch Melissa wiedersehen würde.
    Unwillkürlich fuhr seine Hand an seinen Hals und streichelte sacht den kühlen, dunklen Kristall.

    Früher hatten sie gemeinsam von den Sternen geträumt, ein Traum, den sie mit vielen teilten. Die Erde war überbevölkert, das Leben auf ihr verwaltet und fade. Die technische Entwicklung hatte den Menschen restlos unterjocht. Was an Liebe und Phantasie übriggeblieben war, spielte sich im Weltraum ab. Tausende lebten unter den Kuppeln von Luna. Landgewinnungsprojekte auf dem Mars waren in vollem Gang, und jeden Tag überfluteten neue Einwanderungsströme Lowelltown, Bradbury und Bur-roughs City. Auf Merkur war ein Laboratorium errichtet worden, kleine Pionierkolonien hatten sich auf Ceres, Ganymed und Titan angesiedelt.
    Draußen am Komarov-Kreisel wurde das dritte Sternenschiff gebaut. Das erste war vor zwanzig Jahren mit einer Mannschaft aufgebrochen, die nicht für sich, sondern für ihre Kinder ein neues Leben in einer fernen Welt erhoffte.
    Ja, es war ein gewöhnlicher Traum, geträumt von ungewöhnlichen Menschen.
    Und sie konnten sich glücklich schätzen. Sie waren zur rechten Zeit geboren worden und hatten noch in den Kinderschuhen gesteckt, als die Hades-Expedition mit Kurs auf Pluto auf einen Blinkerschwarm gestoßen war.
    Dann waren die Finsterlinge über das Schiff hergefallen.
    Zwölf Menschen hatten den Tod gefunden, doch für den jungen Brand war dieser Vorfall nicht mehr als eine gruselige Sensation gewesen.
    Drei Jahre später hatten er und Melissa alle Nachrichten über die erstaunlichen Entdeckungen der zweiten – geglückten – Hades-Expedition verfolgt, jener mit den ersten primitiven Energieschirmen. Ein Crewmitglied namens Chet Adams war zu unsterblichem Ruhm gelangt.
    Brand erinnerte sich an eine Nacht. Er und Melissa waren Hand in Hand über eine Außentreppe auf den höchsten Turm der Stadt gestiegen. Das endlose Lichtermeer der Stadt lag unter ihnen. Über ihnen funkelten die Sterne. Brand – der junge Brand mit dem glatten Gesicht und dem langen, gewellten Haar – hatte den Arm um Melissa gelegt und nach oben gedeutet.
    Zum Himmel.
    »Weißt du, was das bedeutet?« hatte er gefragt. Die Nachricht von Hades II war kurz zuvor zur Erde gelangt.
    »Die Sterne gehören jetzt uns. Alle. Wir brauchen nicht mehr auf einem Sternenschiff zu sterben oder auf den Mars auszuweichen. Wir stecken nicht mehr in der Falle.«
    Melissa mit dem rotgoldenen Haar hatte gelacht und ihn geküßt. »Glaubst du, man wird herausfinden, wie es funktioniert? Warum die Finsterlinge mit Überlicht-Geschwindigkeit fliegen können?«
    Brand hatte sie fest an sich gedrückt und den Kuß erwidert. »Wen kümmerts?

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