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Im Haus des Wurms

Im Haus des Wurms

Titel: Im Haus des Wurms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R. R. Martin
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Fleischbeschaffer um Haupteslänge. Annelyn senkte den Blick und sah auf sein verschämtes, verzerrtes Spiegelbild im kalten Obsidian des Bodens.
    Der Fleischbeschaffer musterte Caralee und fand offensichtlich Geschmack an ihr. »Komm zu mir ins Bett heut nacht«, sagte er plötzlich in der unverhohlenen Art der Fackelpfleger. Scham war ihm fremd. Annelyn blickte empört auf. Caralee trug wie er #Blau-und-Spinnengrau. Es war klar, daß sie zusammengehörten.
    Außerdem hatte er ihr den Kelch mit den sich paarenden Würmern gegeben!
    Caralee sah Annelyn kurz an, kehrte ihm mit einem Schlenker ihrer hellen Locken den Rücken zu und sagte:
    »Ja.« Ihre Stimme klang erregt. Der Fleischbeschaffer führte sie auf den riesigen schwarzen Spiegel der Tanzfläche, und gemeinsam glitten und wirbelten sie im uralten, beschwingten Tanzstil der Yaga-la-hai über den Boden.
    »Er demütigt uns«, sagte Annelyn wütend zu Vermyllar und Riess, während er zusah, wie der Fleischbeschaffer die anmutigen Bewegungen Caralees nachzuäffen versuchte.
    »Wir sollten uns an den Menschwurm wenden«, schlug Vermyllar vor.
    Riess sagte nichts, aber sein Gesicht war wutverzerrt, als er die Hand nach einer weiteren gewürzten Spinne ausstreckte.
    »Nein«, sagte Annelyn. Er blickte über das farbenprächtige Gewimmel der Tänzer und sah, daß Groff den Menschwurm in die Sandgrube zurückgelegt hatte. Gedrungene Fackelpfleger gingen am Rand der Kammer entlang und löschten einen Großteil der Beleuchtung. Dunkle Schatten fielen über den Obsidian.
    Die hellen Reflexe im Glas verwandelten sich in schummrigrotes Licht. In den finsteren Winkeln hatten ein paar verwegene Pärchen bereits mit der Demaskierung der Körper begonnen. Andere folgten bald ihrem Beispiel. Annelyn hatte sich vorgenommen, Caralee zu entkleiden. Jetzt war er allein.

    »Warum nicht?« fragte Vermyllar. »Du hast gehört, was der Fleischbeschaffer gesagt hat. Er nannte mich ein Tier, wo ich doch der Enkel eines Mannes bin, der Menschwurm hätte sein können.«
    Annelyn brachte ihn mit einer Handbewegung zum Schweigen. »Du wirst deine Rache bekommen«, sagte er.
    »Aber ich bestimme, auf welche Weise du dich rächst.«
    Seine blauen Augen starrten durch den Raum. Der Fleischbeschaffer zog Caralee in einen dunklen Winkel.
    »Das bestimme ganz allein ich«, wiederholte er. Dann sagte er: »Kommt.« Und gemeinsam verließen sie den Saal.

    Früh am Morgen trafen sie sich im Staub und Moder eines nur selten begangenen Tunnels, der die meisten Haupthöhlen der Yaga-la-hai miteinander verband, bevor er in endlose Tiefen hinabführte. Annelyn war als erster zur Stelle. Er hatte sich in glänzendes Schwarz gehüllt.
    Eine Kapuze bedeckte sein helles Haar. Das einzige Zugeständnis an seine Eitelkeit war ein mit goldenem Faden auf die Brust gesticktes Theta. Hinter einem schwarzen Strick, den er sich um die Taille gebunden hatte, steckten ein Rapier und ein Stilett.
    Kurze Zeit später tauchte auch Riess auf. Er trug ein eng sitzendes Panzerhemd aus Eisen und Leder sowie einen schweren Umhang aus Spinnengrau. Er und Annelyn setzten sich auf den Steinboden vor einen finsteren Schacht, aus dem heiße, feuchte Luft durch ein rostiges Gitter wehte. Spärliches Licht spendeten vereinzelte Fackeln, die in bronzenen Halterungen an den Wänden steckten. Durch schmale Fensterschlitze in der Decke, zwanzig Fuß über ihren Köpfen, fielen düstere, rote Strahlen. Als Kind hatte Annelyn einmal aus herumliegenden Gegenständen ein Podest gebaut, um aus einem dieser Fenster hinausblicken zu können. Aber er hatte nichts sehen können – das Glas, das bündig mit der Steinwand abschloß, war mehr als eine Armspanne stark.
    Ein Glück, daß überhaupt noch etwas Licht hindurchscheinen konnte.
    Vermyllar kam spät. Annelyn hockte mit verschränkten Beinen auf dem Boden. Seine Augen waren auf die Wandteppiche gerichtet, deren Motive einen fleckigen Grauton angenommen hatten. Riess war sehr aufgeregt.
    Er redete darüber, wie der Fleischbeschaffer gefoltert werden könnte. »Wenn wir ihn schnappen, sollten wir ihn an den Füßen aufhängen«, schlug der stämmige Bur-sche vor. »Dann könnten wir von den Priesterchirurgen einen Topf Blutwürmer kaufen, seinen Körper damit bespicken und ihn aussaugen lassen.«
    Annelyn hörte ihm zu, ohne ein Wort zu sagen, und schließlich erschien Vermyllar. Er war schwarz und grau gekleidet, trug eine Fackel und einen langen Dolch. Die beiden anderen sprangen auf, um

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