Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Haus meines Feindes

Im Haus meines Feindes

Titel: Im Haus meines Feindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brown Sandra
Vom Netzwerk:
hörbar Spaß. Die Hauswände schienen von ihrem Lärm zu erzittern – vor allem als die Musiker anfingen, ihre Instrumente zu stimmen.
    Um zwei Uhr nachmittags betrat die junge Braut schüchtern den großen Wohnraum. Sie trug ein langes, geblümtes Kleid, das eine der Großmütter zuvor hastig für die Schwangere geändert hatte, wie Gregory beobachtet hatte. Die Mannsbilder schoben den stolpernden, halbbetrunkenen Bräutigam nach vorn, damit er seinen Platz an der Seite der errötenden Braut einnahm.
    Nun standen die beiden vor Pater Gregory, der die Zeremonie begann, indem er Gottes Segen für diese wundervolle Versammlung
von Freunden und Angehörigen erbat. Falls er beim Sakrament der Ehe patzte, waren die Anwesenden nicht nüchtern genug, um etwas zu merken.
    Nach weniger als fünf Minuten wandte das glückliche Paar sich einander zu, um seine gänzlich ungültige Ehe mit einem Kuß zu besiegeln. Pater Gregory war das scheißegal. Er wollte nur möglichst schnell verschwinden, bevor er als Hochstapler entlarvt wurde.
    Er aß mit ihnen. Er trank ein Bier. Sie waren weniger zurückhaltend und kippten scheinbar unbegrenzte Mengen in sich hinein. Je mehr sie tranken, desto lauter wurde die Musik, desto wilder wurde getanzt. Zweimal brachen Schlägereien aus, die aber mit minimalem Blutvergießen beigelegt wurden. In der Abenddämmerung dampfte es im Haus von warmgehaltenen Speisen, schwitzenden Menschen und der Leidenschaft, die alles zu befeuern schien, was sie taten. Irgend jemand riß die Türen auf, um frische Luft hereinzulassen.
    Und durch eine dieser Türen schlich Pater Gregory hinaus, angetan mit der Mütze und Wolljacke eines Cousins der Braut.
    Regen peitschte ihm ins Gesicht, aber sobald er im Freien war, hetzte er wie verrückt zu dem Schuppen mit dem Boot hinüber, mit dem er gestern abend angekommen war. Aber er dachte nicht daran, wieder in die Piroge zu steigen, die er Dredd gestohlen hatte und die jetzt neben dem Boot der Familie vertäut lag. Keine Sümpfe mehr, vielen Dank. In Zukunft würde er sein Glück an Land versuchen. Gewiß, auch dort drohten viele Gefahren, aber wenigstens waren sie nicht ganz so fremdartig.
    Ein Blick vom Bootsschuppen zum Haus hinüber ließ kein Anzeichen dafür erkennen, daß seine Flucht bemerkt worden war. Gregory zog den Kopf ein und rannte durch den Regen los. Er lief in geduckter Haltung so schnell wie noch nie in seinem Leben, holte das Letzte aus sich heraus und rannte keuchend
weiter, bis er glaubte, seine Lunge müßte platzen. Als er das Ende der Stichstraße erreichte, schluchzte er vor hemmungsloser Freude los.
    Die Querstraße war eine asphaltierte zweispurige Straße. Er stützte die Hände auf die Knie und holte keuchend Luft, bevor er rasch in die Richtung weiterging, in der hoffentlich der nächste Ort lag.
    Zu Fuß würde er nicht weit kommen. Seine einzige Hoffnung war, daß ein Auto vorbeikommen würde, bevor die Hochzeitsgäste merkten, daß Pater Gregory verschwunden war, und sich auf die Suche nach ihm machten. Nachdem er den Sündern durch die Trauung Absolution erteilt hatte, war er jetzt entbehrlich.
    Sein Herz begann zu jagen, als er hinter sich Autoscheinwerfer herankommen sah. Es konnten Hochzeitsgäste sein, die man losgeschickt hatte, um ihn zu finden und zurückzubringen. Oder Polizeibeamte oder FBI-Agenten, die nach Mrs. Duvalls Entführern fahndeten. Oder einer von Pinkie Duvalls Leuten, der sich eine Belohnung verdienen wollte, indem er ihre Entführer aufspürte.
    Oder es war sein Transportmittel zurück in die Zivilisation.
    Bitte, lieber Gott! betete er, während er kehrtmachte und seinen Daumen hochreckte. Der Pick-up wurde langsamer; der Fahrer musterte ihn, gab dann wieder Gas und spritzte ihn mit schlammigem Regenwasser voll. Gregory war so verzweifelt, daß er zu schluchzen begann. Er heulte noch immer, als fünf Minuten später das nächste Auto vorbeikam. Anscheinend sah er so mitleiderregend aus, daß er den Insassen leid tat, denn der Wagen hielt, als er schon an ihm vorbeigefahren war.
    Gregory trabte hinterher. Die Beifahrerin, ein Teenie, hatte das rechte Fenster heruntergekurbelt. Am Steuer saß ein noch jüngeres Mädchen. Die beiden betrachteten ihn interessiert, dann fragte die Beifahrerin: »Wo ist Ihr Auto, Mister?«
    Â»Das habe ich im Sumpf versenkt,

Weitere Kostenlose Bücher