Im Haus meines Feindes
EinschuÃlöcher mit Material aus einer auÃen an der Hüttenwand stehenden geräumigen Gerätekiste geflickt. Soweit Remy es hatte sehen können, hatte er dazu Klebeband und eine pechartige Substanz benützt. Diese primitive Reparatur hatte auch eine Menge primitiver Flüche erfordert, aber sie taugte offenbar etwas, weil das Boot nicht unterging. Basile machte es am Steg fest.
»Ist es wasserdicht?« fragte sie, als er zur Hütte zurückkehrte.
»Vielleicht komme ich hin, ohne abzusaufen.«
»Wohin?«
»Zu Dredd.«
»Wann?«
»Morgen früh. Falls der Regen aufhört. Könnten Sie mir ein Handtuch holen? Wenn ich so reingehe, mache ich den ganzen FuÃboden naÃ.«
Er hatte tagsüber selbst bei strömendem Regen hartnäckig und gleichmäÃig gearbeitet, ohne irgendeinen Regenschutz zu tragen. Sein Hemd und seine Jeans waren klatschnaÃ. Er nahm ihr das Handtuch mit einem lakonischen »Danke!« ab und verschwand um die Ecke, um sich zu waschen. Als er einige Minuten später zurückkam, trug er das Handtuch um die Hüften. Ohne ein Wort zu sagen, nahm er frische Sachen mit auf die Toilette.
Seine Schultern, das fiel ihr auf, waren mit Sommersprossen gesprenkelt.
Als er aus der Toilette kam, zeigte er auf den Tisch. »Was ist das?«
»Abendessen.« Mit dem wenigen vorhandenen Geschirr und Besteck hatte sie den Tisch für zwei Personen gedeckt. In einer Schublade mit Küchengeräten hatte Remy sogar eine Kerze gefunden. Sie stand jetzt in einem Wachspfützchen auf einer angeschlagenen Untertasse und machte das rustikale Innere der Fischerhütte wohnlicher. »Es gibt nur Chili und Bohnen, aber ich dachte, Sie würden Hunger haben, weil Sie mittags nichts gegessen haben.«
»Ja. Gut.«
Er setzte sich an den Tisch, und sie servierte das Essen. Eine Schachtel Cracker und eine Flasche Wasser vervollständigten das Mahl. Die beiden aÃen einige Minuten lang schweigend. Basile ergriff als erster das Wort. »Nicht ganz das, was Sie gewohnt sind.«
Remy legte den Löffel in die Keramikschale und sah sich in dem einzigen Raum der Hütte um. Er war mit ausgemusterten Möbeln eingerichtet und wurde von einem Gasheizgerät erwärmt und von einer Sturmlaterne erhellt, aber er war trocken und behaglich â ein Zufluchtsort in unwirtlicher Umgebung. »Nein, das bin ich wirklich nicht gewohnt, aber mir gefälltâs trotzdem. Vielleicht, weil es ganz anders ist als alles, was ich bisher kenne.«
»Hatten Sie denn nie einen Cajun-Beau, der Sie bei einem Rendezvous in seine Fischerhütte eingeladen hat?«
»Ich hatte nie ein Rendezvous â und auch keinen Beau.« Sie knabberte die Ecke eines Kräckers ab, legte ihn neben die Suppenschale und griff nach ihrem Glas Wasser. Als sie seinem Blick begegnete, wunderte sie sich über sein Erstaunen. »Was gibtâs?«
»Sie hatten nie ein Rendezvous?«
»Nein, auÃer man würde Pinkie mitzählen. Seit der Trennung von meiner Mutter habe ich nur in der Blessed Heart Academy
und in Pinkies Haus gelebt. Nicht viel Gelegenheit, sich einen Freund zuzulegen. Ich bin nicht einmal zu den Schulbällen gegangen.«
»Wieso nicht?«
»Ich habe damals mit Angel in einer Einzimmerwohnung gelebt«, sagte sie ruhig. »Mein Eindruck von Männern war nicht sehr vorteilhaft. Ich hatte gar nicht den Wunsch, zu Tanzveranstaltungen zu gehen. Und wenn ich Lust gehabt hätte, hätte Pinkie es nicht gestattet.«
Sie verfielen erneut in Schweigen, das nur durch das leise Klappern ihrer Löffel an den Keramikschalen unterbrochen wurde. SchlieÃlich fragte Basile: »Haben Sie jemals daran gedacht, Nonne zu werden?«
Die Frage amüsierte Remy; sie lachte halblaut. »Nein. Pinkie hatte andere Pläne mit mir.«
»Die Rückzahlung.«
»So könnte man es wohl nennen. Er hat mich gleich nach der SchulabschluÃfeier geheiratet.«
»Kein College?«
»Ich wollte studieren, aber Pinkie hat es nicht erlaubt.«
»Pinkie hätte es nicht gestattet. Pinkie hatte andere Pläne. Pinkie hat es nicht erlaubt.«
Sie fand seinen Tonfall kränkend und sagte: »Das verstehen Sie nicht.«
»Nein.«
»Ich bin nicht dumm. Ich habe mich durch viele Fernkurse weitergebildet.«
»Ich halte Sie nicht für dumm.«
»Doch, das tun Sie! Ihre schlechte Meinung von
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