Im Haus meines Feindes
längerer Pause antwortete McCuen: »Bitte entschuldigen Sie, daà ich Ihnen unterstellt habe zu lügen. An Ihrer Stelle würde ich auch lügen. Ich respektiere Ihre Loyalität Burke gegenüber. Aber Sie müssen mir glauben, daà Sie ihm schaden, wenn Sie mir nicht sagen, wie ich ihn erreichen kann.«
»Auf die Gefahr hin, mich zu wiederholen: Ich weià nicht, wo er ist«, sagte Joe, wobei er jedes Wort einzeln betonte.
»Aber Sie müssen doch irgendeine Idee haben«, drängte McCuen. Joe zögerte nur für den Bruchteil einer Sekunde, aber der Polizeibeamte hakte sofort nach. »Was kann ich sagen, um Sie davon zu überzeugen, daà Sie mir helfen müssen, ihn zu finden? Was kann ich bloà sagen?«
Â
Im allgemeinen schlief Burke leicht. Deshalb überraschte es ihn, daà er nicht aufwachte, bevor sie anfing, um sich zu schlagen.
Sie versuchte, ihre rechte Hand zu heben, aber das ging nicht, weil sie mit Handschellen an Burkes linkes Handgelenk gefesselt war. Ihr plötzliches ReiÃen und Zerren hatte ihn schmerzhaft aus tiefem Schlaf geweckt.
Zuerst verstand er den Grund für ihre heftigen Bewegungen falsch. »He! Schluà damit!«
Aber als er ganz wach war, erkannte er, daà sie nicht darum kämpfte, von ihm loszukommen. Das Moskitonetz über dem Bett hatte sich gelöst und war genau auf ihr Gesicht gefallen. Und Remy war jetzt verzweifelt bemüht, sich davon zu befreien.
Doch mit ihren Bemühungen hatte sie nur erreicht, daà sich das Gewebe um ihren linken Arm wickelte. Je mehr sie dagegen ankämpfte, desto mehr verstrickte sie sich darin. Sie öffnete den Mund, um zu schreien, aber beim Luftholen geriet das Netzgewebe in ihren Mund, was ihre Panik noch verstärkte.
»Ganz ruhig. Ich befreie Sie.«
Ihre Augen waren offen, aber die Nachwirkungen eines Alptraums oder ihre panische Angst hinderten sie daran, vernünftig zu denken. Als Burkes Hand sich ihrem Gesicht näherte, um ihr zu helfen, das Moskitonetz wegzuziehen, fing sie an, sich gegen ihn zu wehren. Sie warf den Kopf von einer Seite zur anderen. Sobald sie versuchte, den Kopf zu heben, zog sich das Netz nur noch enger zusammen. Sie schlug mit der linken Hand nach Burke und rià mit der rechten weiter an der unnachgiebigen Handschelle. Er schob sein rechtes Bein über ihre Beine, um sich vor ihren kräftigen Tritten zu schützen. Sie versuchte wieder zu schreien, aber das feinmaschige Netzgewebe füllte ihren Mund und erstickte jedes Geräusch.
»Um Gottes willen, halten Sie still!« sagte er. »Ich versuche doch nur, Ihnen zu helfen.«
SchlieÃlich gelang es ihm, das Gewebe zwischen die Finger zu bekommen. Er zerrià es mit einem kräftigen Ruck, so daà es sich nicht mehr über ihrem Kopf spannte. Aber dünne Stofffetzen
lagen weiter wie Spinnweben auf Remys Gesicht. Sie wischte sie mit der linken Hand weg, bis es wieder ganz frei war. Ihr Atem ging laut, schnell und keuchend.
»Alles in Ordnung«, versicherte er mit leiser, beruhigender Stimme. »Das Moskitonetz ist weg. Sie können wieder frei atmen.«
Er wollte ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht streichen, aber sie schlug mit der Linken nach seiner Hand. »Fassen Sie mich nicht an!«
»Beruhigen Sie sich doch«, sagte er mit abwehrend erhobener Hand. »Das Moskitonetz ist auf Sie gefallen. Das war alles.« Sie starrte ihn benommen an, während ihre Atmung sich allmählich beruhigte. »Möchten Sie einen Schluck Wasser?«
Sie nickte wortlos. Abends hatte sie sich ein Glas Wasser auf das dreibeinige Tischchen gestellt, das als Nachttisch diente. Burke griff über sie hinweg nach dem Glas. »Können Sie sich aufsetzen?« Sie stützte sich auf einen Ellbogen und trank aus dem Glas, das er ihr an die Lippen hielt.
Obwohl der Regen noch immer monoton auf das Wellblechdach der Hütte trommelte, fiel wäÃriges Mondlicht durch die Fenster. Nachdem die Männer mit dem Fischerboot weggefahren waren, hatte Burke noch mindestens eine halbe Stunde lang nervös und wachsam an der Hüttentür gestanden. Die drei hatten nicht bedrohlich gewirkt, sondern waren anscheinend nur neugierig gewesen, warum der Priester, dem sie das Leben gerettet hatten, sich während der Hochzeitsfeier abgesetzt hatte. Aber Burke, der lieber übervorsichtig sein wollte, hatte die Sturmlaterne nicht wieder angezündet und an der
Weitere Kostenlose Bücher