Im Haus meines Feindes
Schwester hatte eine schlimme Angina.«
»Gehtâs ihr wieder gut?« erkundigte Flarra sich hörbar besorgt.
»Noch ein paar Tage Ruhe, dann ist sie wieder auf dem Damm.«
»Warum habe ich davon nichts erfahren?«
»Remy wollte nicht, daà du dir unnötig Sorgen machst, deshalb hat sie das Personal gebeten, dir nichts davon zu sagen. Sie bekommt Antibiotika und hat sich schon gut erholt, auch wenn sie noch starke Halsschmerzen hat. Daher kann sie kaum reden. Und ich habe mit einem Fall zu tun, der meine gesamte Zeit beansprucht. Entschuldige bitte, daà ich dich nicht angerufen habe. Das war unverzeihlich von mir.«
Pinkie horchte auf das Schweigen am anderen Ende, während Flarra seine Lügengeschichte verarbeitete. Wenn er ihr die Wahrheit gesagt hätte, hätte er auch noch eine hysterische junge Frau am Hals, was seine Probleme nur vergröÃert hätte. Flarra war impulsiv und unberechenbar; er wollte sich nicht auch noch Sorgen darüber machen müssen, wie sie auf die Entführung ihrer Schwester reagieren würde. Bald würde er vor der Aufgabe stehen, ihr Remys Ableben beizubringen, aber diese Brücke würde er überqueren, wenn er sie erreichte.
»Kann ich morgen kommen und sie besuchen?« fragte sie.
»Das geht leider nicht, Liebes. Die Entzündung ist sehr ansteckend. Remy würde auf keinen Fall wollen, daà du sie auch bekommst. Schwester Beatrice würde uns nie verzeihen, wenn wir bei euch im Internat eine Anginaepidemie auslösen.«
»Wer hat Remy das Medikament verschrieben?«
»Welche Rolle spielt das?«
»Ich weià nicht, Pinkie, aber ich ⦠Remy ist in letzter Zeit so matt und abgespannt gewesen.«
»Und?«
»Nun, ich habâ mir überlegt â es ist natürlich bloà eine Vermutung  â, aber könnte sie nicht, du weiÃt schon, schwanger sein?«
Pinkie starrte den Briefbeschwerer aus Steuben-Kristallglas auf seinem Schreibtisch an, ohne ihn wirklich zu sehen. Er nahm nur die absurde Vermutung seiner jungen Schwägerin wahr, die ihm plötzlich gar nicht mehr so absurd vorkam.
Ohne etwas von seiner Reaktion zu ahnen, fuhr Flarra fort: »Wenn ja, sollte sie dann Antibiotika nehmen?«
»Sie ist nicht schwanger.«
»WeiÃt du das bestimmt?«
»Meinst du nicht, daà ich es wüÃte, wenn meine Frau schwanger wäre?« blaffte er.
»Du brauchst mir deswegen nicht gleich den Kopf abzureiÃen.
Ich will mich nicht in eure Angelegenheiten mischen, Pinkie. Aber ich vermute, daà Remy sich insgeheim ein Baby wünscht und traurig ist, weil sie anscheinend keins bekommen kann. Ich habe gehofft, das könnte der Grund für ihre Niedergeschlagenheit sein. Ich habe sie neulich sogar gefragt.«
»Was hat sie geantwortet?«
»Sie hat nein gesagt.«
»Da hast duâs. Wozu sollte sie lügen?«
»Vermutlich hast du recht«, gab Flarra zu. »War nur so eine Idee.« Dann bat sie ihn, Remy den Telefonhörer ans Ohr zu halten. »Ich will bloà ein paar Worte mit ihr reden. Sie braucht nicht mal zu antworten.«
»Sie schläft gerade.«
»Ach, dann will ich sie lieber nicht wecken«, sagte Flarra enttäuscht.
»Remy hat von deinen Anrufen erfahren und weià deine Besorgnis zu schätzen.«
»Mir hat noch was anderes Sorgen gemacht«, fügte sie hinzu. »Remy muà diese Sache mit Errol schrecklich nahegegangen sein.«
»Du hast davon gehört?«
»Ich habâs in der Zeitung gelesen. Remy ist bestimmt fast ausgeflippt.«
»Tatsächlich weià sie noch gar nichts davon. Sie war so krank, daà ich es nicht übers Herz gebracht habe, ihr davon zu erzählen.«
»Hat die Polizei schon eine Spur?«
»Nicht daà ich wüÃte. Ich fürchte, daà das eins dieser sinnlosen Gewaltverbrechen gewesen ist â ein Mord, der nie aufgeklärt werden wird.«
»Errol war bärenstark«, überlegte sie laut. »Wie hat ihn ein gewöhnlicher StraÃenräuber bloà überwältigen können?«
»Ich will nicht schlecht von einem Toten reden, aber Errols Körperkräfte haben seine Geistesgaben bei weitem überstiegen.
Es war wirklich leichtsinnig von ihm, mitten in der Nacht allein auf dem Uferdamm spazierenzugehen.«
»Schon möglich, aber ich finde es seltsam, daàâ¦Â«
Pinkie, der von ihrem
Weitere Kostenlose Bücher