Im Haus meines Feindes
ich habe nichts von der Entführung geahnt, bis es soweit war.«
Da seine Unschuldsbeteuerungen die beiden nicht zu beeindrucken schienen, versuchte er es mit einer anderen Methode. »Mein Daddy ist reich. Wenn Sie mich zu ihm bringen, zahlt er Ihnen einen Haufen Geld, ohne Fragen zu stellen. Sie brauchen nur zu sagen, wieviel Sie wollen, dann bekommen Sie das Geld. Er ist stinkreich, ich schwörâs Ihnen.«
»Wir wissen alles über Sie, Gregory«, sagte der Beifahrer. »Halten Sie jetzt endlich die Klappe, sonst werdâ ich echt wütend.«
Gregory schluckte alle weiteren Bitten herunter, die ihm noch auf der Zunge lagen, und begann leise zu weinen. Er war sich jetzt darüber im klaren, daà er sich nicht in der Obhut von Polizeibeamten befand, und die letzten Zweifel schwanden, als sie in die Tiefgarage eines Bürogebäudes fuhren. Um diese Nachtzeit parkten dort unten nur wenige Autos.
Tiefgaragen waren der Schauplatz zahlloser Filmmorde, und diese gräÃlichen Szenen schossen ihm nun alle durch den Kopf. Gregory erwartete, daà sie ihn nun an die Betonwand stellten und mit einem Schuà in den Hinterkopf erledigten. Morgen früh würde seine gesichtslose Leiche dann von einem früh zur Arbeit kommenden Büroangestellten aufgefunden werden.
»Bitte«, wimmerte er, als er vor dem Mann zurückwich, der die hintere Autotür öffnete. »Bitte nicht!«
Aber dieser Mann, den er irrtümlich für einen Cop gehalten hatte, packte ihn vorn am Hemd und zerrte ihn aus dem Wagen. Gregory sank auf die Knie und begann um sein Leben zu flehen, aber die beiden Männer zogen ihn hoch und schleppten ihn zwischen sich zum Aufzug.
Okay, dann würden sie ihn also nicht in der Tiefgarage erschieÃen. Wahrscheinlich wollten sie kein Blut auf ihre Anzüge bekommen. Sie würden mit ihm aufs Dach des Gebäudes gehen und ihn hinunterstoÃen, damit seine Hinrichtung wie ein
Selbstmord aussah. Als Komplize eines Entführers hatte er dem Druck seines Gewissens nicht standgehalten und war in den Tod gesprungen. Verständlich.
Aber der Aufzug hielt, bevor sie das Dachgeschoà erreichten. Als die beiden ihn aus der Kabine zerrten, fand Gregory sich zu seiner Ãberraschung auf einem mit Teppichboden ausgelegten Flur mit Mahagonitüren auf beiden Seiten wieder. Am Ende dieses strengen Korridors erreichten sie eine Doppeltür mit einem Namensschild aus Messing.
Als Gregory den eingravierten Namen las, gaben seine Knie nach, und er sank zu Boden.
»Los, stehen Sie auf!« sagte einer seiner Begleiter.
»Kommen Sie schon, seien Sie nicht blöd.«
Gregory krümmte sich in fötaler Haltung zusammen und wimmerte erbärmlich.
Die Doppeltür wurde geöffnet, und er hörte eine Stimme durch den Flur donnern: »Was geht hier vor?«
»Er will nicht aufstehen. Was sollen wir mit ihm machen, Mr. Duvall?«
Den Namen laut ausgesprochen zu hören, war noch schlimmer, als ihn auf dem Messingschild zu lesen. Gregory hielt sich die Ohren zu. Aber er beobachtete, wie zwei blitzblanke Slipper aus Schlangenleder näher kamen und in dem luxuriös hochflorigen waldgrünen Teppichboden Schuhabdrücke GröÃe elf hinterlieÃen. Die Schuhe machten erst eine Handbreit vor seinem Kopf halt.
Hoch über ihm sagte Pinkie Duvall: »Es geht nicht darum, was wir mit ihm machen, Gentlemen. Ab jetzt liegt Mr. Jamesâ Schicksal allein in seiner Hand.«
32. Kapitel
»Mr. Duvall? Entschuldigen Sie die Störung, Sir. Miss Flarra ist am Telefon. Sie ist schrecklich aufgeregt.«
»Danke, Roman. Ich nehme das Gespräch an.« Sobald der Butler sich aus seinem häuslichen Arbeitszimmer zurückgezogen hatte, nahm Duvall den Hörer der Nebenstelle ab. »Flarra? Wie gehtâs dir, meine SüÃe?«
»Ich bin ganz krank vor Angst! Was ist eigentlich los? Ich habe Roman anbetteln müssen, damit er mich mit dir reden läÃt. Er hat gesagt, er habe strengste Anweisung, keine Gespräche durchzustellen. Wo ist Remy? Warum kommt sie mich nicht besuchen? Ich habe seit Tagen nichts mehr von ihr gehört. Irgendwas Schlimmes ist passiert, das weià ich!«
»Beruhige dich. Hier ist nichts Schlimmes passiert.«
»Aber was ist los? Remy ist die ganze Woche nicht bei mir gewesen, obwohl sie sonst regelmäÃig kommt. Und wenn ich sie anrufen will, werde ich abgewimmelt.«
»Deine
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