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Im Haus meines Feindes

Im Haus meines Feindes

Titel: Im Haus meines Feindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brown Sandra
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nachzudenken. »Woher kommt diese Angst?«
    Sie ließ sich mit der Antwort so lange Zeit, daß er schon glaubte, sie habe seine Frage bewußt überhört. Aber dann begann sie doch, stockend zu sprechen. »Ich war damals zwölf. Er war einer von Angels Stammkunden. Ich hatte früh gelernt, mich still zu verhalten, wenn sie Männerbesuch hatte. Nicht weinen. Nicht winseln. Nicht betteln oder sonstwie Aufmerksamkeit erregen. Ich habe versucht, mich so klein wie irgend möglich zu machen – anfangs, um nicht bestraft zu werden, und später, um nicht gesehen zu werden. Ich habe mir oft gewünscht, unsichtbar zu sein, damit sie mich nicht so anstarren könnten.

    Aber dieser eine hat sich nicht von mir ignorieren lassen. Er hat sich mir immer in den Weg gestellt, mich geneckt und Angel gegenüber freche Bemerkungen gemacht. Anfangs habe ich sie nicht begriffen, später dann aber nur zu gut.
    Eines Nachts hat sie ihn nach ihrem Auftritt mit heimgebracht. Ich hatte längst geschlafen, aber ihr Lachen hat mich geweckt. Die beiden waren natürlich high und haben ihre wilde Party fortgesetzt, ohne sich im geringsten um mich zu kümmern. Irgendwann sind sie in Angels Bett umgekippt, und ich bin wieder eingeschlafen.
    Ich weiß nicht mehr, wie lange ich geschlafen habe. Wenn ich früher aufgewacht wäre, hätte ich ihn abwehren und aus der Wohnung rennen können. Aber als ich aufgeschreckt bin, war er bereits auf mir und hat meine Hände über meinem Kopf festgehalten. Ich habe nachts ein T-Shirt und einen Slip getragen. Er hatte das T-Shirt hochgeschoben, so daß mein Gesicht damit bedeckt war.«
    Burke schloß die Augen und rührte sich nicht.
    Einige Sekunden vergingen, bevor Remy leise weitersprach. »Ich hatte gerade angefangen, mich zu entwickeln. Meine Brüste waren noch klein und zart. Er… er hat schreckliche Sachen geflüstert. Sein Atem hat schlecht gerochen, seine Finger haben mich gezwickt, und ich hab’ keine Luft mehr bekommen. Er hat eine Hand in meinen Slip geschoben und … Nun, er hat mir weh getan. Ich wollte um Hilfe rufen, aber mein Gesicht war ja bedeckt, und ich hab’ keine Luft bekommen.«
    Sie rang wieder nach Atem und legte die linke Hand auf ihre Brust. Ihre Panik ließ nur allmählich nach. »Dann ist Angel aufgewacht und hat gesehen, was er da macht. Sie hat Krach geschlagen und ihn rausgeworfen.«
    Â»Hat sie ihn angezeigt, ihn festnehmen lassen?«
    Wie auf ein Zeichen hin wandten ihre Köpfe sich einander zu. Remys Blick war kaum zu deuten. »Angel war nicht auf ihn
wütend. Ihr Zorn hat sich gegen mich gerichtet. Sie hat mich verhauen, weil ich ihren Freund in mein Bett gelockt hatte.«
    Â»Mein Gott!«
    Â»Ich habe noch Glück gehabt, daß sie aufgewacht ist, bevor er mehr tun konnte, als mich zu begrapschen. Tatsächlich hat dieser Vorfall sie auf die Idee gebracht, mich für sich arbeiten zu lassen. Sie muß sich gedacht haben, daß eine kleine Prostituierte mehr Geld einbringen würde als eine kleine Taschendiebin. Sie hat nie mit mir darüber gesprochen, aber ich weiß, was sie gedacht hat. Ich habe sie manchmal dabei überrascht, wie sie mich nachdenklich und berechnend angestarrt hat.
    Seit dieser Nacht habe ich immer ein Tranchiermesser mit ins Bett genommen. Ich habe zwei ihrer Freier damit verletzt und einige weitere mit dem Messer bedroht. Aber ich habe gewußt, daß es nur noch eine Frage der Zeit war, bis einer von ihnen mich vergewaltigen würde.
    Dann ist Angel schwanger geworden. Sie war wütend, weil sie die Schwangerschaft erst bemerkt hat, als es für eine Abtreibung schon zu spät war. Im letzten Schwangerschaftsdrittel hat sie verstärkt mit Drogen gehandelt, um den Verdienstausfall als Tänzerin und … in ihrem Zweitberuf wettzumachen. Nach Flarras Geburt hat sie mich das Baby versorgen lassen, damit sie wieder arbeiten konnte. Was sie mit mir vorhatte, hat sie nie in die Tat umsetzen können. Da hatte ich noch Glück.«
    Â»Warum ist das nie gemeldet worden? Wo waren die Leute, die Kindsmißbrauch verhüten sollen?«
    Â»Eine Betreuerin des Jugendamts ist regelmäßig zu uns gekommen.« Remy fügte ausdruckslos hinzu: »Sie hat bei Angel Drogen gekauft, bis ihre Behörde davon erfahren und sie entlassen hat. Ihrer Nachfolgerin sind wir irgendwie nie zugeteilt worden.«
    Burke bedeckte die

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