Im Heimlichen Grund
er als Köder Fleisch hingelegt hatte, wiederholt genarrt worden. Den ganzen Tag hatte er am Köderplatz gelauert, und in der Nacht wurden die Köder weggeputzt! Und von den Füchsen war nur die Losung da.
Dennoch fuhr er unverdrossen fort, alle Fleischabfälle als Lockspeise auszulegen, immer an derselben Stelle, um das Raubwild an den Futterplatz zu gewöhnen. Ließ sich da auch noch kein Fuchs ertappen, so erlagen doch Nebelkrähen, ja sogar Kolkraben Peters Pfeilen.
Und bald konnte sich Eva aus den Kleinbälgen, die sie mit Lehm ausgestrichen und entfettet hatte, einen bis zu den Knien reichenden Rock und ein weites Schultermäntelchen heften und sich einigermaßen vor Stechmücken und Bremsen schützen. Daß die Vogelbalgkleider für den Winter nicht taugen würden, wußte sie wohl. Die Bälge waren brüchig, sie raschelten bei jeder Bewegung und verbreitetenbei feuchtem Wetter einen widerlichen Geruch. Aber Eva trug sie mit nicht geringem Stolz und mit der nötigen Vorsicht, schon um die Verwendbarkeit ihrer Arbeit zu beweisen.
Peter hielt von der Dauerhaftigkeit dieser neuen Kleider nicht viel und sprach viel von den Füchsen, denen er die Bälge abziehen wollte. Vom Köderplatz aus folgte er ihren Spuren und fand in der Nähe der Steinschlaglehne ihren Bau. Auf einem mit hohen Bäumen bestandenen Hügel entdeckte er die drei vom Buschwerk gedeckten Zugänge. Lange lauerte er vor den Röhren, bekam aber keinen der Füchse zu sehen. Alles, was er an Fraßresten vor dem Bau fand – Röhrenknochen, Schulterblätter und Schädel von Rehkitzen und Alpenhasen – hamsterte er in seinen Korb und trug es heim. So wuchs sein Allerlei, in dem er kramen konnte, wenn er etwas brauchte, und Peter fühlte sich reich.
Auch Eva wußte dieses Allerlei zu schätzen. Aus gebleichten Schädeldecken, die längst nicht mehr rochen, schlug und schliff sie handliche Trinkgefäße zurecht, auch Schalen, in denen sie Hartsteinsplitter, nach der Größe gesondert, aufbewahrte; aus dünnen Vogelknochen machte sie Vorstecher für ihre Näharbeit.
Die Höhle brachte Peter der Bären wegen in verteidigungsfähigen Zustand. Steintrümmer, größer als sein Kopf, türmte er am Rande des Höhleneingangs zu einer Schutzmauer auf, die, einem Druck von innen nachgebend, einen anstürmenden Bären erschlagen konnte.
So verging der Spätsommer. Schon waren die blauen Blüten der Alpenwaldrebe abgefallen, und an ihrer Stelle glänzten silbrig die krausen Büschel der langbehaarten, zum Abfliegen bereiten Samen.
Während die Kinder Tag für Tag von morgens bis abends unaufhörlich auf der Suche nach Nahrung waren oderandere dringende Arbeiten verrichteten, konnten sie für ihr Äußeres wenig tun. Wohl strichen sie die wirren, nur mit den Fingern gekämmten Haare ab und zu aus der Stirn, Hand- und Fußnägel stießen und rieben sie sich beim Arbeiten ab, Sorge aber machte ihnen die unvollkommene Kleidung, denn die Kälte konnte nicht mehr lange ausbleiben.
Um seinen Lendengürtel, der sich unter der Last der Steinwerkzeuge verzogen hatte, mehr Halt zu geben, verwendete Peter zopfartig verflochtene Rindenstreifen junger Schößlinge. Er entnahm sie Evas Flachsrutenvorrat, den sie im Bach unter Steinen beschwert eingelagert hatte. Vom Wasser aufgequollen, ließ sich die Rinde samt dem Bast leicht vom Holze lösen und flechten. Die zurückgebogenen Enden des Gurtes wurden mit vorher gewässertem, mehrfach zusammengedrehtem und getrocknetem Gedärm überbunden, so daß sie nicht mehr aufgehen konnten.
Als Gürtelschließe diente Peter eine Art Spange, die er aus einer gedrehten Darmschlinge und einer aufgefädelten Eichel angefertigt hatte. Nun sollte Eva die Bälge an den Gurt heften.
Aber das war schwieriger, als sie gedacht hatte. Am leichtesten war das Vorstechen der Löcher; mit einem spitzen Steinbohrer oder einem zugeschliffenen Knochensplitter ging es ganz gut, wenn auch langsam; viel schwerer war es aber, den Faden durch den Gurt zu ziehen. Die Spitze der Saite franste aus und spießte sich da und dort, und Eva, der die Geduld ausging, warf den Gürtel zornig von sich. Mit einem geringschätzigen Blick nahm Peter die Arbeit auf. Er versuchte es mit knöchernen Häkchen. Es ging langsam. Suchend sah er sich nach etwas um, womit er den Faden führen konnte. Ein spitzes, gespaltenes Holzstäbchen tat den Dienst schlecht, er mußte den eingeklemmten Faden immer wieder aufs neue befestigen. Peter stand auf undmusterte pfeifend sein
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