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Im Heimlichen Grund

Im Heimlichen Grund

Titel: Im Heimlichen Grund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alois Theodor Sonnleitner
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nähte sie über der Fußspitze zusammen und schnitt Überflüssiges weg. Hinter der Ferse zog sie das Leder hoch und nähte an den Seiten die Falten zusammen. An die Zipfel heftete sie breite Lederstreifen, wickelte sie kreuzweise um Fußgelenk und Wade und band sie unter dem Knie fest. Nachdem sie auch den anderen Fuß bekleidet hatte, überließ sie es ihrer Körperwärme, das weiche Leder zu trocknen. Als es einigermaßen hart geworden war, rieb Eva die Außenseite ihrer Schuhe mit einem Gemisch von zerlassenem Wachs und Fett ein, wobei sie besondere Sorgfalt auf das Dichten aller Nähte verwendete.
    Freudestrahlend zeigte sie Peter ihr verbessertes Schuhwerk, das keine Nässe durchließ. Noch am selben Tag sah sie mit Genugtuung, daß Peter, der bisher einfach Dachsschwarten um seine Füße gewickelt hatte, sich nach ihrem Muster neue Schuhe machte. Gleich nach dem Abendessen verschwand Eva hinter ihrem Lagerwall und wühlte sich ins Moos und Laub. Sie wollte ungestört nachdenken, wiesich aus der Schwarte des Wildschweins, das Peter bestimmt noch erlegen würde, dauerhafte Schuhe herstellen ließen.
    Peter kniete auf dem Boden vor einem Sandstein und führte auf dessen rauher Fläche einen Knochensplitter hin und her, er wollte eine flache, lange und zweischneidige Speerspitze zurechtschleifen. Nach kurzer Zeit tat er die Arbeit beiseite. Seine Augen waren trocken und heiß vor Schlaf, und so legte auch er sich zur Ruhe, ohne einen Block Moderholz auf die Glut zu legen. Zum erstenmal hatte er es vergessen.
     

Der Föhn
    Als die letzte Glut unter der Asche des vernachlässigten Feuers erloschen war, wurde es kühl in den Höhlen. Eva, deren einer Arm bloßgelegen hatte, erwachte im Morgengrauen und stieg fröstelnd über den Steinwall ihres Lagers, um nach dem Feuer zu sehen. Dichter Nebel erfüllte ihre Höhle; die Wände, an denen sie sich hinabtastete, troffen vor Nässe. Draußen schneite es, und der Wind hatte Schnee in die Höhlen geweht. Eva stocherte in der Asche der Feuerstelle. Plötzlich schrie sie auf: »Das Feuer ist aus, ganz aus!«
    Peter schnellte auf. Verflogen war seine Schläfrigkeit. Ungläubig kauerte er vor der Feuerstelle im Schnee. Kein Rauch! Kein Fünkchen Glut! Zitternd vor Aufregung und Kälte, hob er die vom Schnee feucht gewordenen angekohlten Holzreste vom Rand der Feuerstelle ab, drehte sie um, blies sie an, sie blieben schwarz.
    Vorsichtig streifte er die Asche beiseite, sie war noch lauwarm.
    Hoffend und bangend wühlte er weiter. Da schrie er plötzlich auf in Schmerz und Freude. Er hatte sich die Finger verbrannt. Tief unter der Aschenschicht war noch Glut!
    Rasch legte er sie bloß und streute trockenes Moos, Wacholderzweige und Fichtennadeln darauf, dann blies er erst vorsichtig und ein wenig später mit vollen Backen von einer Seite hinein und Eva von der anderen.
    Kleine Flämmchen schlugen aus der Glut und schlängelten sich an den harzreichen Reisern empor. Das neuerweckte Feuer leuchtete, knisterte, qualmte, reichlich genährt von den beiden Höhlenkindern. Und als die Flammen kniehoch emporzüngelten, da packte Peter Eva an den Schultern und schüttelte sie in einem Übermaß von Freude.
    In abgebrochenen Sätzen machte er sich Luft: »Das wär' was g'wesen! Zugrund hätten wir gehen müssen in der Bärenkälte. Das darf nicht mehr passieren! Der Schnee muß draußen bleiben!« Daß er vergessen hatte nachzulegen, verschwieg er. Als er Eva losließ, griff sie sogleich nach ihrem Wurzelbesen und kehrte den Schnee zu einem Haufen zusammen.
    Dann holte sie aus dem Allerlei ein Schulterblatt vom Hirsch und beeilte sich, den Schnee, der in der Wärme zu schmelzen begann, über die Steinbrüstung hinauszuschaufeln. Peter schickte sich gleich an, dem Schnee, dem er das Verlöschen des Feuers zuschob, den Zugang zu verwehren.
    Erst mußte er die lückenreiche Schutzmauer, die er am Eingang zur unteren Höhle aus losen Steinen kaum kniehoch aufgeführt hatte, zerklauben und daraus eine sichere Unterlage für den Weiterbau schaffen. Da er aber viel mehrSteine brauchte, als er hatte, war er gezwungen, neue herbeizutragen. Draußen lag der Schnee fußhoch. Gleich nach dem Frühstück suchte Peter im Bachbett aus dem groben Geröll die größten Trümmer heraus, verstärkte seinen Schlitten durch aufgelegte Quer- und Längshölzer und führte Steinbrocken herbei.
    Als er die meist abgerundeten Steine auf die Grundmauer legen wollte, erwiesen sie sich als untauglich. Besser waren

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