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Im Herzen der Feuersonne

Im Herzen der Feuersonne

Titel: Im Herzen der Feuersonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elfie Ligensa
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liefen zwei Ratten. Das war eine Plage, derer man in Hafenstädten
kaum Herr wurde. Die Tiere machten sich über die Abfälle her und vermehrten sich
rasend schnell.
    Gleich gegenüber der kleinen Schenke Zum Rheinfels war ein größeres Wirtshaus. Hier ging es
lärmend zu. Eine raue Männerstimme brüllte etwas, das Ben nicht verstehen
konnte, dann begann eine Frau zu singen. Dem grölenden Gelächter und den Pfiffen
nach zu urteilen, die daraufhin einsetzten, hatte das Lied einen anzüglichen
Text.
    Ben ging weiter, er wollte so rasch wie möglich
fort aus dem Hafenviertel, in dessen Straßen und Gassen sich der Unrat türmte
und wo es wahrscheinlich mehr Ungeziefer gab als Menschen. Draußen auf dem Meer
war die Luft frisch gewesen, hatte nach Salz geschmeckt. Vor allem hatte es
besser gerochen als hier, wo sich neben alten Fischernetzen, in denen sich
Seetang und toter Beifang verfangen hatten, auch die Abfälle aus den Gaststuben
sammelten.
    So waren sie alle, die Hafenstädte, die Ben in
den zwei Jahren kennengelernt hatte, in denen er als Matrose auf der Parisienne gefahren war: laut und schmutzig, aber
voller Leben.
    Kapstadt erstreckte sich in einiger Entfernung,
eingebettet in die Ausläufer des Berges. Der Tafelberg war von leichten
Dunstschleiern umgeben, und die Ausmaße der Stadt an seinem Fuß schienen
gigantisch zu sein, viel größer, als er es sich vorgestellt hatte. Unterhalb des
Berges zogen sich weithin sichtbar Weinhänge entlang. Selbst aus der Entfernung
konnte Ben die säuberlich gezogenen Reihen der Reben erkennen.
    Er wollte gerade die Karte hervorziehen, die sein
Großvater dem letzten seiner Briefe beigelegt hatte, um seinen Standort zu
bestimmen, als ganz in seiner Nähe wüstes Geschrei anhob. Zunächst sah er nur
zwei Reiter, die ihre lange Gerte wild herabsausen ließen. Erst dann bemerkte er
die Schwarze, die sich vor den Männern in Sicherheit zu bringen versuchte. Sie
trug einen Jungen von etwa fünf Jahren auf der Hüfte und presste ihn angstvoll
an sich. Mit der anderen Hand hatte sie den gelb-roten Rock etwas hochgezogen,
damit sie rascher laufen konnte. Ben sah, dass sie nicht einmal einfache Schuhe
anhatte, sondern barfuß war. Schon hatte sie eine schmale Gasse zwischen zwei
Gebäuden erreicht, als die Gerte des einen Reiters sie am Arm erwischte und zu
Fall brachte. Sie schrie auf, als sie zu Boden stürzte, und ihr Kind begann,
laut zu weinen.
    Â»Hab ich dich, verfluchte Schlampe!« Der Reiter
auf dem Apfelschimmel, deutlich jünger als der andere Mann, der auf einem
dunklen Wallach saß, stellte sich in den Steigbügeln auf und ließ die Gerte
erneut durch die Luft zischen.
    Der dunkelhäutige Junge, er konnte höchstens fünf
Jahre alt sein und war erschreckend dünn, wollte sich gerade aufrappeln, da
waren die Reiter schon bei ihm. Der ältere, ein kräftiger Kerl mit ungepflegtem
Bart, beugte sich vor und hob den Kleinen an dem einfachen ärmellosen Hemd hoch.
Der Stoff riss, und das Kind fiel wieder auf die staubige Erde.
    Ben hastete los, aber da war die Frau schon bei
ihrem Sohn, versuchte, ihren Jungen an sich zu ziehen. Ihre großen dunklen Augen
waren vor Angst noch mehr geweitet, und Ben sah, dass ihr Gesicht
tränenüberströmt war. Nur noch unterdrücktes Wimmern drang über ihre Lippen.
Jetzt bemerkte Ben die blutigen Striemen auf ihren Armen, und auch über ihr
Gesicht, das außergewöhnlich feine Züge hatte, zog sich eine rote Spur;
offensichtlich hatte die Peitsche sie hier getroffen. Das Tuch, das sie nach Art
des Landes zu einem Turban geschlungen eben noch auf dem Kopf getragen hatte,
lag jetzt im Straßenstaub, ihre kurzen krausen Haare schimmerten im hellen Licht
wie Ebenholz.
    Â»Weg da! Aus dem Weg, Kerl!« Der Reiter auf dem
hochbeinigen Wallach zügelte sein Pferd so knapp vor Ben, dass das Tier auf die
Hinterhand stieg. »Bist du irr? Verschwinde, sonst zieh ich dir auch eins
über.«
    Â»Wag das lieber nicht!« Ben sah den älteren
Weißen herausfordernd an. »Warum verfolgt ihr die Frau?«
    Â»Bist wohl neu hier, was? Halt dich raus, sonst
kriegst du Ärger. Das Weib hat versucht zu fliehen. Mitsamt ihrem Bastard. Aber
nicht mit mir!« Er stieg vom Pferd und packte die junge Frau grob am Arm, doch
die riss sich mit einem Ruck wieder los und taumelte wie Schutz suchend ein paar
Schritte zu Ben

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