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Im Herzen der Feuersonne

Im Herzen der Feuersonne

Titel: Im Herzen der Feuersonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elfie Ligensa
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ins Schlafzimmer. Die kunstvolle Frisur war bald zerstört, das
neue Kleid wurde mit Schwung auf einen der hellen Sessel geworfen. »Ich habe
dich so vermisst«, flüsterte Ben und küsste seine Frau voller Verlangen.
    Â»Ich weiß. Und es tut mir sehr leid. Ich … ich
weiß selbst nicht, was mit mir war. Glaub mir, ich wollte das nicht, aber nach
Madeleines Geburt war auf einmal alles in mir durcheinander. Es war, als wäre
ich für mich selbst eine Fremde.« Charlotte schmiegte sich noch ein wenig fester
in seine Arme. »Aber jetzt bin ich wieder deine Charlotte, ja?«
    Â»Für immer und für alle Zeit.«
    Â»Nein, Sebastian, heute bringe ich dich ins
Bett und nicht deine Mama.« Sinas Stimme klang energisch, und sosehr der kleine
Junge auch zeterte – es half nichts.
    Â»Du bist eine dumme Sklavin. Und wenn ich groß
bin, verkaufe ich dich!«, schrie er plötzlich los. Seine großen blauen Augen
hatten einen harten Ausdruck bekommen, und Sina wandte sich rasch ab, um ihr
Entsetzen zu verbergen. Was war nur los mit diesem Kind? Bastian konnte so
liebenswert und charmant sein! Ein kleiner Engel mit goldenen Locken. Aber es
steckte auch etwas Teuflisches in ihm, das hatte sie schon mehrmals erleben
müssen.
    Â»Bastian!« Karl, der Siebenjährige, legte dem
kleinen Bruder rasch die Hand auf den Mund. »So was darfst du nicht sagen! Sina
ist keine Sklavin. Und sie bleibt immer hier bei uns. Nicht wahr, Sina?« Fast
flehend sah er zu Sina auf, die die Lippen fest zusammengepresst hatte. Sie
nickte nur und wandte den Kopf ab, damit die Kinder ihre Tränen nicht sehen
konnten.
    Â»Dumme Sklavin! Dumme Sklavin!«, kreischte
Sebastian wieder. Weiter kam er nicht, denn Karl gab ihm einen Klaps auf die
Wange.
    Â»Au! Du bist gemein! Das sag ich der Mama!«
Sebastian stampfte mit dem Fuß auf. »Ich will zu meiner Mama! – Mama!« Sein
Weinen wollte schon in schrilles Geschrei übergehen, da kam Mali ins
Kinderzimmer. Die alte Frau zögerte nicht lange, sie hob den schreienden Jungen
einfach hoch und legte ihn ins Bett.
    Â»So, und jetzt sei leise, sonst kommen die
Dämonen aus dem Urwald, der hinter den Bergen beginnt, und holen dich«, drohte
sie. »Und dann kommst du nie mehr hierher zurück.«
    Sebastian sah sie aus seinen großen blauen Augen
misstrauisch an. »Du lügst. Du bist schwarz. Du bist eine Sklavin.« Das neue
Wort schien ihm zu gefallen. Es war, als wolle er es immer wieder erproben.
    Â»Und du bist ein ungezogener Bengel, der jetzt
sofort still ist, sonst passiert noch ein Unglück.« Die alte Frau murmelte leise
etwas vor sich hin, und wirklich – Sebastian rollte sich zusammen und drehte den
Kopf zur Wand. Er schloss die Augen und tat so, als schliefe er. Doch unter der
Decke ballte er die kleinen Hände zu Fäusten, während unter den geschlossenen
Lidern Tränen der Wut hervorquollen.
    Karl hatte unterdessen die Arme um Sinas Taille
geschlungen. »Ich hab dich lieb«, flüsterte er.
    Â»Ich dich auch, mein Kleiner.« Sina küsste ihn
auf die Stirn. »Jetzt geh schlafen, ja? Ich helfe Josy, Madeleine zu Bett zu
bringen.«
    Karl zögerte. Dann bat er: »Kann ich nicht heute
bei euch in der Hütte schlafen? Bei Will? Er hat versprochen, mir eine
Geschichte vorzulesen.«
    Sina zögerte, dann nickte sie. »Na gut. Lauf
schon rüber.«
    Â»Danke!« Karl strahlte, packte seinen Schlafanzug
und lief durchs Treppenhaus hinunter in den Hof. Will kam gerade zusammen mit
Thabo aus dem Weinkeller, und Karl beeilte sich, die beiden einzuholen.
    Drüben im Gutshaus saßen Mali, Josy und Sina
noch eine Zeitlang in der Küche beisammen.
    Â»Es wird ein böses Ende nehmen«, flüsterte Mali
ein ums andere Mal und griff nach ihrem Talisman, den sie immer versteckt in
einer der großen Taschen ihres weiten Rockes trug. Eine kleine rote Feder, ein
Haifischzahn, ein Gockelfuß und eine hellblaue Koralle – das war Malis Schutz
vor bösen Geistern. Die alte Frau hatte schon oft geunkt, dass ihr Talisman
dieses Haus eines Tages vor Sebastian und seinem unguten Geist schützen würde.
Aber, so hatte sie vorausgesagt, dies würde sie nicht mehr erleben, denn ihre
Tage seien gezählt.
    Â»Passt auf euch auf«, flüsterte sie, und wie so
oft in den letzten Wochen wurde ihr Blick ganz verschwommen. Sie sah in eine
Zukunft, die den anderen noch

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