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Im Herzen der Feuersonne

Im Herzen der Feuersonne

Titel: Im Herzen der Feuersonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elfie Ligensa
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zurückkehren wollte, nach Hopeland eingeladen. Und Philippe Daubigny hatte diese Einladung nur zu gern angenommen!
Der alte Herr mit dem langen weißen Haar und der fast femininen Figur war
fasziniert von Charlotte – und hatte, da er über kein Vermögen verfügte, als
Dank für die Gastfreundschaft Porträts der Kinder angefertigt.
    Eifrig machte sich Charlotte nun an das
Dankesschreiben an Lady Gwendolyn, die ihr eine so großherzige Freundschaft
anbot. Ben schaute ihr eine Zeitlang zu, doch da sie keine Notiz mehr von ihm zu
nehmen schien, verließ er den Raum und ging hinunter in den Gutshof.
    Still war es hier im Augenblick, die meisten
Arbeiter waren im Weinberg, wo Thabo ihnen die verschiedenen Aufgaben zugewiesen
hatte. Und auch die Frauen waren beschäftigt – mit der Wäsche oder in der
Vorratsküche, manche arbeiteten aber auch in den Reben.
    Ben ließ sich ein Pferd satteln und ritt hinüber
zum ältesten Weinberg. Hier standen noch immer die ersten zweihundertfünfzig
Rebstöcke, mit denen er einst hier am Kap angekommen war. Sie trugen reichlich,
lieferten hervorragende Trauben. Und es war Ben gelungen, schon etliche gute
Stecklinge abzuschneiden und neue Rebstöcke zu kultivieren.
    Als er an den südlichen Rand des Hanges kam, sah
er Josy und die alte Mali, die mit den Kindern hierhergekommen waren. Karl
stand, wie hätte es anders sein können, bei den Rebstöcken und kostete von den
noch nicht ganz reifen Trauben. Sebastian spielte mit Josy Ball, und
stirnrunzelnd sah Ben, dass sein jüngerer Sohn den bunten Ball mutwillig gegen
die Rebstöcke warf.
    Â»Lass das!« Karl wollte seinen kleinen Bruder
beiseiteschieben, doch Sebastian wehrte sich mit aller Macht. Er war ein
bildhübscher Bub, zierlich, aber wendig und nicht schwach. Sein helles Haar, das
ihm in weichen Wellen bis über die Schultern fiel, war ein Erbteil von
Charlotte. Ebenso seine kleine zarte Nase und die langen, feingliedrigen
Finger.
    Jetzt ballte er die Hände voller Wut zu Fäusten
und schlug damit auf seinen Bruder ein. Karl wich zurück, er wollte sich
offensichtlich nicht mit dem Jüngeren schlagen. Der allerdings lachte hämisch.
»Feigling!«, rief er immer wieder. »Karl ist ein dummer Feigling!« Er rief es so
lange, bis der Größere die Geduld verlor und ihm ein paar Backpfeifen
verpasste.
    Die alte Mali, neben sich eine Decke, auf der die
kleine Madeleine lag, sagte etwas, das Ben nicht verstehen konnte. Und auch Josy
rief den raufenden Jungen etwas zu. Als die nicht hörten, stand sie auf und
trennte die beiden mit energischer Hand.
    Â»Seid ihr jetzt wohl brav!« Ben war näher
geritten und griff ein. »Sebastian! Hör auf zu streiten!«
    Â»Ich war das gar nicht!« Der blonde Fünfjährige
warf trotzig den Kopf in den Nacken. »Karl hat angefangen.«
    Â»Das ist nicht wahr!«, wehrte sich der
dunkelhaarige Junge, der seinem Vater jetzt schon wie aus dem Gesicht
geschnitten war.
    Â»Ihr seid sofort artig, sonst müsst ihr auf euer
Zimmer und bekommt kein Abendessen.« Ben blieb im Sattel sitzen und machte ein
strenges Gesicht. »Ich will jetzt nichts mehr von euch hören. Spielt artig
weiter, ja?«
    Â»Ja, Vater.« Karl nickte und ging zu Mali, die
ihm kurz übers Haar strich. Sebastian allerdings senkte nur den Kopf, trat nach
ein paar Steinen und lief zurück zum Gutshof.
    Mit einem kleinen Seufzer sah Ben ihm nach. So
hübsch Sebastian auch aussah, so schelmisch er lächeln konnte – er war immer
noch aufbrausend und hin und wieder sogar boshaft. Das hatte Ben schon
feststellen müssen. Doch leider wollte Charlotte nicht einsehen, dass ihr
jüngerer Sohn eine feste Hand brauchte. Sie verhätschelte den Jungen, der sich
bei ihr stets von seiner liebenswertesten Seite zeigte. Ben hoffte nur, dass die
Zeit Sebastian ändern würde.
    Als er weiterritt, winkte er der schwarzen
Kinderfrau kurz zu, die gerade eine Flasche für Klein Madeleine aus einem hohen
Weidenkorb holte und das Kind zu füttern begann. »Geht nicht zu spät heim, ich
glaube, ein Wetter kommt auf«, rief er Mali und Josy zu, dann gab er seinem
Wallach die Sporen, der daraufhin in einen leichten Trab verfiel.
    Wie so oft in den letzten Wochen dankte Ben dem
Herrgott dafür, dass Klein Madeleine gesund war und gut gedieh. Sie war rasch
gewachsen, und nichts erinnerte mehr daran, unter welch

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