Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Herzen der Feuersonne

Im Herzen der Feuersonne

Titel: Im Herzen der Feuersonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elfie Ligensa
Vom Netzwerk:
Augen, das
immer dann in seinen Blick trat, wenn er sein Weingut betrachtete – den Grund
und Boden, den er mit so viel Fleiß zu dem ertragreichen Besitz gemacht hatte,
der er jetzt war. Er zog Charlotte an sich. »Bist du glücklich hier mit
mir?«
    Sie schmiegte sich in seinen Arm. »Das weißt du
doch!« Sie sah in Richtung Süden, dorthin, wo die beiden Ozeane
aneinanderstießen und das Meer oft turmhohe Wellen hervorbrachte, die den
Schiffen gefährlich werden konnten. »Weißt du noch, wie schön es war, als wir
kurz vor Madeleines Geburtstag ein paar Tage am Meer waren?«, fragte sie aus
ihren Gedanken heraus. »So einen kleinen Ausflug würde ich gern wieder einmal
machen.«
    Â»Wann immer du willst.« Ben legte den Arm um ihre
Taille. »Ich wäre gern einmal wieder ganz allein mit dir …«
    Â»Dann lass uns bald fahren!« Charlotte drehte
sich ein wenig zu ihm hin und sah ihm in die Augen. Ihr Gesicht war von einem
Leuchten überzogen, die Lippen waren leicht geöffnet, Ben konnte ihre weißen
Zähne sehen – und die kleine vorwitzige Zungenspitze, die jetzt näher und näher
kam … »Wenn das Jahr voranschreitet, ist schon bald wieder Weinlese, dann hast
du gar keine Zeit mehr.«
    Das kleine Mädchen stampfte zornig mit dem Fuß
auf. »Ich will aber mit! Ihr sollt nicht allein wegfahren!«
    Â»Madeleine, bitte mäßige deinen Ton!« Charlotte
sah ihre Jüngste streng an. »So spricht man nicht mit seinen Eltern!«
    Â»Pah!« Die Neunjährige drehte den Kopf zur Seite,
und Charlotte wusste, dass sie ihr jetzt heimlich die Zunge herausstreckte. Als
sie sich wieder umdrehte, wirkte ihr zartes Gesicht, das von großen graugrünen
Augen beherrscht wurde, blass, aber ruhig. »Und was sollen wir so lange tun?«,
fragte sie, immer noch den trotzigen Ton in der Stimme.
    Â»Ich würde sagen, du könntest deine englische
Grammatik verbessern. Und rechnen üben.«
    Â»Und mit wem?«
    Â»Mit Karl zum Beispiel.«
    Â»Der ist langweilig. Und er hat nie Zeit für
mich. Immer ist er mit Will zusammen … oder mit einem anderen Schwarzen.«
Trotzig schob Madeleine die Unterlippe vor.
    Â»Will ist ein hervorragender Kellermeister. Ich
bin sicher, dass dein Bruder viel von ihm lernen kann. Wenn Karl keine Zeit hat,
dann frag doch Sebastian.« Charlotte strich dem Mädchen über das lange
aschblonde Haar, das zu zwei dicken Zöpfen geflochten war. Madeleine trug ein
veilchenfarbenes leichtes Kleid, darüber eine weiße Organzaschürze mit breiten
Rüschen. Die lilafarbenen Schleifen am Zopfende wippten jedes Mal, wenn sie den
Kopf bewegte.
    Sie presste die Lippen aufeinander, drehte sich
um und stürmte aus dem Zimmer. »Madeleine! Komm sofort zurück!« Charlottes
Stimme war ungewohnt streng. Sie hastete zur Tür und blickte Madeleine nach.
Doch die lief einfach weiter.
    Â»Wir können nicht einfach losfahren. Ich hätte
keine ruhige Minute.« Charlotte hob die Hand und beschattete Augen. Eine gute
Stunde war bereits vergangen, und Madeleine war immer noch nicht zurück. »Wo mag
sie nur hingelaufen sein?« Ratlos sah sie Ben an, der neben dem Landauer stand
und gerade die letzte Reisetasche aufgeladen hatte. Viel würden sie nicht
brauchen für die drei Tage, die sie in einem Haus am Meer verbringen wollten,
das Bekannten gehörte. Und doch war wieder einmal einiges an Gepäck
zusammengekommen.
    Der schwarze schlanke Wallach, ein noch recht
junges Tier, schnaubte ungeduldig. »Ruhig, mein Junge, gleich geht es los.« Ben
sah sich suchend um. »Weit kann sie ja nicht sein«, meinte er. »Dieser kleine
Trotzkopf! Wir müssen ihr solch ein unbotmäßiges Benehmen austreiben,
Charlotte.«
    Â»Ich bin ganz deiner Meinung.« Charlotte,
reisefertig und in einem leichten Kostüm aus hellblauem Wollstoff, zu dem sie
keinen Hut trug, sondern ein dunkelblaues Chiffontuch ums Haar geschlungen
hatte, nickte zustimmend. Der kleine Pompadour an ihrem linken Handgelenk war
aus dunkelblauem Leder, das mit vielen kleinen hellblauen Glasperlen bestickt
war. Eine zarte champagnerfarbene Bluse, am Hals mit loser Schluppe,
vervollständigte das Ensemble.
    Â»Ihr solltet losfahren, sonst wird es dunkel,
noch bevor ihr am Ziel seid.« Sina kam aus dem Haus. Sie hatte in der Küche noch
einen Proviantkorb hergerichtet, den sie jetzt in die

Weitere Kostenlose Bücher