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Im Herzen der Feuersonne

Im Herzen der Feuersonne

Titel: Im Herzen der Feuersonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elfie Ligensa
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dramatischen Umständen
sie zur Welt gekommen war. Sie war ein süßes Kind mit roten Wangen und
aschblondem Haar, das sich über den kleinen Ohren ringelte. Immer wieder
versuchte Charlotte, eine kleine Schleife in das Haar der Kleinen zu stecken,
doch noch waren die Haare zu dünn und zu weich.
    Mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen wandte
Ben sich ein Stück nach rechts. Hier befand sich, von einer Hecke aus Weißdorn
umgeben, der kleine Gottesacker von Hopeland . Neben
Hanne Schneeberger lag seit einem halben Jahr auch Helene Kreuvert hier
begraben, die so plötzlich und unerwartet gestorben war. Unter großer
Anteilnahme war sie hier auf Hopeland bestattet
worden, wie es ihr Wunsch gewesen war. Charlotte und Ben hatten sie beerbt und
ihr Vermögen so noch mehren können.
    An einem kleinen Holzkreuz waren zwei
Gedenktafeln für Bens Eltern angebracht, die vor zwei Jahren Opfer der Influenza
geworden waren. Nur ein kurzes, sachliches Schreiben seines älteren Bruders
Peter hatte Ben davon in Kenntnis gesetzt. Seither war jede Verbindung zur
Heimat abgerissen. Für einen kurzen Moment hatte Ben es bedauert, dann sagte er
sich, dass es so gewiss besser sei. Von seinen Geschwistern hatte er nie etwas
Gutes erfahren, also sollte er sie aus seinem Leben streichen. Alles, was ihn an
sie erinnerte, war mit Kummer und mit Enttäuschung verbunden.
    Ein wenig abseits befanden sich drei Gräber von
Khoisan. Die Buschmänner waren eines Tages aufgetaucht und hatten um Arbeit
gebeten, die Ben ihnen gerne gab. Die drei waren fleißig und zuverlässig. Doch
sie starben innerhalb weniger Wochen – woran, das ließ sich nicht klären. Auch
diese Grabstätten waren mit einem Kreuz geschmückt, obwohl die Einheimischen
nicht getauft waren. »Vor unserem Herrgott sind alle Menschen gleich«, hatte
Charlotte erklärt und den dreien ebenfalls eine angemessene letzte Ruhestätte
gewährt.
    Helene Kreuverts Grab wurde von einem rot
geäderten Marmorstein geschmückt, davor blühten gelbe Rosen, so wie auf Hanne
Schneebergers Grab.
    Ein kurzes Gedenken, dann schwang Ben sich wieder
auf sein Pferd und ritt hinüber zur Zisterne, die regelmäßig entweder von ihm
oder von Thabo kontrolliert wurde. Erst als er sich davon überzeugt hatte, dass
alles in Ordnung war, trat er den Weg nach Hause an, wo er sich waschen wollte,
bevor er zu seiner Frau ging. Er hielt es gern so wie die schwarzen Arbeiter:
Ein kurzes Untertauchen in einem großen Zuber – und er war erfrischt und
sauber.
    Als er das Ankleidezimmer betrat, dessen Schränke
hauptsächlich mit Charlottes Kleidern gefüllt waren, trug er nur Unterwäsche und
einen seidenen Morgenrock.
    Charlotte hatte sich mit Hilfe ihrer Zofe
umgekleidet und sich die Haare frisiert. Locker hochgesteckt, mit einem Reif aus
Silber, auf dem kleine Perlen saßen, geschmückt, ringelten sich ihre Haare sacht
über die Schläfen. Wie zufällig waren ein paar Haarsträhnen auch im Nacken
gelöst worden und betonten dessen zarte Linie.
    Das Kleid, im reinen Empirestil, war aus hellem
roten Stoff und hatte eine silberne Bordüre unter der Brust. Seit Königin Luise
von Preußen diese französische Mode bevorzugte, trugen alle vornehmen Damen
diese luftig wirkenden Kleider, die oft dreilagig waren, damit sie nicht mehr
von der Figur der Trägerin zeigten, als schicklich war.
    Ãœberrascht sah Ben seine Frau an. »Gehen wir
heute noch aus?«, erkundigte er sich. »Das hab ich ganz vergessen. Zudem …« Er
zog eine goldene Taschenuhr aus der Weste, ein Geschenk Charlottes zum letzten
Weihnachtsfest, »es ist doch viel zu spät.«
    Â»Nein, wir gehen nicht aus«, erwiderte Charlotte
und kam lächelnd auf ihn zu. »Aber wir feiern etwas – nur du und ich.«
    Ãœberrascht sah er sie an. »Hab ich etwas
vergessen?« Schuldbewusst sah er sie an. »Nein, deinen Geburtstag nicht … nicht
den Hochzeitstag …«
    Charlotte lachte leise. Es war dieses Lachen, das
ihn aufhorchen ließ. So unbekümmert, so entspannt hatte sie ihn lange nicht mehr
angelacht! Sein Herz wurde groß und weit, und er zog Charlotte in die Arme. Der
Hausmantel fiel zu Boden, doch als er ihn aufheben wollte, hinderte sie ihn
daran. »Lass doch …« Sie sah ihn an – und dieser Blick sagte alles.
    Â»Meine Charlotte!« Er hob sie einfach hoch und
trug sie hinüber

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