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Im Herzen der Feuersonne

Im Herzen der Feuersonne

Titel: Im Herzen der Feuersonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elfie Ligensa
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gern
übernehmen . Leider habe ich Eure Nachricht erst
jetzt erhalten; wir waren für einige Monate in Indien – übrigens ein
schreckliches Land, wenn Ihr mich fragt. Aber davon wollen wir reden, wenn
wir uns wiedersehen. Anbei ein erstes kleines Präsent für Klein Madeleine.
Sobald wir wieder in Cape Town eintreffen, hoffe ich, Eure Tochter in die
Arme nehmen zu dürfen.
    Seid bis dahin gegrüßt von Eurer treuen Freundin Gwendolyn
Hawkins.
    Charlotte ließ den Briefbogen sinken und griff
nach dem kleinen Paket, das noch ungeöffnet auf ihrem Sekretär lag. Sie erbrach
das Siegel, schlug das braune feste Papier auseinander und stieß im nächsten
Moment einen kleinen Schrei aus. »Ben – schau nur! Lady Gwendolyn hat ihren
Vorsatz wahr gemacht. Sie will Madeleines Patin werden und hat unserer Tochter
bereits ein erstes Geschenk gemacht.« Behutsam nahm sie die kostbare Miniatur,
die ein altes Schloss darstellte, in die Hand. Das kleine Bild im
Elfenbeinrahmen war ein Kunstwerk, das sah Charlotte sofort. Und auch die
Brosche, die noch unter einer Schutzhülle aus Watte und Papier lag, eingebettet
in ein mit Samt ausgeschlagenes Kästchen, war höchst wertvoll: Es war eine
Schleife aus Rubinen und Brillanten, ein Meisterwerk der Goldschmiedekunst!
    Â»So ein Geschenk können wir nicht annehmen«,
meinte Ben und schüttelte den Kopf. »Ich möchte mich nicht verpflichten.«
    Â»Aber das tun wir doch gar nicht! Glaub mir, Lady
Gwendolyn mag uns aufrichtig, sie verfolgt keinerlei Absichten mit ihrem
Angebot, Madeleines Patin zu werden.« Charlotte lehnte sich in ihrem
Schaukelstuhl zurück. »Ich mag sie zudem sehr gern. Und ich freue mich für meine
Tochter.«
    Â»Ist schon gut, ganz wie du es möchtest.« Ben
trat zu ihr und küsste sie auf das blonde Haar, das ihr heute in weichen Wellen
offen über die Schultern floss. Seit Madeleines Geburt war Charlotte sehr
empfindlich. Sie weinte häufig, ohne einen Grund dafür nennen zu können. Zudem
war sie noch schwach und musste sich auf Anraten des Arztes schonen.
    Â»Das kommt oft vor nach einer schweren Geburt«,
hatte Dr. Monterey ihm erklärt. »Eine Art Wochenbettschwermut. Aber seid
beruhigt – diese Phase wird rasch vorübergehen.«
    Ben warf einen Blick auf seine Frau und
unterdrückte ein Seufzen. Charlotte hatte sich verändert, sie war oft still und
in sich gekehrt. Von der zärtlichen Geliebten, die sie ihm immer gewesen war,
war nichts mehr zu spüren. Im Gegenteil, sie entzog sich ihm, wann immer es
ging. Nur wenn die Kinder bei ihr waren, gab sie sich gelöst und fröhlich. Vor
allem Sebastian schaffte es mit seinem kindlichen Charme immer wieder, seiner
Mutter ein Lächeln zu entlocken.
    Â»Ich werde sofort antworten, mich bedanken und
Lady Gwendolyn versichern, dass wir uns sehr geehrt fühlen, dass sie Patin von
Klein Madeleine werden will.« Charlotte erhob sich ein wenig schwerfällig. Sie
trug an diesem Tag ein weichfallendes hellblaues Kleid aus Baumwolle, in das
kleine Seidenfäden eingewebt waren, die dem schlichten Gewand einen edlen
Charakter verliehen.
    Â»Tu das, meine Liebe. Ich werde vor dem Nachtmahl
noch einmal einen Ritt durch die Weinberge unternehmen. Thabo sagte, dass er
wieder irgendwelches Ungeziefer entdeckt hätte. Wir müssen den Anfängen wehren.
Und auch die neue Zisterne muss überprüft werden.«
    Â»Geh nur. Wir sehen uns später.« Charlotte nickte
ihm kurz zu, dann ging sie in ihren kleinen Salon, der mit zarten, weiß
lackierten Möbeln eingerichtet war. Außer einer hellgelben Seidenchaiselongue
und zwei dazu passenden Sesseln standen hier ein ovaler Tisch mit
Einlegearbeiten und ein Mahagonisekretär, an dem die junge Gutsherrin ihre
private Korrespondenz erledigte. An den Wänden hingen kleine venezianische
Leuchter, dazwischen goldgerahmte Bilder von holländischen und englischen
Malern. Aber auch zwei kleine Porträts der Kinder, die ein französischer
Künstler, der auf der Durchreise gewesen war, angefertigt hatte, befanden sich
hier. Charlotte hatte den Mann, der schon über siebzig Jahre zählte, in einem
kleinen Geschäft getroffen. Dort hatte Philippe Daubigny nach Zeichenpapier und
Malutensilien gefragt.
    Spontan hatte Charlotte ihn, der nur für zwei
Wochen in Südafrika bleiben und dann mit einem französischen Segler in die
Heimat

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