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Im Herzen der Feuersonne

Im Herzen der Feuersonne

Titel: Im Herzen der Feuersonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elfie Ligensa
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beschäftigt waren, jedes noch so kleine Insekt, das den Reben
schaden könnte, zu beseitigen. Auch wurde der Boden gelockert, Unkraut wurde
gejätet, und am linken Hang waren Schwarze damit beschäftigt, junge Reben
hochzubinden. Niemand unterbrach seine Tätigkeit, um die Fremden näher in
Augenschein zu nehmen.
    Nach einigen Minuten bemerkte Ben dann auch die
Vorarbeiter, die auf ihren Pferden an den Hängen entlangritten und darauf
achteten, dass die Arbeit ordentlich verrichtet wurde.
    Himmel, war das ein riesiger Besitz! Ben sprang
vom Kutschbock, stemmte die Fäuste in die Seiten, streckte die ein wenig steif
gewordenen Glieder und sah sich um. Nie im Leben würde er damit wetteifern
können. Er besaß gerade einmal zweihundertfünfzig Rebstöcke. Und er mochte sich
kaum vorstellen, wie es auf dem Land des Großvaters aussah. Sicherlich war es
eine Wildnis und das Unkraut hatte alle Reben überwuchert. Panik wollte in ihm
aufsteigen, doch er zwang sich, den Mut nicht zu verlieren. Niemand hatte
gesagt, dass es leicht sein würde, sich hier etwas aufzubauen. Aber er würde es
schaffen. Er musste es schaffen! Er würde mit der Arbeit seiner Hände ein
stolzes Gut aufbauen, auf dem er einen ebenso vollmundigen Tropfen herstellen
konnte wie auf Constantia oder auf Stellenbosch !
    Drei Schwarze, die ganz in der Nähe mit ihren
Spitzhacken den Boden lockerten, sahen neugierig herüber, als Sina nun ebenfalls
herabsprang. »Ich frage die drei, ob sie was wissen von einem kleinen Gut hier
in der Nähe«, rief sie Ben zu.
    Â»Molweni!«, grüßte
sie. » Unjani? «
    Â»Unjani wena«, antwortete einer der drei, und die anderen nickten. Ben hörte fasziniert zu, wie
Sina mit den Männern sprach. Er verstand kein Wort, nahm jedoch an, dass es
Xhosa war, die Sprache der Einheimischen. Als seine Begleiterin sich ihm
schließlich wieder zuwandte, wirkte sie zufrieden.
    Â»Die Männer haben gesagt, dass sie sich hier gut
auskennen. Und sie wissen auch von einer alten Hütte, die unbewohnt ist und
inmitten von alten Weinbergen steht. Wir müssen noch eine Stunde weiter nach
Osten. Dort steht angeblich das verfallene Haus, und es gibt auch noch ein paar
Obstbäume und eben die alten Weinstöcke. Vielleicht ist es das Haus von der
Karte.« Sie wies zum Himmel, wo sich die Sonne schon gen Westen neigte. »Aber
wir müssen uns beeilen, es wird bald dunkel.«
    Â»Ja, du hast recht.« Er half ihr hinauf, nahm die
Zügel in die Hand und grüßte die drei Schwarzen mit einem kurzen Nicken. Dann
schnalzte er, hob die Zügel, und das Gefährt setzte sich wieder in Bewegung.
    Obwohl die Pferde, unterernährt und ohne jede
Ausdauer, bereits dampften und kaum noch vorwärtswollten, zwang Ben sie immer
weiter. Er musste heute noch an den Ort gelangen, der im Grunde immer noch ihm
gehörte! Sein Großvater hatte damals einige Parzellen Land gekauft, das war
sogar amtlich registriert worden. Ben hoffte inständig, dass sich an diesen
Besitzverhältnissen im Lauf der Jahrzehnte nichts geändert hatte. Die beiden
Urkunden aus Großvaters kleiner Holzkiste hatte er, in Wachspapier
eingeschlagen, in seinem Seesack aufbewahrt.
    Auf der weiteren Fahrt sprachen sie nur wenig.
Sanfte Hügel, auf denen nur struppiges Gras wuchs, das zum Teil schon von der
Sonne ausgedörrt war, wechselten sich ab mit grünen, sorgfältig bewässerten
Weinbergen, bis ihr Weg sie hinter einer Biegung urplötzlich, wie es schien, in
die Ödnis führte. Grasland wurde zu karger, steiniger Wildnis, über der die Luft
flimmerte. Dann wieder sah man große Flecken lilafarbenen Heidekrauts und
halbhohe grüngraue Büsche. In der Ferne sahen sie ein paar barfüßige,
dunkelhäutige Kinder in zerrissenen braunen Kitteln, die eine Ziegenherde
hüteten.
    Und dann, der Schein der Sonne bekam schon einen
tiefroten Schimmer, entdeckten sie endlich eine verfallene Hütte mit halb
abgedecktem Dach und schief in den Angeln hängender Tür.
    Das musste es sein! Ben hielt an und stieg ab, um
das Gut in Augenschein zu nehmen. Das aus groben Holzstämmen zurechtgezimmerte
kleine Haus stand im Schutz eines bewaldeten Hügels und war weitläufig umgeben
von alten, zum Teil vollkommen vertrockneten Weinstöcken. Allerdings sah der
erfahrene Benjamin gleich, dass einige der Rebstöcke frische Triebe zeigten. Es
erschien ihm wie ein

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