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Im Herzen der Feuersonne

Im Herzen der Feuersonne

Titel: Im Herzen der Feuersonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elfie Ligensa
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Vögel nisteten, deren Zwitschern die Luft
erfüllte.
    Nach einer weiteren halben Stunde erreichten sie
Kapstadt. Ben mochte seinen Augen kaum trauen. Er hatte sich alles ganz anders
vorgestellt. Schlichter, übersichtlicher, noch viel mehr im Aufbau begriffen.
Doch hier wurden sie von einer Stadt mit großen Holzbauten und breiten Straßen
empfangen, auf denen zum Teil sogar zwei Fuhrwerke nebeneinanderfahren konnten.
Hohe weiß und gelb gekalkte Häuser aus Stein, die zum Teil von hohen Mauern
umgeben waren, verliehen den breiten Straßen große Eleganz. Es herrschte reger
Betrieb, und Ben hatte Mühe, sein klappriges Gefährt heil durch die belebten
Straßen und Gassen zu lenken. Hin und wieder hörte er einen abschätzigen Ruf,
der ihm zu gelten schien, auch wenn er sich zunächst keinen Reim darauf machen
konnte. Erst allmählich begriff er, dass diese Äußerungen dem Umstand galten,
dass er mit einer Schwarzen zusammen auf dem Kutschbock saß.
    Doch das kümmerte ihn nicht, und er sah sich
weiter neugierig um. Dort gab es einen Gemischtwarenladen, da einen Barbier. Auf
einem breiten Messingschild über der Tür eines herrschaftlichen Hauses stand:
»Lamberts Bank«. Er versuchte, sich die Straße zu merken, denn sicher würde er
später eine Bank brauchen.
    Als er eine Straße erreicht hatte, die gerade
nach Osten führte, zügelte Ben die Pferde und beugte sich zu drei Männern hinab,
die gerade schwere Jutesäcke in ein Lagerhaus schleppten. »Verzeiht – könnt Ihr
mir sagen, wie ich ins Weinbaugebiet komme? Richtung Stellenbosch wär nicht falsch.«
    Â»Ach ja. Willst du deinem schwarzen Liebchen die
Weinberge aus der Nähe zeigen? Dann fahr einfach der Nase nach!« Der jüngste der
Männer grinste. Sein Haar, flachsblond und fettig, hing ihm in Strähnen ins
gerötete Gesicht. Der Blick, mit dem er Sina streifte, war unverschämt.
    Ben musste sich beherrschen, um ihm nicht eins
mit der Peitsche überzuziehen.
    Â»Bitte, Herr, fahrt weiter«, drängte Sina mit
leiser Stimme. Und dann, nach etwa hundert Metern, wies sie zu einer Hügelkette
hinüber, die zum Teil von tiefhängenden Wolken verhüllt war. »Da hinüber.« Sie
biss sich auf die Lippen, blickte zu Will hinunter, der auf dem Boden hockend
eingeschlafen war, und streichelte ihm über den Kopf.
    Â»In Ordnung. Wenn wir aus der Stadt heraus sind,
zeig ich dir eine Karte. Vielleicht kannst du etwas damit anfangen und wir
brauchen nicht mehr zu fragen. Die Leute hier wirken nicht sehr freundlich.«
    Ihm war aufgefallen, dass recht viele Soldaten in
englischer Uniform durch die Straßen patrouillierten. Offenbar wollten die
Engländer auf diese Weise die neu gewonnene Macht in diesem Winkel des
Kontinents zur Schau stellen.
    Die Pferde wurden unruhig, als ihnen plötzlich in
rascher Fahrt eine elegante Kutsche entgegenkam. Ben griff fester in die Zügel,
versuchte, die Tiere durchzuparieren. Vor die Kutsche, deren dunkles Holz mit
glänzenden goldenen und hellroten Ornamenten verziert war, waren zwei
wunderschöne Rappen gespannt, deren schwarzes Fell in der Sonne schimmerte wie
Seide. Nur flüchtig bemerkte Ben den Kutscher in einer schwarzen Livree, die an
den Kanten des Revers mit goldenen Litzen abgesetzt war, denn sein Blick wurde
von der jungen Frau angezogen, die im offenen Wagen saß und mit der linken Hand
ihren Hut festhielt, der unter dem zarten Kinn mit breiten Seidenbändern
gehalten wurde.
    Vor einem Geschäft hielt die Kutsche an, der
Kutscher sprang vom Bock und half der Frau heraus. Spontan zügelte auch Ben
seine Pferde, drehte den Kopf und sah wie gebannt zu der Fremden hin. Ihr Kleid
aus hellgrünem Samt war am Hals mit weißer Spitze gesäumt. Blondes Haar, das
unter dem Hut hervorquoll, fiel ihr bis weit über die Schultern. Ihr Antlitz war
fein geschnitten, und sie warf ihm aus ihren blauen Augen einen kurzen Blick
zu.
    Er war so berührt vom Anblick der Dame, dass er
nicht auf die Pferde achtete, die aufgeschreckt zur Seite sprangen, als ein Hund
mit lautem Kläffen hinter einer Katze herjagte und ihnen zwischen die Beine
geriet. Das Pferdefuhrwerk machte einen Satz nach vorn und wäre beinahe in den
Weg eines schäbigen Gefährts geraten, das nun ausweichen musste.
    Â»Verdammt, pass gefälligst auf, wo du hinfährst!
Oder hat dir dein Sklavenliebchen gerade den

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