Im Herzen der Feuersonne
grünlich, einige von ihnen angefault,
aber perfekt im Geschmack!
Von einer Sekunde auf die andere hob sich Bens
Stimmung wieder. Nein, er würde die Hoffnung nicht aufgeben, dass sich seine
heimlichen Träume erfüllten. Er würde aus diesem Stück Land, über dem sich der
weite blaue Himmel spannte, ein blühendes Weingut machen, und er würde weiteren
Grund und Boden dazukaufen. Davon hatte er fast vier Jahre lang geträumt. Dafür
hatte er mehr als zwei Jahre lang auf See geschuftet, hatte harte Zeiten
ertragen und jeden Kreuzer, jeden Taler gespart.
»Sina, wir bleiben hier!«, rief er. »Das sind die
Rebstöcke meines GroÃvaters! Das ist mein Land, das Land der Hoffnung. Dies hier
wird mein Weingut. Und ich schwöre, ich werde mit Gottes Hilfe ein Kleinod
daraus machen!« Er sah sich mit leuchtenden Augen um. »Wir bleiben hier â auf Hopeland !«
***
Â
»Hoffentlich regnet es bald.« Sina sah zu Ben
hinüber, der mit einer Spitzhacke den steinigen und verwucherten Boden
bearbeitete. Drei groÃe Steinhaufen lagen bereits auf der Seite, und das zum
Teil schon dürre Gras hatte er aufgeschichtet, um es zu verbrennen. Seit Tagen
rodete er in der sengenden Sonne die Erde, schonte sich nicht und schuftete ohne
Unterlass.
In den ersten Tagen hatte er sein Hemd
ausgezogen, doch die Sonne hatte seine Haut rasch verbrannt. Erst hatte er
Blasen bekommen, dann war die Haut aufgeplatzt, doch es scherte ihn nicht. Er
hatte Sina nur erlaubt, ein paar Blätter, die sie in einer kleinen Senke
gefunden hatte, daraufzulegen. Sie kühlten die Haut und linderten den Schmerz
ein wenig.
Seit Tagen nun hatte er ein altes Hemd an und
trug auch einen Strohhut, den er in einem kleinen Gemischtwarenladen in Simonâs
Town erstanden hatte. Der Ladenbesitzer, ein feister Bure, der ihm Hacke,
Schaufel, Nägel und ein paar andere Dinge verkauft hatte, hatte ihm dringend zu
der Kopfbedeckung geraten. »Wir Europäer können die afrikanische Sonne nicht
vertragen«, hatte er gemeint. »Glaubt mir, Mijnheer ,
nichts ist wichtiger bei der Feldarbeit als ein breitrandiger Strohhut.«
Ben konnte ihm im Nachhinein nur recht geben.
Doch obwohl er schwitzte, obwohl seine Augen brannten und die Arme ihm
schmerzten von der ungewohnten Arbeit â er gab nicht auf.
Sina half ihm, so gut sie eben konnte. Sie
schleppte gerade zum dritten Mal den schweren Holzbottich hinüber zu den
Rebstöcken, die der junge Winzer vor drei Wochen gepflanzt hatte und die jeden
Tag gewässert werden mussten, wenn sie angehen sollten.
Die beiden alten Pferde, die Ben dem Iren Tom vor
einer Woche abgekauft hatte, standen im Schatten einer Baumgruppe und
versuchten, die letzten grünen Grashalme zu rupfen.
»Die Gäule brauchen auch Wasser«, sagte Sina, und
eine Sorgenfalte bildete sich auf ihrer sonst glatten Stirn. »Aber der Brunnen
ist fast versiegt.«
»Ich hätte die Tiere lieber bei Tom lassen
sollen.« Ein unterdrückter Seufzer begleitete die Worte. Ben richtete sich auf
und wischte sich mit einem Lappen das verschwitzte Gesicht ab.
»Ach was«, widersprach Sina. »Dort wären sie auch
verdurstet und verhungert. Tom wollte doch weg, übers groÃe Wasser. Vielleicht
hätte er sie nur noch dem Abdecker verkaufen können. Hier haben sie es besser.
Und du brauchst das Gespann doch!« Sie wischte sich mit einem Zipfel ihres Rocks
übers Gesicht. »Morgen geh ich weiter in Richtung Osten. Sicher gibt es da
Wasser.« Sie sah sich um. »Ich denke, hier war mal ein Bachlauf. Die Kräuter
drüben wachsen eigentlich nur auf feuchtem Boden.«
»Davon seh ich leider nichts. Und die paar
Tropfen, die du herschleppst, nützen auch nur wenig.«
Seit seiner Ankunft hier auf Hopeland , wie er seinen Besitz überschwenglich getauft hatte,
mehrten sich die Probleme fast mit jeder Stunde. Von seinem ersparten Geld war
kaum noch etwas übrig. Seine wenigen Goldstücke hatte er in der Bank
eingetauscht. Dafür hatte er Francs und die ersten Englischen Pfund bekommen,
die er im Leben gesehen hatte. Jetzt, da die Franzosen und die Holländer sich
allmählich vom Kap zurückzogen und den Engländern mehr und mehr die
Vorherrschaft überlieÃen, waren alle Zahlungsmittel möglich. Er hatte sogar zwei
Rixdollar in der Hand gehalten. Das war eigentlich ceylonesisches Geld, wie der
Mann von der Lamberts Bank ihm
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