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Im Herzen der Feuersonne

Im Herzen der Feuersonne

Titel: Im Herzen der Feuersonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elfie Ligensa
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Wunder, dass es auf dem Stück Land noch einen Bestand von
brauchbaren Pflanzen gab. Die Luft roch nach dem sonnengewärmten Grund, und in
Bens Herz keimte Zuversicht auf, als er nun eine Handvoll Erde zwischen den
Fingern zerrieb. Ein Boden, wie geschaffen für den Weinanbau, da hatte sein
Großvater recht gehabt!
    Rechts neben der Hütte befand sich ein Brunnen.
Einige der Bruchsteine, mit denen er eingemauert war, lagen auf der staubigen
Erde, die Kette für den Holzeimer war gerissen. Sina stieg ebenfalls vom Bock
herunter und lief geradewegs auf den Brunnen zu.
    Â»Was machst du denn?«, rief Ben ihr nach.
    Â»Mal nachsehen, ob noch Wasser da ist!« Sina
lächelte und zeigte zwei Reihen weißer Zähne. Wie Perlen, schoss es dem Mann
durch den Kopf. Und wieder wurde ihm bewusst, von welcher Schönheit die junge
Schwarze war. Der geschwungene Mund mit den perfekt geformten Lippen weckte
insgeheim sein Begehren, und er wandte den Blick ab.
    Er musste absteigen und die Pferde beruhigen, die
auf einmal mit den Hufen scharrten und unruhig im Geschirr tänzelten. Der
Wallach mit der weißen Blesse wieherte angstvoll.
    Was war nur los? Was hatten die Tiere? Ben
blickte sich um, doch weit und breit konnte er keine Menschenseele und auch kein
Tier entdecken.
    Â»Ruhig, ganz ruhig. Es geschieht euch doch
nichts«, versuchte er den Pferden zuzureden. Doch das Tier, das links
eingespannt war, stieg auf einmal auf die Hinterhand. Sein Wiehern klang so
schrill, wie Ben es noch nie gehört hatte.
    Er versuchte, die Zügel fester zu halten, aber er
musste all seine Kraft aufbieten. Er trat zwei Schritte vor – und da sah er sie:
Eine dünne gelbe Natter glitt durch das halbhohe Gras. Sie hielt inne und
züngelte, dann verschwand sie so plötzlich, als habe die Erde sie
verschluckt.
    Â»Sina, pass auf – eine Schlange!« Ben konnte
nicht verhindern, dass Angst in seiner Stimme mitschwang. Wer wusste schon, ob
das Gift der Schlange für den Menschen tödlich war?
    Â»Ja, hier gibt es Wasser. Das weiß sie bestimmt.«
Sina wirkte unbewegt. Sie beugte sich tiefer in den Brunnen hinab, und Ben
konnte ihre schlanken, wohlgeformten Beine sehen. Seine Zunge wurde trocken, er
musste schlucken.
    Sein Blut pulsierte schneller durch die Adern,
als ihm bewusst wurde, dass er allein war mit dieser jungen Frau. Er versuchte,
seinen Gedanken eine andere Richtung zu geben.
    In diesem Augenblick wandte Sina sich zu ihm um.
»Hier, Wasser. Es ist ein bisschen abgestanden, aber man kann es trinken.« Sie
hatte ein großes Blatt geschickt zusammengerollt und damit ein wenig von dem
kostbaren Nass geschöpft.
    Â»Danke.« Ben trank einen Schluck und verzog den
Mund. »Es schmeckt modrig.«
    Â»Es ist aber nicht faulig. Und wir müssen etwas
trinken.« Sina ging wieder zum Brunnen, schöpfte erneut Wasser und gab es ihrem
Jungen, der die zwei kleinen Schlucke gierig trank.
    Auch den Pferden gab sie ein paar Tropfen. Sina
rieb ihnen einfach mit dem feuchten Rockzipfel über die Nüstern, was Ben erneut
einen Blick auf ihre schlanken Beine erlaubte.
    Wieder raschelte es, und er trat ein paar
Schritte zurück. Warum, zum Teufel, hatte er sich nicht erkundigt, ob die
Schlangen hier gefährlich waren oder nicht? Er würde so bald wie möglich
jemanden fragen, der in diesem Landstrich lebte.
    Und dann, ganz plötzlich, war die Sonne
verschwunden, und es wurde merklich kühler. Abgetaucht am Horizont, so als wäre
sie von einem dunklen Tellerrand gefallen. Was blieb, war ein glutroter Schein
am Himmel. Wie Feuerglühen, schoss es Ben durch den Kopf. Und im nächsten
Augenblick dachte er: Was machen wir jetzt? Auf keinen Fall können wir heute
noch zurück in die Stadt. Es war viel zu spät geworden, schon in einer Stunde
würde man nur noch Schemen erkennen können. Er hatte Sorge, dass die alte
Kutsche auf dem holprigen, ausgewaschenen Weg umstürzen könnte.
    Â»Spann die Pferde aus«, sagte er zu Sina. »Ich
sehe nach, wie es in der Hütte ausschaut. Vielleicht bietet sie uns ein Obdach
für die Nacht.«
    Sina nickte nur. Sie führte die Tiere etwas
abseits und band sie an einem alten knorrigen Baum fest. An dieser Stelle gab es
ein wenig Gras, und die erschöpften Tiere begannen sogleich zu fressen.
    Die Holztür, die windschief in den Angeln hing,
knarrte widerstrebend, als Ben sie öffnete. Ein paar Fledermäuse,

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