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Im Herzen der Feuersonne

Im Herzen der Feuersonne

Titel: Im Herzen der Feuersonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elfie Ligensa
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Verstand weggefickt?« Aufgebracht
schüttelte der Kutscher des breiten Ochsengespanns die Faust gegen ihn.
    Die junge Frau sah noch einmal kurz zurück, bevor
sie das Geschäft betrat. Als ihr Blick ihn erneut berührte, fühlte Ben, dass
sich sein Herzschlag beschleunigte.
    Â»Vorsicht, Master .«
Sina griff in die Zügel, weil er nicht mehr darauf geachtet hatte, wohin die
Tiere traten. Der Wallach mit der weißen Blesse versuchte gar zu steigen.
    Ben sah sich noch einmal um. Nie zuvor, so schien
es ihm, hatte er so viel Anmut und Liebreiz gesehen. Er musste einen weiteren
Blick wagen, auch wenn es unschicklich war. Aber die junge Frau war nicht mehr
zu sehen, der offene Wagen war um die nächste Straßenecke verschwunden.
    ***

 
    Will schlief zu Sinas Füßen, bis sie weit
draußen vor der Stadt waren. Es war inzwischen später Nachmittag, der Wind hatte
sich hier im Landesinneren ein wenig gelegt, und die Sonne brannte erneut
erbarmungslos vom Himmel. Die Gegend wirkte zunächst trist und menschenleer,
dann plötzlich kamen die ersten Weingärten in Sicht, und in Bens Brust keimte
Hoffnung auf. Einige der Reben schienen zwar verdorrt, die Stöcke seit Jahren
nicht gepflegt worden zu sein, aber es gab drei größere Weinberge, auf deren
geraden Furchen das Auge sich ausruhen konnte. Die Rebstöcke standen da in
frischem Grün, und Ben sah, dass die jungen Triebe bereits hochgebunden worden
waren.
    Ben hielt den Wagen kurz an und sprang hinaus. Er
bückte sich, nahm ein paar Brocken Erde hoch und zerrieb sie zwischen den
Fingern. Es war Lössboden, und ihm war klar, dass der Winzer, dem dieses Land
gehörte, sicher einen gehaltvollen, aromatischen Wein herstellen konnte.
    Nachdem sie ein weiteres Stück Wegs zurückgelegt
hatten, sah er, dass die Hänge hier noch viel besser gepflegt waren. In
akkuraten Reihen standen unzählige Rebstöcke dicht an dicht. Auf einer Anhöhe
bemerkte er ein weiß getünchtes großes Gebäude, das von einer Mauer umgeben
war.
    Â»Ist das schon Constantia ?« Fragend sah er Sina an. Die aber zuckte nur mit den
Schultern.
    Ben zügelte die Pferde, die leise schnaubend
stehen blieben und sofort am Wegrand zu grasen versuchten. »Hier, halt das fest.
Nicht dass uns die Gäule noch durchgehen.« Er drückte Sina die morschen
Lederriemen in die Hand, tastete dann in seiner Jacke, die an den Ärmeln schon
zerschlissen war, nach den Briefen und nach der ungelenken Zeichnung des
Großvaters.
    Sein Vater hatte dieses »Gekritzel« schon ins
Herdfeuer werfen wollen. Zum Glück war es Ben gelungen, das Stück Papier fast
unversehrt zu retten. Niemand daheim hatte verstehen können, was ihn an Afrika
so faszinierte. Sie hatten doch alle ihr Auskommen! Niemand musste hungern,
nicht einmal die Tagelöhner, die zur Weinlese aus der weiteren Umgebung an den
Rhein zogen. Für alle gab es Brot und Suppe genug.
    Die Briefe des Großvaters steckte Ben wieder ein,
die einfache Zeichnung, auf der nur einige Hügel und ein Wasserlauf deutlich zu
erkennen waren, gab er Sina. »Kannst du etwas darauf erkennen?«
    Die junge Schwarze zögerte, drehte das Blatt in
den Händen. Nach einer Weile wies sie auf einen schraffierten Teil. »Der
Tafelberg«, sagte sie. »Und hier … da sind wir. Aber das hier …« Sie wies auf
eine Stelle, die der alte Ruhland mit einem Kreuz und einem Kreis gekennzeichnet
hatte. »… das muss noch weiter draußen sein.«
    Ben zögerte einen Moment, dann beschloss er,
einfach auf seine Begleiterin zu vertrauen.
    Wie sich bald zeigte, hatte er gut daran getan.
Sie erreichten Stellenbosch etwa eine halbe Stunde
später. Das Gut, vor Jahren noch ziemlich heruntergekommen, wie er aus Berichten
von Reisenden erfahren hatte, befand sich jetzt wieder im Aufschwung. Es war
bereits viel von der einstigen Pracht wiederzuerkennen. Eine Allee aus hohen
Eichen, in deren Blättern der Wind rauschte, führte zum Haupthaus, daneben
standen kleinere Gebäude. Sie waren noch nicht frisch gestrichen worden, aber er
sah Zimmerleute und andere Handwerker bei der Arbeit. So wie auch in den
Weinbergen unzählige Schwarze emsig damit beschäftigt waren, neu zu bepflanzen.
Zwischen dem frischen Grün des Weinbergs wimmelte es förmlich vor Menschen, und
Ben vermutete, dass vor allem die Frauen, die durch ihre bunten Kopftücher
auffielen, damit

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