Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Herzen der Feuersonne

Im Herzen der Feuersonne

Titel: Im Herzen der Feuersonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elfie Ligensa
Vom Netzwerk:
gönnte sich keine
Ruhe, er hatte große Sorge, dass es bald zu einem Streit kommen würde. Wer immer
der Nachbar war, dem jetzt das Wasser fehlte – er würde dies feststellen, und er
würde es vermutlich nicht klaglos hinnehmen. Doch was Ben tat, das geschah im
vollen Bewusstsein, dass dieses Wasser für sie lebensnotwendig war. Ohne den
Zufluss würde Hopeland nicht gedeihen. Das war ihm
selbst eine handfeste Auseinandersetzung wert, auch wenn er nicht streitsüchtig
war.
    Endlich war das Wasser gänzlich in den kleinen
Kanal umgeleitet. Wenn seine Reben genug von dem kostbaren Nass abbekommen
hatten, konnte er sich Gedanken darüber machen, wie er damit eine größere Fläche
bewässern und seinen Boden zu einem immer grüneren Weingarten machen konnte.
    Â»Ich fahre morgen in die Stadt«, verkündete er
Sina, als er am dritten Abend die Spitzhacke und die Schaufel schulterte und
sich anschickte, zurück zur Hütte zu gehen. »Neues Holz und Nägel besorgen. Was
fehlt sonst noch im Haus?«
    Sina überlegte. »Etwas Mehl. Salz. Sirup.
Frischer Kürbis und Kartoffeln, wenn welche feilgeboten werden, und auch ein
paar Bohnen. Die könnte ich setzen. Und vielleicht könnt Ihr ein paar Hühner
kaufen. Dann hätten wir Eier, ich könnte Brot backen. Ach ja, bringt auch mealies mit.«
    Â»Was ist das?«
    Â»Wie nennt ihr das? Gelbe Stauden mit vielen
Körnern, die wohlschmeckend sind und satt machen. Ich kann sie braten oder
Fladenbrot daraus machen.«
    Ben lachte. »Ach, Maiskolben. Gut, ich will
sehen, ob ich welche bekomme. Und Hühner willst du haben.« Er nickte.
    An diesem Abend aßen sie die letzten Kartoffeln,
dazu gab es einen Rest Kürbisbrei und wilde Beeren, die Sina gesucht hatte.
    Sie gingen früh schlafen, ausgelaugt und
erschöpft. Ben spürte jeden Knochen in seinem Körper, als er auf seiner Pritsche
lag. Auch der kleine Will war müde. Er hatte am Wasser gespielt und den
Kaninchen Futter gesucht. Dabei hatte er ein paar Eidechsen gesehen und Affen,
wie er aufgeregt berichtet hatte. Vor diesen Tieren hatte er Angst, sie
kreischten furchterregend, und seine Mutter hatte ihm erzählt, dass sie auch
bissen, wenn man ihnen zu nahe kam. Also hatte er sich hinter einem Baum
verborgen und sie nur aus der Ferne beobachtet.
    Ben wurde durch einen langgezogenen Schrei wach,
der nicht von einem Menschen zu stammen schien und der von draußen aus der
Wildnis zu ihm hereindrang. Mit einem Satz war er aus dem Bett und griff nach
dem alten Schießprügel, den Tom, der Ire, ihm überlassen hatte.
    Als er vor die Hütte trat, umfing ihn dunkle
Nacht. Oben am schwarzen Nachthimmel glitzerten abertausend Sterne wie an einem
riesigen Zeltdach, in das Lichtpunkte eingearbeitet waren, doch sie spendeten
kaum Licht, und der Mond war hinter einer Wolke verborgen. Ben kniff die Augen
zusammen, doch sosehr er sich bemühte, er konnte nichts Ungewöhnliches
erkennen.
    Angestrengt lauschte er in die Dunkelheit. Erneut
erklang dieses seltsame Bellen, das fast ein Heulen war. Stießen Affen diese
Laute aus? Oder wilde Hunde, die sich bis hier heraus verirrt hatten und die
etwas zu fressen suchten?
    Er drehte sich um, als er eine Bewegung hinter
sich wahrnahm und ein Rascheln hörte, von Füßen, die durch das halbhohe Gras
strichen. »Das sind Hyänen. Sie kommen nicht oft bis hierher in den Süden.« Sina
hatte sich ein altes Wolltuch um die Schultern gelegt. »Es muss ein totes Tier
geben hier in der Gegend.« Ihre Stimme klang heiser vor Angst.
    Â»Geh wieder rein. Ich seh mich noch mal um.« Ben
packte das Gewehr fester, doch er konnte nichts Besorgniserregendes
entdecken.
    Als er in den zarten Strahlen der frühen
Morgensonne vor das Haus trat, um zu dem dürftig gezimmerten Verschlag zu gehen
und die Pferde anzuspannen, sah er mit Entsetzen, dass die Bretter, die er
mühevoll zusammengenagelt und mit denen er den Bewässerungsgraben ausgekleidet
hatte, aus der Erde gerissen und zerschlagen worden waren. Das Wasser
versickerte weiter oben am Hügel. Als er dort ankam und die Erde absuchte,
entdeckte er Spuren von Hufen. Es waren wenigstens drei Reiter hier gewesen.
    Â»Und ich hab nichts bemerkt! Verdammt, verdammt,
verdammt!« Ben schlug immer wieder mit der Faust auf einen Pfahl in der Nähe. So
lange, bis der Schmerz stärker war als seine Wut und er zu sich kam. »Wenn

Weitere Kostenlose Bücher