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Im Herzen der Feuersonne

Im Herzen der Feuersonne

Titel: Im Herzen der Feuersonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elfie Ligensa
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tun können. Niemand hatte es gewagt, sich gegen den grobschlächtigen,
brutalen Verwalter aufzulehnen. Er regierte den Besitz seines Herrn mit harter
Hand und verschaffte sich sein Vergnügen entweder mit Huren oder mit jungen
Sklavinnen.
    Ein kleines Lächeln glitt über Sinas Gesicht, als
sie daran dachte, wie anders alles geworden war. Jetzt war sie bei Ben, und er
war der anständigste Weiße, den sie je getroffen hatte. Sie dankte allen Göttern
dafür, dass er sie aufgenommen hatte – sie und ihren Jungen. Will mochte Ben,
und der junge Mann schien sich gern um ihren Sohn zu kümmern und brachte ihm
manches bei, wenn sie draußen im Weinberg waren. Peer, der Vater des Kindes,
hatte sich nie um den Kleinen geschert. Im Gegenteil, ihm war der »Bastard«
immer ein Dorn im Auge gewesen.
    Sina schwor sich, alles zu tun, um Ben beim
Aufbau seines Weingutes zu helfen. Sie fühlte sich wohl auf Hopeland , sie liebte die Arbeit an den Weinstöcken, die genau
gezogenen Reihen der Pflanzen und das weite Land, das das Gut umgab. Sie sorgte
für abwechslungsreiche Mahlzeiten, und sie verlieh der einfachen Behausung so
viel Wohnlichkeit, wie es irgend möglich war. Von Ben hatte sie viel gelernt,
verstand einiges von der Pflege der Reben, und sie würde ihm eine echte Hilfe
sein. Er würde es nicht bereuen, ihr geholfen, ja sie gerettet zu haben.
    Und so arbeitete Sina nach Bens Abfahrt in die
Stadt zunächst in der Nähe des Hauses. Goss die jungen Reben, sammelte zusammen
mit Will das Ungeziefer, das sich in diesem Jahr wieder stark vermehrte, von den
jungen Trieben und band diese zurück, wo es nötig war. Sie wagte es sogar, ein
paar Eimer Wasser zu holen, auch wenn sie dazu wieder hoch zum Hügel musste.
Dieser Weg löste ein Gefühl der Beklemmung aus in ihr, denn alles, alles war
zerschlagen! Wer sich auf diese Weise mit Wasser versorgte, der kannte keine
Skrupel und würde alles tun, um sich zu holen, was rechtmäßig einem anderen
gehörte. Und eine wehrlose Frau und ein Kind würden ihn nicht daran hindern, das
wusste Sina. Und es war umso schlimmer, weil sie nach der Zerstörung der Quelle
um jeden Tropfen ringen musste. Das Wasser war fort, nur der Quelltümpel
lieferte noch das wertvolle Nass.
    Erst als die Schatten länger wurden und die
letzten Sonnenstrahlen die Hügel in feuerrotes Licht zu tauchen begannen, ging
sie mit ihrem Jungen ins Haus und verriegelte die Tür mit einem Balken. Es gab
auch jetzt noch, im Dämmerlicht, genug zu tun. Bens alte Arbeitsjoppe war an
zwei Stellen zerrissen. An einer Hose fehlten Knöpfe. Will war schon wieder
gewachsen, und sie versuchte, seine gute Hose länger zu machen, indem sie einen
Stofffetzen zuschnitt und einen breiten Streifen an die Hosenbeine annähte.
    Plötzlich waren von draußen Stimmen zu hören.
Sina spähte vorsichtig durch einen Türspalt. Das Herz klopfte ihr bis zum Hals,
und sie hoffte inständig, dass niemand auf sie aufmerksam wurde.
    Â»Wer ist da?«, fragte Will.
    Â»Schhh.« Sina legte den Finger an die Lippen.
»Ich weiß es nicht. Still, nur still!«
    Will nickte. Er verkroch sich unter dem Tisch und
spielte dort mit dem Holzpferd, das Ben ihm geschnitzt hatte. Es war kaum zu
erkennen, dass das Spielzeug ein Pferd darstellen sollte. Zu dick war der Bauch,
zu klein der Kopf, die Beine nicht einmal gleich lang. Und doch – es war das
erste Spielzeug, das Will je besessen hatte, und er liebte es heiß und
innig.
    Die Männerstimmen kamen näher. Sina atmete auf,
als die vier Schwarzen vorbeigingen und sich nicht um die Hütte kümmerten. Jeder
von ihnen hatte einen prall gefüllten Sack auf der Schulter. Es war kaum
anzunehmen, dass die vier das, was sie da durch die Gegend schleppten,
rechtmäßig erworben hatten, denn sie blickten sich bisweilen um und redeten nur
halblaut miteinander.
    ***

 
    Als Ben mit seinem Fuhrwerk in Kapstadt
eintraf, stellte er wieder einmal fest, dass die Stadt sich in der kurzen Zeit,
seit er am südlichen Zipfel Afrikas angekommen war, vergrößert hatte und mit
jedem Tag weiterwuchs. Überall sah man Zimmerleute in ihrer schwarzen Kluft bei
der Arbeit. In den Baugruben schufteten die kräftigsten der schwarzen Sklaven
und hoben die Erde aus, damit die Fundamente gemauert werden konnten. Immer
größere Steinhäuser wurden gebaut; die alten, zum Teil schon

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