Im Herzen der Feuersonne
erklärt hatte. Doch auch diese Währung wurde am
Kap akzeptiert. Es gab genau einen Schilling und sechs Pence dafür. Ben tat sich
mit der neuen Währung allerdings noch schwer, so wie auch die meisten Händler in
der Stadt. Sie blieben lieber bei dem vertrauten Zahlungsmittel.
Zehn Francs hatte er für Holz und Werkzeug
ausgegeben. Ein paar Centimes nur hatte die Kleidung für Sina und ihren Sohn
gekostet. Tom hatte ihm die Sachen seiner verstorbenen Frau überlassen â
zusammen mit seinem gesamten Hausstand. So besaÃen sie jetzt wenigstens eine
Kommode, ein breites Bett, einen soliden Tisch aus Eichenholz und sogar ein paar
gehäkelte Decken dafür. Sina war stolz auf echtes Porzellan und auf vier Töpfe,
in denen sie Maisbrei kochte und Kürbisgemüse. Die Kürbisse waren an den Ständen
der Marktfrauen in Simonâs Town preiswert zu erstehen, und Sina hatte
beschlossen, bald einen Gemüsegarten anzulegen, damit sie sich selbst versorgen
konnten.
Wenn Ben daran dachte, wie emsig sie Pläne
schmiedete, schämte er sich seiner Kleingläubigkeit. Er hätte nicht gewusst, was
er ohne sie angefangen hätte. Sina war voller Zuversicht, sie scheute keine
harte Arbeit und blickte in die Zukunft, als sei es ihr Land, das es urbar zu
machen galt.
Tom hatte dem jungen Deutschen auch eine Ziege
überlassen, so dass sie Milch hatten.
»Nehmt sie mit zu den Pferden, sie sind
aneinander gewöhnt«, hatte der Ire gesagt, als Ben ihm das geliehene Gespann
zurückbringen wollte. »Ich brauche sie nicht mehr. Ich geh sowieso weg von hier.
Nach Amerika. Da fang ich noch mal ganz von vorn an.«
»Aber ⦠hier habt ihr euch doch etwas aufgebaut,
du und deine Frau«, hatte Ben eingeworfen.
» Damn it, ohne meine
Eva ist mir das nichts wert.« Er hatte gleich wieder nach dem Humpen gegriffen
und das Bier durch die Kehle laufen lassen. »Wenn ich gegangen bin, dann hol dir
den ganzen restlichen Krempel. Gib mir drei von den neuen Englischen Pfund und
der Hausstand gehört dir.«
Ben hatte ihm das Fuhrwerk abgekauft, aber auf
seine Worte hatte er nicht allzu viel gegeben, seit Tagen trank Tom Tag und
Nacht. Aber vorige Woche hatte Ben Nachricht erhalten, dass er alles abholen
könnte. Mit einem vollbeladenen Fuhrwerk war er aus Simonâs Town zurückgekehrt.
Tom hatte ihm tatsächlich fast alles überlassen: Haushaltsgeräte, Nägel, Messer
und ein halbes Dutzend Gläser. Sogar einen Eisenhammer von bester Qualität. Dazu
Bettwäsche, Kleider und Röcke von seiner verstorbenen Frau, zwei Hüte, ein paar
Umschlagtücher ⦠Sina war vor Freude wie von Sinnen gewesen, als sie die Schätze
gesehen hatte.
Jetzt besaà Ben ein kleines, mühsam instand
gesetztes Häuschen, ein wenig Hausrat, zwei alte klapprige Pferde samt Wagen und
einen kleinen Weinberg, der zu verdorren drohte, wenn nicht bald ein Wunder
geschah und er eine Quelle fand, um die Rebstöcke ausreichend mit Wasser zu
versorgen.
Vielleicht hatte Tom eine bessere Wahl getroffen,
indem er versuchte, in der Neuen Welt Fuà zu fassen. Dort gab es ungeahnte
Möglichkeiten, wie von allen Seiten berichtet wurde. Der Westen des riesigen
Landes war noch weitgehend unerschlossen, man konnte dort Rinder züchten oder
sich eine Farm aufbauen. Das Wetter war sicher auch viel beständiger als
hier.
Gestern war das Schiff ausgelaufen, mit dem Tom
Afrika verlieÃ. Es war ein englisches Handelsschiff mit Zielhafen New York
gewesen. Der kräftige Ire hatte als Matrose angeheuert und war sofort genommen
worden.
»Die Stadt wächst jeden Tag gewaltig«, hatte Tom
erzählt, als sie die Sachen auf das Fuhrwerk luden. »Ein Vetter von mir lebt
dort. Bei ihm kann ich erst mal unterkommen. Aber ich will nicht in New York
bleiben. So âne Stadt ist nichts für mich. Ich will weiter nach Westen.« Sie
hatten zusammen bei Hanne noch einen Brandy getrunken und sich dann
schulterklopfend verabschiedet. »Machâs gut, old
boy .«
»Viel Erfolg in der Neuen Welt. Ich wünsch dir
Glück, Tom. Sauf nicht so viel.«
»KlugscheiÃer« war alles gewesen, was der Ire
darauf erwidert hatte, doch sein letzter Händedruck war freundschaftlich fest
gewesen.
Hanne hatte Ben zwei Kaninchen mitgegeben, als er
sich mit seinem Gespann wieder auf den Weg nach Hopeland gemacht hatte. »Ein Pärchen«, hatte sie grinsend
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