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Im Herzen der Feuersonne

Im Herzen der Feuersonne

Titel: Im Herzen der Feuersonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elfie Ligensa
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Stimme geklungen. »Was sind denn die paar Fässer
für dich! Du lieferst doch das Hundertfache an die großen Güter.« Er stützte
sich mit einer Hand auf der groben Holztheke ab und fuhr sich mit der anderen
durch das dunkle Haar.
    Â»Eben. Da weiß ich wenigstens, dass ich mein Geld
kriege.« John, ein alter, knorrig wirkender Mann, hatte sich schon vor zehn
Jahren am Kap niedergelassen und die Konflikte zwischen seinen Landsleuten, den
Holländern und Franzosen hautnah miterlebt. Sein Geschäft lief gut, er war auf
Bens wenige Taler nicht angewiesen, und er blieb hart. Und so konnte Ben nur
hoffen, dass er beim nächsten Mal mehr Glück hatte. Außer John gab es in Cape
Town noch zwei weitere Lieferanten, sogar einen erfahrenen Fassmacher aus
Italien, das hatte er auf der Straße gehört.
    Wenn ich das nächste Mal herkomme, fahre ich
hinunter zum Hafen und statte Hanne einen Besuch ab, nahm Ben sich vor. Viele
Leute waren ihr verbunden, vielleicht konnte sie ihm auch in diesem Falle
helfen. Obwohl sie ihr äußerlich nicht wirklich ähnlich war, erinnerte ihn die
grauhaarige Wirtin entfernt an seine Mutter. Diese wachen Augen in einem
Gesicht, in das das Leben so viele Falten gegraben hatte … Ihm wurde warm ums
Herz, als er sich in Erinnerung rief, wie selbstlos ihm die Alte gleich am Tag
seiner Ankunft am Kap geholfen hatte. Ihrer Spelunke hatte er seitdem jedes Mal
einen Besuch abgestattet, wenn er zum Hafen fuhr, und er wollte Hanne in seinem
Leben nicht mehr missen. Wenn sie sich auch barsch und spröde gab, er wusste
genau, dass sie im Grunde ein weiches Herz besaß.
    Ben schnalzte mit der Zunge, um die Gäule wieder
anzutreiben. Bald hatte er Constantia hinter sich
gelassen. Ganz hinten auf der Ladefläche lagen, neben glatten, geschmirgelten
Brettern für einen Anbau und einem alten Fenster, auch kleine, grobe Bretter.
Damit wollte er den Bachlauf regulieren. Und in den kommenden Nächten würde er
sich auf die Lauer legen, um zu sehen, ob wieder jemand versuchen würde, seinen
Wasserlauf zu zerstören. Er würde nicht zulassen, dass man ihm seinen Besitz
nahm!
    Früher nie ein Raubein, hatte Ben auf See doch
gelernt, sich mit den Fäusten Respekt zu verschaffen. Und obwohl er Gewalt im
Grunde verabscheute, wollte er in dieser Lage einem Kampf nicht ausweichen. Er
griff in seine Tasche, in der ein kleiner Beutel Munition für die alte Muskete
steckte. Dazu Pulver und Blei, denn er hatte beschlossen, sich demnächst die
Kugeln selbst zu gießen, um Geld zu sparen. Es war nicht schwer, er hatte es vor
Jahren in Italien bei einem alten Fuhrknecht gelernt, der sich einst als Söldner
verpflichtet hatte.
    Noch hatte Ben die Nachbarschaft nicht genau
erkundet, er wusste nicht, wer weiter östlich lebte. Sobald die wichtigste
Arbeit getan war, so hatte er es sich vorgenommen, wollte er einen ausgedehnten
Erkundungsritt unternehmen. Weiter nach Osten wurden die Flächen, auf denen Wein
angebaut wurde, kleiner, das hatte er gehört. Stellenbosch war der letzte große Besitz in dieser Himmelsrichtung;
dann gab es noch ein paar kleinere Güter, die aber längst nicht die Pracht
entfalteten wie das alte, sehr bekannte Weingut, das vor mehr als hundertfünfzig
Jahren gegründet worden war.
    Jetzt fuhr er an ebenso armseligen Hütten vorbei,
wie er selbst eine besaß. Farmer versuchten, dem Boden etwas abzuringen, in
einiger Entfernung weideten kleinere Ziegen- und Schafherden, die von
halbwüchsigen Schwarzen gehütet wurden. Die Jungs riefen ihm etwas zu, das er
jedoch nicht verstand.
    Zwei Stunden hinter Kapstadt gönnte er den
Pferden eine kurze Rast an einem Bachlauf. Der Platz war beschattet von einigen
Bäumen, deren feste, kleine Blätter sacht im Wind raschelten. Er konnte sich
nicht erinnern, den kleinen Bach bei seiner letzten Fahrt gesehen zu haben.
Vielleicht ist das sogar mein Wasser, schoss es Ben durch den Kopf, als er sich
selbst erfrischte und dann die Tiere saufen ließ.
    Irgendwann muss ich mir ansehen, wohin der Bach
vorher geflossen ist, überlegte er. Sicher gibt es noch Anzeichen, die auf den
ursprünglichen Verlauf hindeuten. Büsche, Gräser, bestimmte Pflanzen, vielleicht
sogar Tiere. Aber das hat noch Zeit. Das Haus muss vergrößert und befestigt
werden, bevor die Herbststürme kommen. Das Dach ist immer noch nicht wirklich
dicht, und wenn Sina einen Gemüsegarten

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