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Im Herzen der Feuersonne

Im Herzen der Feuersonne

Titel: Im Herzen der Feuersonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elfie Ligensa
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überheblich und kaltherzig! Für eine
Weile vergaß sie, dass ihre Kleidung klamm war, dass sie eben noch vor Kälte
gezittert hatte. Ihr Unglück füllte sie gänzlich aus und ließ für nichts anderes
Raum.
    Â»Ich hasse ihn«, weinte Charlotte in ihr Kissen.
»Wenn er mir mein Glück mit Ben verbietet, werde ich heimlich fortgehen!«
    Als sie jedoch am nächsten Tag ausgehen wollte,
waren die Türen ihrer Räume verschlossen.
    Â»Du gehst nur noch in Begleitung aus dem Haus«,
erklärte Willem de Havelbeer. »Glaub mir, ich will nur dein Bestes. Und eines
Tages wirst du mir dankbar sein, dass ich dich vor einer Dummheit bewahrt
habe!«
    Â»Sie hat wieder nichts gegessen.« Zita, eine
kleine, untersetzte Mulattin mit rundem Gesicht und großen schwarzen Augen, sah
Helene Kreuvert eindringlich an. »Miss Charlotte liegt immer noch im Bett. Ich …
ich fürchte, sie ist krank.« Zita stieß einen tiefen Seufzer aus. »Krank vor
Liebe.«
    Â»Du meinst, sie ist krank vor Liebeskummer«,
verbesserte Helene automatisch. »Ich schaue selbst nach ihr.« Helene legte die
Stickerei, an der sie seit Tagen recht lustlos arbeitete, zur Seite und stand
auf. »Wo ist der Herr?«
    Â»Unterwegs in Geschäften.« Zita senkte den Kopf.
»Er hat Miss Charlottes Räume abgeschlossen, doch der Schlüssel liegt auf einer
Kommode gleich davor.«
    Helene nickte nur. Sie empfand das Verhalten
ihres Bruders als ungeheuerlich, doch in Gegenwart der Angestellten versagte sie
sich Kritik. »Komm mit«, befahl sie Zita, und gemeinsam gingen sie in den
zweiten Stock hinauf, wo Charlotte drei ineinander übergehende Zimmer bewohnte.
Sie hatte einen üppig ausgestatteten Salon mit zierlichen Mahagonimöbeln und
drei Sesseln, die mit hellblauem Seidenstoff bespannt waren. Aus dem gleichen
Material waren die Vorhänge, die bis zum Boden reichten und an hellen Tagen das
Licht abmilderten. Darunter waren duftige Gardinen aus weißem Musselin
angebracht, in den kleine Blüten eingewebt worden waren.
    Im Schlafgemach standen zwei große
Kleiderschränke, eine Kommode und ein breites Bett, über das sich ein Baldachin
aus gelbem Batist spannte. Der Boden war, so wie auch der Wohnraum, mit weichen
Seidenteppichen ausgelegt.
    Charlotte lag auf dem Bett, nur mit einem
leichten Kaschmirplaid zugedeckt. Ihr Hauskleid aus hellgrünem Wollstoff war
zerknittert, es war deutlich zu erkennen, dass sie die Nacht schon darin
verbracht hatte. Charlottes Gesicht war gerötet, aus trüben Augen blickte sie
der eintretenden Tante entgegen.
    Mit wenigen Schritten war Helene am Bett.
»Liebes, was ist mit dir? Fühlst du dich nicht gut?« Prüfend legte sie Charlotte
eine Hand auf die Stirn. »Himmel, du glühst ja!«
    Â»Mir ist so heiß …« Charlotte sah die Tante aus
trüben Augen an, im nächsten Moment wurde sie von einem trockenen Husten
geschüttelt.
    Helene wandte sich nach Zita um, die an der Tür
stehen geblieben war. »Hol Wasser und ein paar saubere Tücher! Ach nein, hilf
mir erst einmal, Charlotte zu entkleiden und zu Bett zu bringen. Sie ist völlig
verschwitzt und wird noch elender werden, wenn sie sich nicht umzieht.«
    Teilnahmslos ließ Charlotte alles mit sich
geschehen. Sie hielt die Augen geschlossen und reagierte erst, als sie die
kühlen Wadenwickel auf der Haut spürte. »Nein … Vater, ich muss doch zu Ben …«
Ein Schluchzen folgte. Dann war es eine Weile still, die Kranke schien zur Ruhe
gekommen zu sein.
    Helene und Zita blieben abwechselnd bei ihr, doch
gegen Abend stieg das Fieber so stark an, dass Helene den Arzt rufen wollte.
»Wir können es nicht verantworten, Charlotte mit Hausmitteln zu behandeln«,
erklärte Helene ihrem Bruder, der zunächst nicht glauben wollte, dass seine
Tochter krank geworden war.
    Â»Das ist doch nur Theater«, winkte er ab. »Sie
will ihren Kopf durchsetzen, sie will unbedingt erreichen, dass ich diesen
Benjamin Ruhland akzeptiere. Aber das wird nicht geschehen! Niemals!« Willem de
Havelbeer saß hinter seinem mächtigen Schreibtisch und blies aufgeregt dicke
Rauchwolken in die Luft.
    Helene Kreuvert sah ihren Bruder eindringlich an.
»Du versündigst dich, Willem. Und jetzt schick nach dem Doktor! Oder willst du
das Leben deines einzigen Kindes wirklich aufs Spiel setzen? Charlotte hat sich
stark erkältet, das

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