Im Herzen der Feuersonne
wie es mir
möglich war mit meinen Leuten.« Er hatte seit einigen Wochen zwei junge Schwarze
eingestellt, kräftige Burschen, die Hanne ihm vermittelt hatte. Sie waren
Sklaven bei einem alten Franzosen gewesen, der in seine Heimat zurückgekehrt
war. Man hatte sie stets gut behandelt, sie waren zuverlässig und ehrlich.
Ben war froh, Hilfe zu haben, denn allein mit
Sina konnte er die anfallenden Arbeiten nicht mehr bewältigen. Zwei neue
Weinberge hatten sie inzwischen angelegt und einen Hügel gerodet, auf dem nur
Dornbüsche und Steppengras wuchsen. AuÃerdem waren der Nutzgarten vergröÃert und
ein paar Obstbäume gesetzt worden.
Das alles hatte er allerdings nur möglich machen
können, weil Helene Kreuvert ihm ein Darlehen gegeben hatte. Eines Tages, gut
vier Monate war es her, war sie in einem offenen Landauer zu ihm hier in die
Einöde gekommen. Ben war gerade von einem Kontrollritt zurückgekommen. Er hatte
es sich angewöhnt, jede Woche einmal zur Quelle hinaufzureiten. Bislang
allerdings war es nicht mehr zu ZusammenstöÃen mit den Lammersburgs gekommen â
für Ben jedoch kein Grund, sich in Sicherheit zu wiegen. Diese Nachbarn waren
hinterhältig und gefährlich, davon war er überzeugt!
Ein Kutscher in schwarzer Livree, mit
Silberlitzen an den Aufschlägen des Jacketts und an der Hosennaht, hatte Madame
Kreuvert herausgeholfen, dann hatte die ältere Dame sich eine Weile umgesehen,
ohne ein Wort zu sagen.
Mit einem Satz war Ben aus dem Sattel gesprungen,
hatte sich ein wenig unbeholfen die Hände an der Hosennaht abgewischt und
Charlottes Tante dann ehrerbietig begrüÃt. »Madame Kreuvert ⦠das ist ja eine
Ãberraschung! Wenn ich gewusst hätte, dass Ihr kommt, hätte ich etwas
vorbereitet.«
»Ach was!« Helene hatte ihm freundlich die Hand
gereicht. »Ich will keine Umstände machen â und ich will Euch erst recht nicht
von der Arbeit abhalten. Das macht schon Charlotte, nicht wahr?«
Verlegene Röte hatte Bens Wangen gefärbt. Seit
längerem traf er sich heimlich mit Charlotte. Helene Kreuverts Zofe Mirja hatte
das erste Billett bei der Suppen-Hanne abgegeben, und die hatte es Ben bei
seinem nächsten Besuch überreicht. Mit zitternden Fingern hatte Ben das
Schreiben aufgerissen und gelesen:
Mein lieber Ben, das Herz ist mir schwer, wenn ich mir
bewusstmache, dass mein Vater unserer Liebe ablehnend gegenübersteht. Er mag
nicht mit mir über uns sprechen und versucht mich immer wieder zu einer
Verbindung mit Chester Hamsfield zu drängen. Aber ich weià genau, mit wem
ich mein Leben, meine Zukunft gestalten will â mit Dir, Ben! In Tante Helene
haben wir eine Fürsprecherin. Dem Himmel sei Dank dafür!
Dann hatte sie noch ein Treffen vorgeschlagen, an
einem kleinen Eichenhain drauÃen vor der Stadt. Seither hatten sie sich dort
mehrmals getroffen, sie waren auch einige Male ausgefahren und hatten
verstohlene Küsse getauscht.
Es war noch keine fünf Wochen her, da hatte
Charlotte ihm erzählt, während sie Arm in Arm durch den Eichenwald schlenderten,
der ihnen Schutz vor neugierigen Blicken bot: »Meine Tante will uns helfen. Sie
bietet dir ein Darlehen an. Zinslos.« Und als er spontan hatte ablehnen wollen,
hatte Charlotte hinzugefügt: »Bitte, sei nicht zu stolz, Ben. Wir können nicht
zusammen in einer kleinen Hütte hausen, vielleicht gar noch unter einem Dach mit
deinen Arbeitern. Das ⦠das kann ich nicht. Bitte, versteh mich.«
Ja, er verstand sie. Aber es war schwer, den
Stolz hintanzustellen und Hilfe anzunehmen.
Und jetzt war Helene Kreuvert zu ihm gekommen und
sagte: »Hier muss etwas geschehen, mein junger Freund. So kann Charlotte nicht
leben. Sie ist im Luxus aufgewachsen, das dürft Ihr nicht vergessen.« Sie hatte
sich bei ihm untergehakt und hinzugefügt: »Liebe erduldet und erträgt vieles,
doch wenn die Not zu groà ist, wenn die Einschränkungen zu gewaltig werden, dann
kann auch die gröÃte Liebe daran zugrunde gehen. Das solltet Ihr bedenken,
Ben.«
Ja, er hatte es bedacht â und schlieÃlich die
Hilfe, die ihm so groÃzügig angeboten wurde, angenommen!
»Ich habe es nicht anders erwartet«, hatte Helene
Kreuvert gesagt und ein paar Blätter aus ihrer Tasche gezogen. Nachdem sie sie
entfaltet hatte, konnte Ben sehen, dass es Konstruktionspläne für ein Haus
waren.
»So ein
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